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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Autoren: Mark Brandis
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keine Gelegenheit, das Naturwunder lange zu bestaunen. Eine ihm vertraute Stimme sagte:
    „Ich habe mir erlaubt, die Blumen zu bringen.“
    Minkowski fuhr herum, und Piet Gumboldt warf einen Strauß künstlicher weißer Chrysanthemen auf den Tisch.
    „Ich vermisse Ihre Frau, Jan.“
    „Sie wird gleich hier sein. Mr. Gumboldt.“
    „Ist das nicht großartig: sich seines Nächsten so sicher zu sein!?“
    Gumboldt sprach mit sanfter, höflicher Stimme. „Jan, ich habe gesagt, ich kann auf Sie nicht verzichten. Daran hat sich nichts geändert.“
    Minkowski hatte Mühe, seinen Unwillen im Zaume zu halten. Er hatte Metropolis verlassen mit der Überzeugung, für klare Verhältnisse gesorgt zu haben. Gumboldts Verhalten war, vorsichtig ausgedrückt, ungehörig.
    „Mr. Gumboldt“, gab er zurück, „Sie kennen meine Antwort. Auch an dieser hat sich nichts geändert. Der Ikarus-Job muß ohne mich stattfinden. Heuern Sie einen Ersatzmann an! Die Roedersche Verlagerungsmethode ist ein alter Hut.“
    Gumboldt wiegte den Kopf.
    „Angenommen, Jan, wir haben mit dem alten Hut diesmal nichts im Sinn.“
    Minkowski starrte den Firmenchef verblüfft an. Als Findorff ums Leben kam, hätte er aussteigen sollen. Mit dem Nachfolger war er -anders als Douglas und Bubnitsch - nie warm geworden.
    „Worauf wollen Sie hinaus?“
    „O, worauf?“ Auf Gumboldts Miene legte sich aufmunternd das breite Was-kostet-die-Welt-Lächeln. „Jan, was würden Sie davon halten, sich nach diesem Job als gemachter Mann in Las Lunas zur Ruhe zu setzen und keinen Finger mehr rühren zu müssen?“
    Das Angebot war von zynischer Eindeutigkeit. Minkowski spürte, wie es ihn kalt überlief.
    „Nein“, sagte er.
    Gumboldt fegte die Ablehnung mit einer barschen Handbewegung hinweg.
    „Nicht so voreilig, Mr. Minkowski! Eine gigantische Diamantmine -geteilt durch vier! Nur ein Narr schlägt so etwas aus.“
    War Piet Gumboldt über Nacht wahnsinnig geworden? Den Eindruck machte er nicht. Minkowski setzte an zu einem Appell an Gumboldts Vernunft.
    „Ein Planetoid ist keine Stecknadel, die man einfach so verschwinden läßt, Mr. Gumboldt.“
    Das war kein gutes Argument; er wußte es. Gumboldts Augen glitzerten.
    „Das lassen Sie nur Bubnitschs Sorge sein, Jan.“
    In Minkowski regte sich Ungeduld.
    „Na schön“, sagte er, „Sie drücken also auf den Knopf, und der Ikarus verschwindet von der Bildfläche -sagen wir: auf die Umlaufbahn x. Was wäre damit gewonnen? Früher oder später bliebe Ihnen die bittere Erkenntnis nicht erspart, daß man Diamanten nicht essen kann, Mr. Gumboldt. Reichtum, den man nicht ausgeben kann, ist verdammt wenig wert.“
    Gumboldt warf plötzlich seine Hand in die Luft - zu einer Bewegung des Schreibens.
    „Kapiert, Jan?“
    „Was kapiert?“
    „Ein V, ein O, ein R, VOR. Die werden jeden Preis zahlen, den ich verlange.“
    Minkowski erstarrte. Der alte Findorff war die Redlichkeit in Person gewesen. Für seinen Nachfolger gab es auf dem Weg zum großen Geld offenbar überhaupt keine Hemmungen.
    „Mr. Gumboldt“, sagte er, „wenn die VORs diese Diamanten in die Hände bekommen, setzen sie uns die KL-Pistole auf die Brust. Das bedeutet Krieg.“
    Es kam nicht an. Minkowski spürte es, noch während er sprach. Die schreckliche Vision, die er heraufbeschwor, ließ Gumboldt kalt.
    „In Las Lunas“, gab Piet Gumboldt ungerührt zurück, „wäre man weit vom Schuß.“
    Minkowski gab es auf. Es war an der Zeit, die unwürdige Verhandlung kurzerhand abzubrechen. Er ging zum Visiofon.
    „Mr. Gumboldt“, sagte er, „Sie dürfen selbst entscheiden, wen Sie lieber haben möchten: einen Psychiater oder einen Polizisten.“
    Statt einer Antwort klemmte sich Piet Gumboldt eine von seinen dicken Zigarren zwischen die Zähne. Falls das ein Signal war für irgendeinen Komplizen, der in der dunklen Tiefe des Ozeans sein Glas auf das besagte Fenster gerichtet hielt - Jan Minkowski hat es nie erfahren.
    Das Visiofon schlug an, bevor er es selbst einschalten konnte, und als er daraufhin die Verbindung herstellte, wurde seine durchaus ernst gemeinte Drohung zu Schall und Rauch.
    Tamara, wie sie plötzlich auf dem Bildschirm zu sehen war, hielt sich offenbar nur unter Aufbietung der letzten Reserven an Energie und Mut aufrecht. Der Ort, von dem aus sie sprach, war undefinierbar: der verschwommene Hintergrund konnte überall hingehören. Der pulsierende Lauf der Bell jedoch, der auf Tamaras Schläfe gerichtet war, ergab ein Bild
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