Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Schweitzer krankt?"
    „Das alte Leiden: die Stabilisatoren", erwiderte Brandis, der auf dem Schwingsessel rechts von der Pilotin saß. „Harding sagt: wenn er sie einschaltet, kommt er sich vor wie ein Steilwandfahrer auf dem Jahrmarkt."
    Offenbar konnte sich Captess Kato darunter mehr vorstellen, als ich das auf Anhieb und ohne Nachfragen vermochte, denn ihre Miene nahm einen bestürzten Ausdruck an. „Und das allein auf der Piste und ohne jede technische Assistenz - Santo Doindoin!"
    Ich biß mir auf die Lippen, als ich sah, daß Brandis den Kopf in den Nacken warf um einen hilfeheischenden Blick auf den Lautsprecher zu richten.
    Aus dem Kartenhaus kam die Übersetzung.
    „Das bedeutet soviel wie Heiliger Bimbam, Sir, und das kann ich eigentlich nur unterstreichen."
    Venus-Tower meldete sich unwirsch mit der Freigabe.
----
    4.
    15.11.2084
    Es ist schwer, fast unmöglich, etwas zu beschreiben, was nicht ist und dennoch als reale Größe existiert. Ich spreche vom Weltraum. Am fünften Reisetag war ich in der Stimmung, Amok zu laufen, um in diesem grenzenlosen Nichts, durch das wir uns bewegten, ein menschliches Maß zu setzen. Die Fetzen eines Gedichts des unvergeßlichen Dichter-Astronauten Boleslaw Burowski fiel mir ein, der vor nunmehr zehn Jahren mit einer Kolibri bei einem Testflug spurlos in der Weite des Raumes verschwunden war:
    ... und dich entsetzt, wie hier die Zeit gefror zu Nichts und Ewigkeit.
    Nichts. Überall und jederzeit hatte man damit zu tun. NICHTS. Nichts änderte sich. Nichts wandelte sich. Nichts geschah. Kein Stern rückte näher, keine Ufer tauchten auf. Mit geradezu krankhafter Gier registrierte ich jedes Flugmanöver, jedes Anspringen des Triebwerks, jedes am Schwarzen Brett eingeblendete Etmal. Nach außen hin ließ ich mir meine Unruhe nicht anmerken. Ich führte Gespräche und machte mir Notizen. Ich erbat mir die Einsatzprotokolle der Henri Dunant und erhielt sie in Form einer dicken Mappe. In einer Nacht las ich sie durch: in der Messe, um Lieutenant O'Brien, der seinen Schlaf redlich verdient hatte, durch meine Nervosität nicht zu stören.
    Auf dem Weg zur Messe befand ich mich auch, als ich Brandis mit Harding auf der Albert Schweitzer sprechen hörte. Vor dem Funkraum blieb ich stehen und hörte zu. Harding war gerade am Zuge. Seiner Stimme war es anzuhören, daß sie von weit herkam.
    „Wir haben das so lala hingeflickt", sagte Harding, „aber der Deibel weiß, ob das auch hält. Ich habe mich auch wieder auf die Socken gemacht - in der Annahme, daß Ihnen das recht ist. Immerhin bin ich noch immer dichter dran an diesem Himmelssanatorium als Sie."
    „Es ist Ihr Job", erwiderte Brandis. „Wenn Sie schneller sind als wir - desto besser. Frage: Wie steht's mit ZG?"
    „Vorhanden", sagte Harding. „Nicht gerade stark und alarmierend, aber vorhanden. Im Augenblick kommt sie mir zupaß. Ich laufe hundert plus drei."
    Ich merkte es mir. Die Geschwindigkeit der Albert Schweitzer lag drei Prozent über Normal. Damit glich sie einem Ball auf abschüssigem Gelände. Harding war zweifellos ein kaltblütiger Mann.
    „Roger." Brandis ging in rascher Folge eine Anzahl von Karten durch. Sie waren bereits vorsortiert. Durch das Übereinanderblenden entstand ein dreidimensionaler Eindruck. „ Und die Quelle?"
    „Immer noch die Wassermann-Region - ziemlich genau sogar, Sir. McKay auf dem Karbolkreuzer mißt die gleichen Werte. Seine Drift hat übrigens zugenommen."
    „Wir wollen uns nichts vormachen, Captain: Das Ganze läuft auf ein Wettrennen hinaus." Brandis' Blick wanderte ohne ein Zeichen des Erkennens über mich hinweg. „Und seien Sie auf der Hut! ZG ist schlimmer als Glatteis. Und damit: Schluß und Ende."
    Wie ich auf der Schwelle stand, war es mir nicht möglich, den ganzen Funkraum zu überblicken. So bemerkte ich die Anwesenheit des Commanders Busch erst, als ich seine Stimme vernahm. Die Auseinandersetzung zwischen ihm und Brandis hatte offenbar bereits vor dem Gespräch mit der Albert Schweitzer begonnen und strebte nun ihrem Höhepunkt zu. Busch verdeutlichte seinen Standpunkt.
    „Brandis, das Risiko ... "
    „Harding ist ein alter Hase, Mr. Busch!"
    „Nichts gegen Captain Hardings Qualifikation, Brandis, aber Tatsache ist nun mal: Bei ZG-Einwirkung kommt keine Versicherung für den Schiffsverlust auf."
    „Soll ich das so verstehen, Mr. Busch, daß ich den Job abblasen soll?"
    „Unter den obwaltenden Umständen würde Ihnen das keiner ankreiden, Brandis. Es wäre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher