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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Autoren: Mark Brandis
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Cockpit.
    Eine SM 1 , Prototyp einer Serie, die abzunehmen sich der Besteller, eine auf der Venus beheimatete Schlepp- und Bugsierreederei, strikt weigerte, stand zum Zweck der gelegentlichen Erprobung auf dem Gelände der VEGA und war billig zu haben.
    Und auf eben diese Mißgeburt von Raumschiff hatte Konsul Lapierre ein Auge geworfen. Mit seiner Sessellogik -“Eine SM 1 kostet nicht einmal halb so viel wie einer der uranitgetriebenen Kreuzer! Außerdem sparen wir pro Rettungsschiff vier Leute ein!“ -brachte er tatsächlich im Vorstand etliche der sowohl ehrenwerten als auch fachlich unbedarften Damen und Herren auf seine Seite. Ein Großteil meines Urlaubes ging - zum Verdruß meiner Frau - damit verloren, die Vorstandsmitglieder im Einzelgespräch zumindest davon zu überzeugen, daß man die Katze nicht im Sack kaufen durfte.
    John Harris, der Direktor der VEGA, die als halbautonome Institution die technische Entwicklung der Raumfahrt vorantrieb und zugleich die Funktion einer raumtechnischen Kontrollbehörde ausübte, mein ehemaliger Chef, stärkte mir das Rückgrat.
    „Das Problem ist, daß die UGzRR die Rechte eines souveränen Staates genießt“, klagte er. „Ich habe keinerlei juristische Handhabe, um Lapierre am Kauf der SM 1 zu hindern.“
    Obwohl Harris zu den Gründern der UGzRR gehörte, war sein Einfluß im Vorstand am Schwinden. Er kommentierte das mit dem ihm eigenen Sarkasmus: „Die Zukunft gehört den Tintenpissern vom Schlage Lapierres, Brandis. Für uns Bürgerkriegsveteranen hat man gerade noch das Gnadenbrot übrig.“
    Harris, der im Kampf gegen die Reinigende Flamme des Generals Smith einen Arm verloren hatte, war als ein Mann der ersten Stunde vorübergehend Präsident der EAAU gewesen. Seine Bitterkeit war berechtigt: In der neuen Gesellschaft, die im Staatsverbund der Drei Kontinente den Ton angab, zählten die alten Verdienste wenig.
    Ich kam noch einmal auf den Anlaß meines Besuches zu sprechen. „Ich habe dem Vorstand ein Gutachten über die SM 1 angekündigt. Um ein solches zu erstellen, müßte ich zuvor Gelegenheit haben, das Schiff im Einsatz zu erproben.“
    „Der Vogel steht zu Ihrer Verfügung, Brandis, wann immer Sie ihn haben wollen. Wer würde Ihr Navigator sein?“
    Ich brauchte nicht zu überlegen. „Iwan Stroganow“, sagte ich.
    In Harris’ schmalen, kühlen Augen glaubte ich ein fernes Lächeln zu sehen. Erinnerung an jene lange zurückliegenden Zeiten, in denen wir gemeinsam geflogen waren: Er, ich - und der breitschultrige Sibiriak mit den schon damals grauen Haaren…
    „Ist er nicht schon ein bißchen zu alt für diesen Raum-Muli?“ „Es gibt keinen Besseren, Sir“, erwiderte ich.
    Harris lachte.
    „Auch das ist wahr.“
    Als wenig später auf der an das VEGA-Gelände angrenzenden Industrierampe die Barrakuda mit dem verblichenen Findorff-Emblem - Haken und Öse - aufsetzte, befand ich mich in der Andromeda-Bar, in der sich seit Menschengedenken die weißhaarigen Veteranen der Sternfahrt ein Stelldichein mit der Erinnerung geben.
    Der, den ich suchte, der Alterspräsident dieser ehernen Garde, Maxim Suchow, war nicht da. Zu meiner Bestürzung erfuhr ich, daß der freundliche, herzensgute Navigator, dem ich so viel verdankte, vor einer knappen Woche verstorben war.
    Man wollte mich nicht gehen lassen. Ich wurde auf Jan Minkowski angesprochen und ob es wahr sei, daß er heiratete.
    „Morgen“, sagte ich.
    Und wen? - wollten sie wissen.
    „Sie heißt Tamara Holtved“, antwortete ich, „und ist von Beruf, glaube ich, Meteorologin.“
    Man war sich nicht schlüssig, wann und wo Jan Minkowski und ich gemeinsam geflogen waren. Geduldig gab ich Auskunft:
    „Vor elf Jahren. Auf der Ares I war er mein Zweiter Ingenieur gewesen.“
    Man debattierte darüber, ob Jan Minkowski klug gehandelt hatte, als er eine gesicherte Laufbahn bei der VEGA eintauschte gegen das risikoreiche Auf und Ab eines Lebens als Verlagerungsfachmann.
    Gerade als ich gehen wollte, platzte Minkowskis Teamchef herein. Ich hätte es wissen sollen. Wo die Barrakuda war, war Piet Gumboldt meist nicht weit. Und wo Piet Gumboldt war, gab es mit ziemlicher Sicherheit auch eine Kneipe. Er bemerkte mich und kam, als hätte er ein Leben lang auf mich gewartet, sofort auf mich zu.
    „Brandis! Na so was! Wie geht’s und steht’s, altes Haus?“
    „Man rettet sich über die Runden.“
    Ich beließ es bei der oberflächlichen Redewendung. Piet Gumboldt ließ sich nicht abwimmeln.
    „Wem
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