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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Autoren: Mark Brandis
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von entsetzlicher Deutlichkeit.
    „Jan ..“
    Tamaras Stimme war ein klägliches Flüstern.
    Einen Herzschlag war es Minkowski zu Mute, als verlöre er den Boden unter den Füßen. Am Apparat hielt er sich fest.
    „Tamara, um Himmels willen! Was…“
    Er brach ab. Auf einmal begriff er, was sich zugetragen hatte. Er brauchte nicht länger zu warten. Tamara würde nicht kommen: nicht mit dem nächsten Boot und auch nicht mit dem übernächsten. Tamara konnte nicht kommen. Sie wurde daran gehindert.
    „Ich soll dir ausrichten“, sagte Tamara, „daß du mich nicht wiedersiehst, wenn du nicht tust, was sie von dir verlangen.“
    Minkowski entrang sich ein Stöhnen. „Tamara!“
    Tamara mißachtete die Bell. Sie wandte den Kopf - und nun sah sie ihm auf einmal voll in die Augen. Minkowski konnte das Grauen in ihren Blicken lesen - aber auch die ganze verzweifelte Liebe, die sie für ihn empfand.
    „Jan, tu’s nicht!“
    Der Bildschirm war auf einmal tot. Hinter Minkowski ließ sich ein dezentes Klicken vernehmen, als Gumboldt das Feuerzeug aufschnappen ließ.
    Minkowski drehte sich langsam um. Er zitterte am ganzen Körper.
    „Sie Schwein!“ stieß er hervor. Gumboldt lachte.
    Minkowski hätte sich auf ihn stürzen mögen. Er beherrschte sich.
    „Bitte, Mr. Gumboldt!“ sagte er.
    Niemand stellte Fragen, als Jan Minkowski wenig später sein Hotelzimmer aufgab, die Rechnung beglich und in der Begleitung eines Herrn mit Zigarre in der Schleusenkammer ein Unterwassertaxi bestieg.

5. Rekonstruktion des Tatbestandes
    Wenige Stunden, bevor die Barrakuda des Findorff-Teams auf dem Ikarus einsetzte, wurde Dr. Zacharias Hamilton, der Grubendirektor, von Ivan Addams telefonisch in den Zubringerstollen Anton 1 gebeten, der das klimatisierte Kerngehäuse des Planetoiden mit der Schleuse zur unwirtlichen Außenwelt verband und im internen Sprachgebrauch ebenso blumig wie treffend die Astronautenallee genannt wurde.
    Addams empfing den Direktor vor dem Stolleneingang.
    „Nicht weitergehen, Sir!“
    Im astralen Diamantgewerbe war Hamilton ein alter Fuchs. Er warf einen kurzen Blick auf die paar Gesteinstrümmer, die Addams ihm wortlos vorwies, und sah dann mit gerunzelter Stirn zur Decke hoch.
    „Ein Riß im Gestein!“
    „Mehr als nur einer, Sir. Ursache sind wahrscheinlich die Sprengungen.“
    Hamilton schwieg und dachte nach. Die Sprengungen waren notwendig gewesen, um das für die Verlagerung benötigte Triebwerk zu installieren. Bevor die Dynamiteure grünes Licht erhielten, hatten die Geostatiker der Black Diamond Inc. sorgfältige Berechnungen angestellt. Offenbar war ihnen trotzdem ein Fehler unterlaufen - und die Wellen der Erschütterung hatten sich anders fortgepflanzt als erwartet.
    „Und Ihr Vorschlag, Mr. Addams?“
    Addams zuckte mit den Achseln.
    „Es besteht Einsturzgefahr, Sir. Das Rampengelände befindet sich unmittelbar darüber.“
    „Sie denken an die Barrakuda?“
    „Sie hat sich für heute angesagt, Sir. Das dürfte Anton 1 den Rest geben.“
    Hamilton kaute auf der Unterlippe.
    „Aber wenn wir die Astronautenallee dichtmachen, Mr. Addams, können wir das Findorff-Team nicht übernehmen.“
    Addams nickte.
    „Das ist richtig, Sir. Es sei denn, wir zögen ein paar Blechschimpansen aus der Förderung ab und beauftragten sie damit, einen Verbindungsgang direkt von der Schleuse zum Stollen Gustav 3
    herzustellen. Das sollte in ein paar Stunden zu schaffen sein.“
    Dr. Zacharias Hamilton erwog Addams Vorschlag, warf einen Blick auf die Uhr und stimmte zu.
    „Ich werde Mrs. Adler verständigen, daß sie zwei von den Robotern in Marsch setzt.“
    Als am Abend - Metropoliszeit - dieses Tages die Barrakuda aufsetzte und die vier Männer des Findorff-Teams den Ikarus betraten, war die Gefahr für sie gebannt. Eine rotweiße Plastikkette verwehrte ihnen den Zugang zur Astronautenallee, und eine eilends verlegte Lichterkette wies ihnen den Weg zum neugeschaffenen Durchbruch.
    Der niedrige, schmale und unverputzt gebliebene Verbindungsgang vermochte das entstandene Problem nur für den Augenblick zu lösen. Sobald der geregelte Frachtverkehr wieder einsetzte, mußte an eine Verlegung der Schleuse und an den Durchbruch einer neuen Astronautenallee durch das ikarische Gestein gedacht werden.
    Einer der vier Männer betrat den Planetoiden mit dem Gefühl eines Verurteilten, der zur Richtstätte geführt wird. In Jan Minkowskis Innerem tobte ein verzweifelter Kampf. Er befand sich auf freiem Fuß.
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