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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor
Autoren: Mark Brandis
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368 Banken der aus den drei Kontinenten Europa, Amerika und Afrika bestehenden Union (EAAU) zusammengeschlossen hatten.
    Über den Hintergrund dieses Wechsels eines erfahrenen Astronauten aus dem Cockpit eines Expeditionsschiffs in die Chefetage der Zinsbarone konnten Captain Murdock und ich nur Vermutungen anstellen.
    Captain Murdock sah ihn vom Standpunkt des Astronauten. „Ich wette", sagte er „das hängt zusammen mit der Han-Wu-Ti-Katastrophe im vergangenen Jahr. Busch hat es sich nicht verziehen, daß er in der Sache versagt hat."
    Das war nicht von der Hand zu weisen. Die Explorator , mit der Mark Brandis seinen Einsatz in der Triton-Passage geflogen war, hatte ursprünglich von Busch geführt werden sollen. Unter einem fadenscheinigen Vorwand war er zu Hause geblieben. Eifersucht, Rivalität oder ganz schlicht Scham -: es mochte durchaus sein, daß hier irgendwo Buschs wunder Punkt lag. Ich freilich glaubte weniger an gekränkte Eitelkeit als Triebfeder; als Journalist lernt man im Lauf der Zeit viele Menschen kennen und einschätzen, daher dachte ich an ein viel einfacheres Motiv mit der Bezeichnung Lohntüte. Die GF zahlte Spitzengehälter. Wenn man Buschs Wechsel unter diesem Gesichtspunkt sah, dann war er in seinem Beruf zweifellos die Treppe hinaufgefallen.
    In der Abteilung 113 der Globe Finance (Darlehen und Hypotheken) mit ihrer Unterabteilung römisch neun (IX - Astronautik) stand er der Sektion Technische Kontrollen vor. Mit anderen Worten: er war in Fragen der Schiffsfinanzierung der maßgebliche Gutachter.
    „Und wissen Sie, wer sein unmittelbarer Vorgesetzter ist?" fragte Captain Murdock.
    Ich wußte es nicht. Mit der Globe Finance hatte ich mich bisher nicht befaßt.
    „Wer?"
    „Ein alter Feind Ihres alten Freundes!" klärte Captain Murdock mich auf. „Dr. Mildrich."
    Ich entsann mich eines farblosen, ehrgeizigen Akademikers, in dem viele schon den Mann gesehen hatten, der den eigenwilligen John Harris als Direktor der VEGA ablösen würde. So weit war es zum Glück nicht gekommen. Bis vor kurzem noch war Dr. Mildrich Staatssekretär im Auswärtigen Amt gewesen. Als sein Minister über die Han-Wu-Ti -Affäre stürzte, hatte auch er den Hut nehmen müssen. Nun also sorgte die Globe Finance dafür, daß sein Talent nicht verkam.
    „Wittern Sie den Zusammenhang, Mr. Seebeck?" erkundigte sich Captain Murdock.
    Offen gesagt: noch witterte ich ihn nicht. Ich war nicht auf dem laufenden . Fast ein Vierteljahr lang hatte ich in völliger Klausur gelebt: um die Hände frei zu bekommen für die neue Reportage. Im übrigen war es auch nicht meine Absicht, mich mit Witterungen zu beschäftigen. Mich interessierten Tatsachen. Ich stehe in dem Ruf, nicht nur fesselnde Stories heimzubringen, sondern stets auch eine handfeste Dokumentation. Ein solcher Ruf verpflichtet.
    „Ich bin gespannt", erwiderte ich, lehnte mich zurück und ließ das Glas Kognak, das ich gerade in der Hand hielt, rotieren, als wäre es die Kugel eines Wahrsagers. Dies war ein Fall, um keine Fragen zu stellen und den anderen reden zu lassen. „Schießen Sie los, Captain!"
    Meine Geduld wurde auf die Probe gestellt. Der private Plausch im Salon des Kommandanten wurde durch einen Anruf unliebsam gestört. Captain Murdock, der auf der Brücke verlangt wurde, erhob sich seufzend.
    „Ich bitte um Nachsicht, Mr. Seebeck: Die leidige Pflicht! Schenken Sie sich noch ein Glas ein! Es wird nicht lange dauern. Wir reden noch über die Sache. Ich sage Ihnen aber jetzt schon: Ihre Story hat das Zeug, reinstes Dynamit zu werden."
    Der Kommandant der Astoria entschwand im Aufzug, Ich beschäftigte mich mit der Kognakflasche, die ruhig auf dem Tisch stand. Nichts bebte, nichts vibrierte. Hinter getöntem Glas, ohne zu blenden, schwebte ein unbeweglicher Sonnenball. Waren wir tatsächlich unterwegs: an Bord eines gedankenschnell ziehenden Schiffes in der kalten, leeren Unendlichkeit des Raumes? Es fiel schwer, daran zu glauben.
    Ein anderes Schiff fiel mir ein - das, was mich erwartete. Zur Astoria mit all ihrem Komfort verhielt sich die Henri Dunant etwa wie ein Fischkutter zu einem Ozeanriesen. Sie war klein, unbequem und stank nach Arbeit.
    Eigentlich war es an der Zeit, das Gesicht zu verziehen und meinen Entschluß zu verfluchen. Was zwang mich nur immer wieder hinaus? Andere saßen daheim hinterm warmen Ofen und verdienten das gleiche Geld, wenn nicht mehr, indem sie in Archiven alte Texte aufstöberten, Leute befragten oder, ganz einfach,
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