Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
angewidert. Ich fühlte mich müde. Ich fühlte mich verbraucht.
    Was ging es mich an, wie die Zukunft unter den Sternen beschaffen war? Nur ein Don Quichotte galoppierte gegen die Windmühlenflügel des Machbaren an.
    Der Junge stöhnte und bewegte sich.
    Er war noch am Leben, und ohne daß er wußte, was er tat, erinnerte er mich daran, daß ich mir etwas einfallen lassen mußte, wenn ich die Verantwortung, die ich mir in seiner Person aufgebürdet hatte, ernst nahm. Es ging auch um ihn. Entweder ich ließ mir etwas einfallen, oder wir kapitulierten und ließen den Dingen ihren erbärmlichen Lauf.
    Der Junge war wieder einmal zu sich gekommen. Er sprach mit halbwegs normaler Stimme.
    „Was ist los, Sir?“
    „Sie haben die Schleuse blockiert. Wir sitzen auf PANDORA fest.“
    „Und was tun wir jetzt?“
    „Wir brauchen zunächst einmal ein Versteck. Ich muß Zeit gewinnen.“
    „Haben Sie schon an Mboya gedacht, Sir?“
    „Der Chief?“
    „Er steht auf unserer Seite, Sir.“
    „Selbst wenn er das tut - bis zum Maschinenraum ist es ein weiter Weg.“
    „Ich werde laufen.“
    „Das wirst du nicht.“
    „Aber…“
    Mehr kam von ihm nicht. Erneut schwanden ihm die Sinne. Um ihn am Leben zu erhalten, mußte sich schon ein Wunder ereignen. Aber seine Wunde zu versorgen - das war schon der zweite Schritt. Zuvor mußte ich mich mit meiner Achtzig-Kilo-Last auf den Schultern quer durch die Plattform durchschlagen, zum Unterdeck, in dem Henry Mboya die Stellung hielt: den Maschinenraum. Und auch hierzu war ein Wunder vonnöten.
    Mit dem Mut der Verzweiflung raffte ich mich auf. Noch hatte ich keinen bestimmten Plan. Ich benötigte dringend eine Verschnaufpause, um meine Gedanken zu ordnen.
    Hals über Kopf hatte ich die Flucht ergriffen. Auf Verrat war ich nicht vorbereitet gewesen. Ich dachte eben immer noch in den überlieferten menschlichen Kategorien, für die es bald keine Verwendung mehr geben sollte.
    Ich wandte der Schleuse mit dem für mich unerreichbar gewordenen Kutter den Rücken zu und rannte zum Aufzug zurück. Auf dem Weg nach oben hatte ich ihn benutzt, und es war gut gegangen. Sie konnten eben nicht überall sein.
    Der Aufzugschacht - ich sah es, während mir der Schweiß in die Augen lief - war leer. Aber die erleuchtete Kabine kehrte bereits wieder zurück. Auf halber Strecke blieb ich taumelnd stehen. Was immer sie auf meine Spur gebracht haben mochte - sie kamen heran. Über den polierten Decksplatten zeigten sich als erstes die funkelnden Helme mit dem aufgeprägten Großbuchstaben M und der nachgestellten Seriennummer.
    Der Umstand, daß ich die Muster gewahrte, bevor sie mich erspähten, verschaffte uns noch einmal eine Galgenfrist.
    Die einzige Zuflucht war das halbdunkle Treppenhaus: eine von den rund fünfzig vertikalen Verbindungen, die es aus Gründen der baulichen Sicherheit auf der Plattform gab. Die raumsparende eiserne Wendeltreppe wand sich einer unbekannten Tiefe entgegen.
    Der Aufzug hielt. Ich hörte Stimmen und rasche Schritte. Wahrscheinlich kontrollierten sie die Schleuse. Sie ahnten nicht, wie dicht sie mir auf den Fersen waren.
    Die Not verlieh mir noch einmal Kraft. Darum bemüht, daß der Junge, der blutend und schlaff auf meine Schulter drückte, nirgendwo anstieß, tastete ich mich die Stufen hinab.
    Über mir hallten die Stimmen der Muster.
    „Hier sind sie nicht.“
    „Aber sie sind hier gewesen. Das hier ist frisches Blut.“
    „Sie sind die Treppe runter!“
    „Hinterher!“
    Mein Vorsprung war winzig.
    Die Bluthunde hatten die Fährte aufgenommen. Ihre polternden Schritte und Zurufe kamen näher. Es ging um das nackte Leben.
    Den Mustern in die Hände zu fallen, war gleichbedeutend mit Tod. Professor Jago und sein wissenschaftliches Team hatten ganze Arbeit geleistet. In der Sprache der Menschheit von morgen würden Begriffe wie Mitleid oder Erbarmen ebenso wenig vorkommen wie Freundschaft und Treue. Vielleicht würde diese neue Menschheit lebenstüchtiger sein. Die Frage war, ob das den Preis rechtfertigte.
    „Gleich haben wir sie!“
    „Sie sitzen sowieso in der Falle!“
    Die Treppe war zu Ende. Ich stand vor einer feuerhemmenden Stahlwand. Sie gehörte zum nächsttieferen Deck. Je nachdem, wohin der Pfeil wies, erreichte man über den Gang die Fortführung des Niederganges. Die dröhnenden Schritte und die forschen Stimmen drohten mich einzuholen. Ich drückte die Tür auf.
    Der Gang war schmal, niedrig und taghell ausgeleuchtet. Das Fauchen der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher