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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor
Autoren: Mark Brandis
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Lautsprecher vernahm ich Hardings antwortende Stimme:
    „Ich würde sagen, Sir, in diesem Fall gilt das Wort von der Höheren Gewalt. Ich muß passen."
    Brandis erblickte mich und bedeutete mir, mich zu setzen und zuzuhören. Ich nahm meine Kamera vom Haken und schoß rasch ein paar Fotos.
    Brandis sprach im Stehen, den Blick auf die Kartenwand gerichtet. Darauf waren die Positionen dreier Schiffe markiert.
    „Sie kommen nicht ran?"
    „Ich hab's versucht, Sir. Verdammt, ich hab's versucht. Aber bei dem Höllentempo, mit dem er jetzt schon driftet..."
    „Sie haben abgedreht?"
    „Knappe drei Raummeilen davor", sagte Harding, „um nicht selbst ins Loch zu fallen. Es war wirklich höchste Eisenbahn. In meinem ganzen Leben hob' ich nicht so gestrampelt."
    Brandis schwieg. Dann fragte er: „ Und jetzt?"
    „Tja, Sir, ich fürchte, man muß sich mit der Tatsache abfinden: der Karbolkreuzer sitzt drin." Captain Hardings Stimme klang belegt. Es war die Stimme eines Mannes, der ungern aufgibt - vor allem dann nicht, wenn es um das Leben von zehn Menschen geht.
    Harding hatte aufgegeben. Für die zehn Menschen an Bord der Paracelsus bedeutete das: ihre Drift im Strudel der Zusätzlichen Gravitationen würde nun schneller und schneller werden. Und falls die Vargoianer unter den Astrophysikern recht behielten, würde alsbald schon die Reduktion der Materien einsetzen: die unaufhaltsame Schrumpfung in Richtung auf einen unvorstellbaren Nullpunkt.
    „Sie sind also mit Ihrem Latein am Ende, Captain", sagte Brandis, „oder?"
    „So ist es", erwiderte Harding. „Es gäbe da noch eine vage Möglichkeit - aber das wäre ein Job für Sie, und ich frage mich, ob ich nicht besser den Mund halten soll."
    Brandis betrachtete die Kartenwand.
    „Ich könnte ihn allenfalls noch von der Flanke packen", sagte er, „aber das brächte mich selbst in den Strudel. Immerhin - mein neues Triebwerk ist um einiges stärker als das Ihre."
    Ein paar Sekunden lang blieb der Lautsprecher stumm, dann sagte er:
    „Theoretisch hätten Sie eine Chance, Sir. Rein theoretisch. Ich weiß nicht, ob ich mich an Ihrer Stelle darauf verlassen würde."
    „Roger", sagte Brandis, „ich nehme die Chance mal unter die Lupe. Sie hören wieder von mir. Bis dahin Schluß und Ende." Seine Hand wechselte die Sprechtasten. Er rief das Kartenhaus. „Lieutenant, ich benötige ein ZG-Diagramm: wir und die Paracelsus."
    „Schon in Arbeit, Sir", antwortete Lieutenant Stroganow im Kartenhaus.
    Ich wollte Brandis ein paar Fragen stellen, aber er winkte ab. Der Job war am Kochen, und ich stellte ein störendes Element dar. Im Augenblick ging es ihm darum, sich mit seiner Pilotin abzusprechen,
    „Was halten Sie davon, Captess Kato?" Captess Kato wiegte den Kopf.
    „Ich würde sagen, er macht uns nichts vor", erwiderte sie. „ Captain Harding mag sein, was er ist - aber ein Furchtkaninchen ist er nie gewesen."
    Ich blickte zum Lautsprecher. Er blieb stumm. Iwan Stroganow war beschäftigt.
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    5.
    17.11.2084
    Ich hatte mir, bevor der Rummel endgültig losging, den Luxus gegönnt, für ein paar Stunden die Augen zu schließen. Tom O'Brien jagte mich aus den Federn.
    „Auf, auf!" sagte er. „Wir sind gleich am Ball."
    Seine Koje war unberührt. Er sah aus, wie man nach einer 18-Stunden-Wache aussieht.
    Ich fuhr in die Schuhe, wischte mir übers Haar und machte, daß ich ins Cockpit kam.
    Brandis studierte das neueste Diagramm. Es war taufrisch - die Zeit war angegeben mit 02.18 Uhr - und beruhte auf einer Sternpeilung. Die auf dem Hospitalschiff gemessenen ZG-Werte, sowie jene, die uns die Albert Schweitzer übermittelt hatte, als auch unsere eigenen Meßergebnisse bildeten in der dreidimensionalen Laserprojektion ein flimmerndes Gespinst in einem Kubus. Das Gespinst ließ sich mit dem Rüssel eines tropischen Zyklons vergleichen, besser aber noch mit dem Trichter eines Ameisenlöwen. Der Ameisenlöwe selbst zeichnete sich nicht ab. Wenn es ihn gab, blieb er unsichtbar: weder zu sehen noch zu orten.
    Die Positionen der drei Schiffe waren markiert. Die Albert Schweitzer, ein gebranntes Kind, hielt sich dem Strudel respektvoll fern, die Paracelsus steckte bis über die Haarspitzen drin; und wir mit der Henri Dunant verfolgten einen Kurs, auf dem wir uns, wenn wir ihn noch eine Weile beibehielten, zwischen das Hospitalschiff und den unsichtbaren Ameisenlöwen - die Quelle der Zusätzlichen Gravitation - schieben mußten.
    Brandis wandte sich ab, rief das FK, sagte:
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