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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
Autoren: Susanne Reinker
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ließ sich auch alles äußerst vielversprechend an. Die Luft knisterte vor Erotik, und fast hätten wir uns schon vor dem Essen die Kleider vom Leib gerissen. Hätten wir mal! Aber dann wollte er mir vorher unbedingt seine Kochkunst demonstrieren und servierte mit stolzgeschwellter Brust sein Lieblingsessen. Auberginengulasch.
    Wussten Sie schon, dass Auberginen erhebliche Störungen im Magen-Darm-Trakt auslösen können? Seit jenem Abend weiß ich es auch. Und ich werde heute noch rot bei der Erinnerung daran, wie ich mich überstürzt verabschiedete in der Hoffnung, es vor der großen Explosion noch bis nach Hause zu schaffen.
    »Also, ich würde Thomas nie betrügen«, erkläre ich. Selbstverständlich ohne zu erwähnen, dass mein Edelmut nicht etwa auf meine untadeligen Moralvorstellungen zurückzuführen ist, sondern einzig und allein auf mein Auberginendesaster. Danach habe ich mir resigniert jeden weiteren Anlauf in Richtung außereheliche Aktivität aus dem Kopf geschlagen.
    »So eine Ehe ist ein verantwortungsvolles Projekt, da geht’s nicht nur um joy and fun , sondern darum, gemeinsam durchs Leben zu gehen, und zwar durch die guten und die schlechten Zeiten. Sex ist da nun wirklich nicht alles.«
    »… aber ziemlich viel«, quatscht Neele dazwischen, was ich der Einfachheit halber überhöre.
    »Viel wichtiger ist doch, dass man dem anderen vertrauen kann. Dass man gemeinsame Ziele und Wünsche hat. Dass man miteinander alt werden will«, höre ich mich predigen.
    Martina steht das Schuldbewusstsein ins Gesicht geschrieben. Dabei beneide ich sie glühend. Nicht nur um ihr Abenteuer, sondern vor allem um ihren Mut.
    Sie hat sich immerhin getraut zuzugreifen, als das Schicksal eine alte Liebe in ihre Tiefgarage wehte. Auch ich träume von erotischen Begegnungen mit alten oder gerne auch neuen Liebhabern. Aber der Einzige, mit dem ich zuverlässig in der Kiste lande, ist und bleibt mein Kuschelschlafanzug.
    Sandra Heller, vor 20 Jahren warst du eine der abenteuerlustigsten Studentinnen der gesamten Uni. Du warst berüchtigt für deine große Klappe und deine Kompromisslosigkeit. Und heute?
    Heute bin ich 43 und mache mir mehr Gedanken über die Höhe meiner Rente als über die Länge meiner Orgasmen. Ich weiß über Tarife für zahnärztliche Zusatzversicherungen bedeutend besser Bescheid als über ausgefallene Beischlafstellungen. Ich diskutiere mit meinen Freundinnen öfter das Für und Wider eines Schlupflider-Liftings als das Für und Wider von Sex am Strand.
    Und manchmal denke ich geradezu gerührt an die lustigen Mädelsromane zurück, die ich früher so gerne gelesen habe. Gott, war das Leben da einfach! Von Zwängen des täglichen Broterwerbs, Briefen vom Finanzamt, auslaufenden Waschmaschinen und Streitereien über mangelhaft trocken gewischte Duscharmaturen war darin keine Rede.
    Es ging ausschließlich um die Eroberung von Märchenprinzen, nicht um ihre tägliche Pflege während der nächsten 40 Jahre und noch weniger um geeignete Methoden ihrer Entsorgung. Die Protagonistinnen hatten so niedliche Sorgen wie Pickel, Cellulitis und Körbchengröße, und wer auf die richtige Diät setzte und die neueste Schminktechnik beherrschte, dem gehörte die Welt.
    So kann das natürlich nicht ewig weitergehen. Deshalb werden die Frauen in den Mädelsromanen wohl auch nie älter als 40. Danach ist so eindeutig Schluss mit lustig, dass es offenbar sogar den Autorinnen vor Schreck die Sprache verschlägt.
    Jedenfalls sind für meine Altersgruppe nur noch Kochbücher, Anti-Stress-Anleitungen und Beziehungsratgeber im Angebot. Lustige Romane gibt es erst wieder über rüstige Rentnerinnen. Frauen zwischen Mondscheintarif und Rostfrei kommen in der Regel ausschließlich in sozialkritischen Fernsehdramen über zerrüttete Familien vor, die von der Kritik für ihre Realitätsnähe gelobt und nach 23:00 Uhr im Regionalprogramm ausgestrahlt werden.
    Folglich habe ich die Welt der lustigen Mädelsromane hinter mir gelassen und mich mit dem Ernst des Lebens arrangiert.
    Also in erster Linie mit meinem Chef und meinem Mann. Beides zugegebenermaßen keine Traumbesetzungen für so wichtige Rollen in meinem Leben. Aber in meiner Eigenschaft als zukünftige Mittvierzigerin bin ich altersweise genug, um zu wissen, dass das Leben kein Streichelzoo ist. Dass sämtliche Sinnfragen unterm Strich nichts anderes sind als eine stinknormale Midlife-Crisis. Und dass ich es zwar besser hätte treffen können, aber auch bedeutend
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