Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
einmal stehen, um Abschied zu nehmen. Die Venus ist nicht die Erde - das ist richtig; aber für den, der aufbricht zu den Sternen, ist diese Unterscheidung fast unwichtig. Ein letztes Mal, bevor er sich emporkatapultieren läßt in das große Nichts, hat er festen Boden unter den Füßen. In der Luft hing bereits der feuchte Duft der Berieselungen, mit denen der fehlende Tau ersetzt wurde.
    „Bitte, Mr. Seebeck!" O'Brien drängelte. Er tat es nicht unhöflich, aber doch sehr bestimmt. „Sie halten den ganzen Laden auf."
    Ich zwängte mich durch den Einstieg, und O'Brien fuhr die Gang-way ein und meldete unser Eintreffen oben auf der Brücke. Eine verzerrte Lautsprecherstimme bestätigte, und danach schloß sich mit sanftem Zischen die Schleuse. Die Brücke, die Innen und Außen verband, war abgebrochen.
    „Finde ich irgendwo einen Kaffee?"
    „In der Messe, Mr. Seebeck. Sie müssen sich schon selbst bedienen."
    O'Brien überließ mich meinem Schicksal. Ich machte mich auf den Weg, um die Messe zu suchen. Die Verbindungsgänge waren niedrig und von qualvoller Enge, und das fensterlose Kabuff, das ich schließlich fand und als Messe identifizierte, wäre auf der Astoria nicht einmal als groß genug für ein WC betrachtet worden. Die Henri Dunant war ein spartanisch eingerichtetes Schiff. Zweckmäßigkeit ging darauf vor Bequemlichkeit. Es war gebaut worden, nicht um damit spazierenzufliegen, sondern um Menschen das Leben zu retten: auch wenn es bei einer solchen Bergung mal hart auf hart gehen sollte.
    Der Kaffeespender summte. Ich bediente mich. Hinter mir sagte eine sanfte Stimme:
    „Für mich, wenn noch was da ist, bitte auch einen Becher, Mr. Seebeck!"
    Der Mann trug den Overall eines Maschinisten mit dem Abzeichen des Leitenden Ingenieurs: dem fünfzackigen Stern mit dem goldenen Zahnkranz. Er war groß, kräftig und hatte ein freundliches Gesicht mit klugen, ruhigen Augen. Seine Hautfarbe war schwarz. Er streckte mir die Hand hin.
    „Ich bin Lieutenant Xuma, Mr. Seebeck, der Oberheizer."
    „Freut mich, Sie kennenzulernen, Lieutenant."
    „Nennen Sie mich Bill."
    „Mach ich, wenn Sie mich Martin nennen." Wir schlürften unseren Kaffee. Zwischendurch fragte ich: „Ich dachte, es geht los. Worauf warten wir?"
    Xuma wischte sich den Mund.
    „Auf die Freigabe. Der Tower ist noch nicht besetzt. Wir könnten auf die Freigabe pfeifen, aber das gäbe Ärger. Na, auch damit werden wir fertig werden, falls es sein muß."
    Ich stellte meinen Becher in die Spüle und wand und schlängelte mich durch das Schiff in Richtung Cockpit. Ich fing an, mir ein Bild zu machen. Hinter dem scheinbaren Chaos der Verbindungsgänge,
    Niedergänge und Leitungen steckten System und sinnvolle Ordnung. Nirgendwo gab es vergeudeten Raum und mithin überflüssiges Gewicht. Achtern bis tief nach mittschiffs hinein befand sich der Maschinenraum. Davor lagen Hospital und Mannschaftskomplex. Zum ersten gehörten sechs Kammern mit Betten für den Notfall, zum letzten Kombüse und Vorratsräume, sowie die Messe, aus der ich gerade kam. Weiter vorn teilte sich das Schiff in zwei Halbdecks. Im oberen Halbdeck befand sich an Backbord der Funkraum, an Steuerbord der Radar-Control-Raum und, die gesamte Breite für sich beanspruchend, das Kartenhaus genannte Navigations-Centrum. Das untere Halbdeck machte jenen Teil des Cockpits aus, der im Bordjargon schlicht Brücke hieß.
    Die Brücke stand an Enge und an konsequenter Raumausnützung den anderen Schiffssektionen in nichts nach. In ihr als Fotograf zu arbeiten - ich sah es auf den ersten Blick - würde nicht einfach sein.
    Brandis sah mich, winkte mir knapp zu und fuhr fort, mit Mike Berger, dem ersten Mann der Raumnotwache in Las Lunas zu sprechen. Er sagte:
    „Harding soll sich, verdammt noch mal, mit Bordmitteln behelfen. Er hat doch schon mal unter Beweis gestellt, daß das geht. Ist er nun ein alter Hase, oder ist er das nicht? Wenn er meint, daß er mit der Lappalie unbedingt in die Werft muß, verbinde ich ihn mit der Instanz, die neuerdings dafür zuständig ist."
    Ein Mann in Bordgarnitur, der bisher am Fenster gestanden hatte, ohne von mir weiter beachtet zu werden, wandte sich um, und ich erkannte die leidende Miene von Commander Elmar Busch.
    Ich nickte Busch zu und wünschte ihm einen Guten Morgen, und er nickte zurück, ohne die Lippen auseinanderzubekommen.
    Brandis beendete das Gespräch und kam heran.
    „Soviel ich weiß, kennen sich die Herren", sagte er. „Commander Busch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher