Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
war noch nicht gesprochen. M 83, den ich zu Chesterfield geschickt hatte, verdankte mir immerhin das Leben.
    Ich rang mir die Antwort ab.
    „Danke für die Warnung.“
    „Sie haben keine Zeit zu verlieren, Commander. Jago schäumt vor Wut. Er gibt Waffen an die Muster aus.“
    „Was ist mit Captain Mboya?“
    „Keine Ahnung. Angeblich hat er sich in der Werkstatt verbarrikadiert, zusammen mit dem Schotten. Kümmern Sie sich nicht um ihn! Jago will vorerst nur Sie.“
    „Ich verstehe.“
    „Viel Glück, Commander.“
    Sie hatte abgeschaltet. Ich tat es ihr nach. Dann überlegte ich. Von M 83 war nicht die Rede gewesen. Möglicherweise war Chesterfield bereits im Besitz meiner Nachricht, vielleicht saß er sogar schon hinter dem Übermittlerpult im Funkraum. Aber auf das Eintreffen der Invictus konnte ich nicht warten. Auf PANDORA war ich praktisch ein toter Mann.
    Verdammt, im Raumkutter würde es kalt sein! Alle diese Arbeitsschiffe waren mangelhaft beheizt. Und am Ende mochte mich die Kälte zum Aufgeben zwingen.
    Ich zerrte die Reisetasche aus dem Schrank und stopfte an warmem Zeug in sie hinein, was mir unter die Hände kam: Pullover, wollenes Unterzeug, den doppelt gefütterten Bordparka, halbhohe Stiefel. Was brauchte ich noch, um in der Einsamkeit des Raumes die nächsten Tage zu überleben?
    Proviant? Woher nehmen? Aber Proviant war schon Nebensache. In ein paar Tagen verhungert man nicht.
    Wasser! Ohne Wasser geht der Mensch ein. Wasser mußte ich mitnehmen. Wasser war lebenswichtig.
    Ich fand eine Flasche Whisky, machte sie auf und entleerte ihren Inhalt in den Ausguß. Danach füllte ich sie mit Wasser aus der Leitung. Andere Gefäße besaß ich nicht.
    Draußen polterte etwas gegen die Tür. Ich nahm die Flasche in die rechte Hand, stellte mich neben den Türrahmen und riß die Tür auf.
    Mit rotem Hemd stand Gregor Chesterfield schwankend vor der Schwelle.
    „Sir… “
    Er würgte. Sein Hemd war nur deshalb rot, weil er aus einer tiefen Halswunde blutete. Und er schwankte, weil ich, indem ich die Tür aufriß, ihm den Halt genommen hatte. Bevor er in den Raum kippte, fing ich ihn auf.
    „Tut mir leid“, sagte er, als er in meinen Armen lag. Ich zerrte ein Tuch aus der Reisetasche, um es ihm um den Hals zu winden. Ihn zu verbinden, wie es sich gehörte, fehlte die Zeit.
    „Wer war es, Gregor?“
    „Muster.“
    Chesterfield verdrehte die Augen. Er verlor zu viel Blut, auch wenn die Wunde selbst nicht tödlich war. Sein Bewußtsein hatte ausgesetzt. Jetzt war ich auch noch für ihn verantwortlich. Und da er nicht laufen konnte, mußte ich ihn tragen. Die Reisetasche ließ sich nicht mitnehmen. Es ging ums nackte Leben.
    Im Fahrstuhlschacht war es hell geworden. Der Aufzug hielt. Sie stiegen lärmend aus: zwei gerade Nummern, eine ungerade. Letzterer hatte ich einmal das Leben gerettet.
    Ich unternahm einen letzten Versuch, ihn daran zu erinnern.
    „Hör zu, M 83!“ sagte ich. „Ich weiß, daß ihr Professor Jagos Befehl gehorcht. Aber könntet ihr nicht so tun, als ob ihr uns nicht gefunden hättet - sagen wir, um unserer gemeinsamen Zeiten willen, als ihr noch meine Schüler wart, ich euer Ausbilder?“
    Er strahlte mich an, und ich glaubte, gewonnen zu haben.
    „Wirklich, Sir, wir haben nichts gegen Sie.“
    „Also… “
    „Andererseits, wir haben auch nichts für Sie.“
    „M 83…“
    Er wies plötzlich mit dem Finger auf mich und trieb seine Begleiterinnen an.
    „Wenn er sich wehrt, legt ihn um!“
    Ich war zu seinem Gewissen nicht vorgedrungen. Er besaß keines. Er war dafür geschaffen worden zu leben, ohne zu zweifeln. Äußerlich sah er aus wie ein Mensch. Aber hinter dieser Fassade verbarg sich das Ungeheuer.
    Es war sinnlos, verhandeln zu wollen.
    Ich stieß mit dem Fuß die Tür zu, ließ den elektrischen Riegel einschnappen - und während draußen ihr Wutgeheul ertönte, riß ich den Schrank aus seiner Verankerung und ließ ihn so vor die Tür kippen, daß er ein zusätzliches Hindernis darstellte.
    M 83 hämmerte gegen die Tür.
    „Aufmachen!“
    Ich brachte Chesterfield in Sitzstellung.
    „Wir kriegen Sie!“ tobte M 83 im Gang. „Von PANDORA kommen Sie nicht runter! Wir erwischen Sie!“
    Chesterfields Oberkörper kippte über meine Schulter. Die Berührung brachte ihn zu sich.
    „Kümmern Sie sich nicht um mich, Sir!“ murmelte er.
    „Halt den Mund!“ sagte ich.
    Als ich mich aufrichtete, stöhnte ich vor Anstrengung. Der Junge auf meiner Schulter wog mehr als ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher