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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
Autoren: Susanne Reinker
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sie Kitschromanzen. Was soll da an Die Brücken am Fluss so falsch sein?
    »Ich weiß gar nicht, was du hast. ›Als Mann und Kinder für ein Wochenende aus dem Haus sind, begegnet die Farmerin Francesca einem Fotografen und verliebt sich in ihn. Die beiden verbringen ein Wochenende voller Leidenschaft …‹ Klingt doch sehr vielversprechend«, sage ich ungeduldig. Neele nickt und legt den Film ein.
    Der hält dann leider doch nicht ganz, was er verspricht. Am Ende folgt Francesca nämlich nicht etwa dem Fotografen in ein neues Leben, sondern bleibt daheim bei ihrer Familie.
    »Völlig unglaubwürdig, dieser Schluss«, röhrt Neele und schenkt sich entrüstet Wein nach. »Eine Frau im vollen Besitz ihrer geistigen Kräfte würde doch niemals einen Kerl wie Clint Eastwood wieder ziehen lassen! Auf Leidenschaft und Abenteuer an seiner Seite verzichten, um mit ihrem angetrauten Gatten in der Pampa weiter Kühe zu züchten! Also wirklich, nicht verheiratet zu sein ist wie jeden Tag einmal freigesprochen zu werden.«
    Ich schiele betreten rüber zu Martina. Die hat den Film mit starrem Blick verfolgt und seit Längerem gar nichts mehr gesagt.
    »Es gibt eben nur Treue oder Dauer«, philosophiert Neele erbarmungslos weiter, »deshalb gibt’s bei mir auch nur Treue, solange der Vorrat reicht. Danach such ich mir was Neues. Aber klar, in einer Ehe ist so was natürlich nicht möglich«, fügt sie nach kurzem Nachdenken mitleidig hinzu.
    »Du hast gut reden. Was weißt du denn schon vom Eheleben?« Es klingt wütend; gleichzeitig hat Martina verdächtig nasse Augen.
    Stockend fängt sie an, von ihrem Schulschwarm Michael zu erzählen. Den hat sie vor zwei Monaten überraschend wiedergetroffen. Ausgerechnet in der Tiefgarage ihrer Wohnanlage. Neue Nachbarn soll man ja freundlich aufnehmen, und alte Liebe rostet nie; jedenfalls sind die beiden sich ziemlich schnell ziemlich nahegekommen.
    »Mit Stefan ist es einfach nicht mehr so prickelnd«, sagt Martina entschuldigend. »Halt wie alle Tage Erbsensuppe. Warm und sättigend – aber zwischendurch hat man einfach mal Hunger auf was anderes. Mit Michael war es … unglaublich aufregend.«
    Wir hoffen auf ein paar neckische Details, leider vergeblich. »Ich hab die Geschichte letzte Woche beendet. Ich hatte ein zu schlechtes Gewissen. Die Kinder. Stefan. In letzter Zeit ist er mir gegenüber so aufmerksam, und zur Belohnung betrüge ich ihn mit einer Jugendliebe aus dem Nachbarhaus … Das habe ich nicht mehr ausgehalten. Ich wollte immer eine Familie. Jetzt habe ich sie, da kann ich nicht einfach sagen: ›Sorry, ich bin dann mal weg, mich die nächsten Jahre selbst verwirklichen.‹«
    »So ein Quatsch, das sind doch alles spießige Moralvorstellungen!«, unterbricht Neele sie. »Wir haben alle nur ein Leben, da muss man sich geradezu zwischendurch ein bisschen persönliche Erfüllung gönnen. So gesehen ist ein Seitensprung voll in Ordnung, finde ich.«
    Sie lächelt Martina aufmunternd zu. »Du solltest strahlen, anstatt hier heulend auf dem Sofa zu sitzen. Is’ doch alles prima gelaufen: Du hattest deinen Spaß, niemand hat was gemerkt, und jetzt schmeckt dir die Erbsensuppe bestimmt wieder viel besser. Sandra, wie siehst du das?«
    Angestrengt betrachte ich Neeles Orchideenzucht auf dem Designerregal vor dem Panoramafenster, ganz so, als könnte ich mich gar nicht losreißen von diesem entzückenden Anblick.
    Was soll ich jetzt sagen?
    Ich für meinen Teil wäre schon glücklich, wenn es in meinem Leben derzeit überhaupt Erbsensuppe gäbe. Aber das werde ich hier und jetzt natürlich nicht zugeben. Auch nicht, dass ich in letzter Zeit einige Male versucht habe, mir tatsächlich ein bisschen persönliche Erfüllung zu angeln. Thomas ist schließlich oft geschäftlich unterwegs, da ergibt sich der eine oder andere Freiraum.
    Aber irgendwie scheine ich für One-Night-Stands nicht geeignet zu sein. Mein erster Versuch scheiterte schon vor dem Vorspiel, weil mein potenzieller Gespiele plötzlich Sehnsucht nach seiner Frau bekam. Der zweite Versuch scheiterte nach dem Vorspiel, weil wir beide zu betrunken waren, um noch Taten folgen zu lassen.
    Und der dritte Versuch, tja, der scheiterte bereits beim Abendessen.
    »Du, ich könnte doch mal für dich kochen«, hatte mir der Marketingleiter eines Messekunden verführerisch zugeflüstert. Kulinarisch interessierte Männer fand ich schon immer sehr anziehend, besonders wenn sie obendrein auch noch sehr anziehend aussehen.
    Es
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