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Weltraumroboter

Weltraumroboter

Titel: Weltraumroboter
Autoren: William C. Anderson
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Oberweite zu entwickeln, und mein Liebster gedenkt die Formen des menschlichen Körpers umzugestalten ... Oh, arme Melodie Monahan – sollst du dich am Ende in Frankensteins Ungeheuer verlieben müssen?«

2
     
     
    Als McDermott Dr. Ludwig Ehricks Studierzimmer betrat, war ihm, als sei er versehentlich in ein Bühnenbild von ›Alt-Heidelberg‹ geraten. Der Raum war in altdeutschem Stil möbliert. Tausende von Büchern in schweren, riesigen Regalen verdeckten die Wände. Auf dem eichenen Schreibtisch türmten sich Stapel von Papieren. Eine Sammlung tönerner Bierkrüge zierte das Kaminsims. Am Kaminmantel hingen anderthalb Dutzend halblanger Tabakspfeifen mit geschnitzten Köpfen. Aus ihrem Schlafkorb beim Kamin blinzelten zwei gähnende Kurzhaardackel. Just die rechte Umgebung für einen der fähigsten Gehirnspezialisten der Welt, dachte McDermott.
    Der berühmte Doktor, vor Jahren für befristete Zeit als wissenschaftlicher Berater der amerikanischen Raumfahrtbehörde nach Kap Kennedy gekommen, war von dem warmen, sonnigen Floridaklima so entzückt gewesen, daß er sich schon bald entschlossen hatte, für den Rest seines Lebens nahe dem Versuchsgelände von Kap Kennedy ansässig zu bleiben. Mittlerweile halb und halb pensioniert, ruhte er auf seinen Lorbeeren aus und beschäftigte sich nebenbei mit Problemen, die ihn interessierten, wie – zum Beispiel – die Auswirkungen gewisser Gegebenheiten der Raumfahrt auf das menschliche Gehirn.
    McDermott, der beim Betreten des Studierzimmers das Gefühl hatte, im nächsten Moment werde durch eine andere Tür eine Schar buntbemützter deutscher Studenten hereinmarschiert kommen, Mensurschmisse auf den Wangen, überschäumende Bierkrüge in den Händen, um ein Loblied auf ›Alt-Heidelberg‹ anzustimmen, war überrascht, statt dessen aus einem der riesigen Kaminsessel eine kleine schlanke Greisengestalt aufstehen zu sehen, die ihm freundlich lächelnd die rechte Hand entgegenstreckte.
    »Ich freue mich, Sie zu begrüßen, Captain McDermott.«
    »Doktor Ehrick, ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie dankbar ich bin, daß Sie mich noch heute abend empfangen«, erwiderte McDermott, während er vorsichtig die dargebotene Hand schüttelte und dem Doktor in die milden blauen Augen sah, die ihm durch einen altmodischen Kneifer entgegenblickten.
    »Das Vergnügen, Captain, ist ganz auf meiner Seite. Bitte, nehmen Sie Platz. Darf ich Sie mit einem kleinen Brandy laben?«
    »Vielen Dank, nein, Doktor. Da ich weiß, wie beansprucht Sie sind, möchte ich lieber ohne Umschweife zum Thema kommen.«
    »Nun, ich hörte, daß Helios, dieser unberechenbare Schlingel, Ihnen wieder Kummer gemacht hat. Erzählen Sie mir alles darüber. Ich werde meine Pfeife stopfen und aufmerksam zuhören.«
    McDermott berichtete von den Schwierigkeiten mit dem Leitsystem der neuen Rakete. Als er geendet hatte, zündete sich der Doktor die sorgfältig gestopfte Pfeife an und paffte munter drauflos, bis sie den richtigen Zug hatte.
    »Ei, ei«, sagte er dann und betrachtete McDermott zwinkernd über den Rand seines Kneifers hinweg, »mir scheint, diese neuen komplizierten Apparate gebärden sich bisweilen launisch wie junge Mädchen. Tja, Captain, und was soll ich tun, um Ihnen zu helfen?«
    »Ich habe viele Ihrer Aufsätze über die Erforschung des menschlichen Gehirns gelesen, Doktor, und mich besonders für die Experimente interessiert, die Sie während des Krieges im Auftrag der deutschen Luftwaffenführung unternahmen. Ich meine vor allem die von Ihnen entwickelte Technik, künstliche Gliedmaßen durch elektronische Stromstöße zu bewegen, die vom Gehirn ausgehen.«
    »Nun ja, es gab damals eine Forschungszentrale für die Wiederinstandsetzung von Kriegsverstümmelten. Anfangs glaubte ich an eine großartige humanitäre Aufgabe. Aber in Wirklichkeit sollte unsere Arbeit dazu dienen, die mit künstlichen Gliedmaßen ausgestatteten Verstümmelten wieder zu frontverwendungsfähigen Soldaten zu machen.«
    »Wurde das Projekt nach dem Krieg aufgegeben?«
    »Nein, die ärztliche Forschung in aller Welt hat diese Aufgabe weiterverfolgt. Dank der neuen Leichtmetalle wird es wohl eines Tages gelingen, vollendet funktionierende künstliche Gliedmaßen zu schaffen.«
    »Sie waren als Gehirnspezialist an diesen Arbeiten beteiligt?«
    »Ja. Ich habe mein Leben lang das menschliche Gehirn studiert. Ich wollte herausfinden, wie es seine Botschaften an die Nerven übermittelt, von denen die Körpermuskeln dirigiert
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