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Weltraumroboter

Weltraumroboter

Titel: Weltraumroboter
Autoren: William C. Anderson
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werden. Und das weiß ich seit einiger Zeit.« Dr. Ehrick zwinkerte durch den Rauch seiner Pfeife zu McDermott hinüber. »Sehen Sie, mein Freund, viele unserer Forschungen während des Krieges schufen die Grundlagen für die ungeheuren Fortschritte der medizinischen Wissenschaft in den beiden letzten Jahrzehnten. Mich, zum Beispiel, brachten sie dazu, das in sich selbst abgeschlossene Gehirn zu entwickeln.«
    »Ein in sich selbst abgeschlossenes Gehirn – das ist es, weshalb ich hauptsächlich zu Ihnen gekommen bin, Doktor! Soviel ich hörte, experimentieren Sie mit dem Gehirn eines Affen, der längst nicht mehr lebt. Wie lange haben Sie es bis jetzt künstlich am Leben halten können?«
    »Nächsten Dienstag werden es sechsundzwanzig Monate sein.«
    »Und dieses Gehirn ist noch völlig intakt?«
    »Jawohl, völlig! In Jahrzehnten unermüdlichen Experimentierens habe ich nach und nach alle Fehlerquellen ausgeschaltet. Es gibt heute keinen Grund mehr, weshalb dieses Affengehirn nicht das menschliche Greisenalter erreichen sollte.«
    »Ein buchstäblich in sich selbst abgeschlossenes Gehirn?« McDermott konnte sein fast fieberhaft gewordenes Interesse kaum noch zügeln.
    »Freilich. Die ganze Einheit – Gehirn, Filter und Pumpe – wäre in einer Keksdose unterzubringen. Wie Sie wissen dürften, wird die Pumpe von kleinen Hochleistungsbatterien gespeist. Und jeden Monat wechseln wir die Gehirnflüssigkeit, wie Sie das Öl Ihres Autos wechseln.«
    »Unglaublich!«
    »Nicht so sehr. Das Gehirn stellt zwar den kompliziertesten Apparat dar, den es gibt – allein die technische Rekonstruktion des sogenannten Erinnerungsspeichers würde einen Vakuumröhrenkomputer von der Größe des Empire State Building erfordern –, aber es ist gleichzeitig äußerst robust. Durch die unübertrefflich geformte Hirnschale geschützt, kann es sehr grobe Attacken ohne nennenswerte Schäden überstehen.«
    »Aber wie halten Sie ein Gehirn am Leben? Das menschliche Gehirn stirbt doch binnen weniger Minuten nach dem Aussetzen der Herztätigkeit.«
    »Das tut es, ja. Die Lösung dieses Problems hat mich Jahre gekostet. Schließlich gelang es mir, eine Substanz zusammenzustellen, die das Gehirn lebendig hält, bis ich es an die Gehirnpumpe anschließen kann, die dann die Funktionen des Herzens übernimmt. Die erwähnte Substanz kann so angesetzt werden, daß sie mehrere Stunden lang wirksam bleibt.«
    »Ich verstehe«, murmelte McDermott und nickte so ernst, als hätte er es wirklich verstanden. »Doch nun zu unserer großen Frage, Doktor. Erscheint es Ihnen denkbar, auch ein menschliches Gehirn als in sich selbst abgeschlossene Einheit am Leben zu halten?« Gespannt wartete McDermott auf die außerordentlich bedeutsame Antwort.
    Nach kurzem Zögern erwiderte Dr. Ehrick durch die Rauchschwaden seiner Pfeife: »Ja, daran zweifle ich nicht. Unter Anwendung gewisser Verfeinerungen, die das wesentlich kompliziertere menschliche Gehirn erfordern wurde, konnte ich es für praktisch unbegrenzte Zeit am Leben halten.«
    McDermott wäre am liebsten aus seinem Sessel aufgesprungen. »Doktor«, rief er, »Sie sind ein Genie! Ich kann Ihnen kaum sagen, was mir das bedeutet – vom nationalen Weltraumprogramm ganz zu schweigen.«
    »Ach du meine Güte, nicht so schnell, Captain«, entgegnete Dr. Ehrick, anscheinend etwas amüsiert über McDermotts Erregung. »Wir diskutieren hier nur gewisse Möglichkeiten der ärztlichen Wissenschaft. Daneben bleiben zahlreiche andere Fragen zu erwägen. Zum Beispiel wissen wir nicht, wie sich Persönlichkeit und Charakter eines Menschen auswirken können, dessen Gehirn an eine Gehirnpumpe angeschlossen wird. Bewahrt das Gehirn seine alten Erinnerungen? Verändert sich seine geistige Haltung? Entstehen womöglich als Folge der Verpflanzung geistige Schäden? Noch weitere Umstände sind zu berücksichtigen – humanitäre, psycho-soziale –, und selbst das Gesetz muß in Betracht gezogen werden. Das alles hat mich bisher davon abgehalten, mit einem menschlichen Gehirn zu experimentieren.«
    »Durchaus begreiflich, Doktor. Doch wenn alle diese Fragen geklärt sind – wären Sie dann bereit, mit einem menschlichen Gehirn zu experimentieren?«
    »Ja, natürlich. Es wäre der Traum meines Lebens. Ich bin vor allem Wissenschaftler. Aber ich habe Sie auf die ungeheuren Hindernisse hinzuweisen, die bewältigt werden müssen.«
    »Ich weiß noch nicht genau, wie, doch werde ich dafür sorgen, daß Ihr Traum sich verwirklichen
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