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0800 - Das Orakel

0800 - Das Orakel

Titel: 0800 - Das Orakel
Autoren: Jason Dark
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Hart schallten die Schritte durch die Garage. Den Echos nach zu urteilen, eilte eine Frau durch die Gänge. Ihren Schatten sah ich nicht weit von mir entfernt vorbeihuschen. Sie trug eine prall gefüllte Tasche unter dem rechten Arm und schaute sich hastig um, aber es waren keine Verfolger auszumachen.
    Weshalb reagierte sie so übernervös? Hatte auch sie die Gefahr gespürt? Wahrscheinlich nicht, denn ich konnte mir vorstellen, dass sie einfach Angst davor hatte, sich allein in dieser Unterwelt mit der niedrigen, schmutzigen Decke zu bewegen.
    Sie hatte mich nicht entdeckt, was auch gut war, sonst hätte sie sich noch zu Tode erschreckt. Sie ging einige Schritte weiter und blieb neben einem flachen Wagen stehen. Die Marke konnte ich nicht erkennen.
    Ich beobachtete die Frau, wie sie sich den hellen Mantel auszog, die Tür öffnete und den Mantel hinter den Fahrersitz warf.
    Ein normaler Vorgang, ich hätte auch nicht genauer hingeschaut, wenn da nicht diese Warnung gewesen wäre. Irgendetwas lag in der Luft. Es war nicht greifbar – aber es war böse, das spürte ich mit jeder Faser meines Körpers.
    Ich schaute zu, wie die Frau in die Flunder einstieg. Ihr Rock rutschte dabei gefährlich hoch. Dann knallte sie die Tür zu. In der Tiefgarage klang es wie ein Schuss.
    Nach dem Echo trat für einen Moment Stille ein. Ich stellte fest, dass ich schwitzte. Den Grund kannte ich. Jemand, der bisher unsichtbar blieb, hatte es auf mich abgesehen, und es konnte nur ein Schwarzblüter sein.
    Die Luft roch nach Abgasen, irgendwelchen Gummiresten und war sicherlich alles andere als gesund. An diesem Tag kam noch etwas anderes hinzu. Ich roch es nicht direkt, es war lediglich zu erahnen. Irgendwo lauerte eine böse Macht im Hintergrund und wartete darauf, zuschlagen zu können. Es war eben dieser bestimmte Geruch, den ich wahrnahm, aber nicht identifizieren konnte.
    Es lauerte einfach…
    Ein donnerndes Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Die Frau hatte endlich den Zündschlüssel gedreht und den Motor gestartet. Das satte Röhren hörte sich an, als wäre ein Raubtier aus dem Schlaf gerissen worden, um sich anschließend fürchterlich zu beschweren.
    Die Frau hatte eine Weile zu tun, bis sie das Fahrzeug aus der Parklücke rangiert hatte. Mich lenkte dieses Manöver etwas ab. Ich hörte beim Einschlagen das Quietschen der Reifen.
    Endlich hatte sie es geschafft, und sie gab sofort Gas. Es war ein wütendes Anfahren. Sie kannte nur ein Ziel: die Rampe zur Ausfahrt.
    Ich löste mich aus meiner Deckung und schaute dem Wagen hinterher, dessen Heckleuchten mir wie zwei rote Augen den Weg wiesen.
    Nichts Ungewöhnliches. Ich hatte mich schon abgewendet, um zu meinem Rover zu gehen, als es passierte.
    Urplötzlich brach die Hölle los!
    Ich hörte einen trockenen Knall, sofort danach ein infernalisches Bersten, als Metall zusammengedrückt wurde, noch mal einen Aufprall, in den sich sogar ein splitterndes Geräusch hineinmischte. Danach war es still.
    Tödlich still sogar…
    Ich ließ die Blumen fallen, die ich Lady Sarah hatte schenken wollen, und rannte los!
    ***
    Auf einmal schien mir der Weg bis zum Unglücksort sehr weit zu sein. Bei jedem Anheben der Beine hatte ich das Gefühl, als läge eine schwammige Hand auf dem Boden, die mich festhalten wollte, damit ich nur nicht so schnell wie möglich den Unglücksort erreichte.
    Als hätte der Teufel persönlich seine Hand im Spiel, und dieser Vergleich wiederum ließ mich an die Warnung denken.
    So schlimm der Unfall auch war – der Wagen brannte nicht. Noch nicht. Feuer in der Tiefgarage konnte das absolute Chaos bedeuten.
    Mit Riesenschritten hetzte ich weiter, eine unsichtbare Faust – die Angst – trieb mich voran. Für die Frau befürchtete ich das Allerschlimmste und konnte nur hoffen, dass es nicht eingetreten war.
    Die letzten Yards bremste ich ab und schlitterte regelrecht auf den Unfallort zu.
    Ich nahm das Geschehen blitzschnell auf, dennoch kam es mir vor, als würde sich jedes Detail des Bildes einzeln aus einem stickigen Dämmer hervorschälen. Da war der Wagen.
    Totalschaden, wie ich mit dem erster Blick feststellte, denn er war frontal gegen einen Pfeiler gerast, ohne ersichtlichen Grund.
    Die Frau musste in einem Blackout das Lenkrad verrissen haben und deshalb gegen den Betonpfeiler gefahren sein.
    Die lange Kühlerschnauze des Wagens war eingedrückt wie eine Ziehharmonika. Dort ging nichts mehr, und auch die Fahrerseite war an der Tür verbogen. Die
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