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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000
Autoren: Mark Brandis
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die Entfernung zu groß - und die Pfeile wuchsen nicht nach. Ihr Vorrat war begrenzt. Der Tag indessen mochte noch lang werden.
    Die Ratmen hatten sich der Barrikade auf einige wenige Schritte genähert; die ersten setzten zum Sprung an.
    »Jetzt !« schrie ich und verlor dabei Melchior aus den Augen. Das Schwirren von mehr als einem Halbhundert Pfeilen übertönte sekundenlang das Heulen der Ratmen und das Pfeifen der Ratten.
    Das kühle, besonnene Abwarten zahlte sich aus. Wie ein plötzlicher Wirbelwind fuhren die Pfeile in die Reihen der Ratmen, spalteten sie auf und brachten sie in Verwirrung.
    »Weiterschießen !«
    Die zweite Salve gab den Ausschlag. Die Ratmen warfen sich herum, ließen ein jammerndes Wimmern hören und fluteten zurück. Eine größere Anzahl von ihnen - zu viele, um sie mit raschem Blick zu zählen - lag jedoch tot oder verwundet auf dem rotbraunen Belag der Arena und rührte sich nicht mehr.
    Unter den Flüchtenden befand sich auch Melchior. Wie durch ein Wunder war er dem Pfeilregen entgangen. Ich erkannte ihn leicht, denn er überragte die gewöhnlichen Ratmen um eine Haupteslänge.
    Ich legte einen neuen Pfeil auf, spannte den Bogen und erfaßte das Ziel. Der Pfeil schnellte von der Sehne.
    Ein Ratman brach getroffen zusammen. »Guter Schuß , Sir !« bemerkte Lieutenant Torrente.
    Ich widersprach nicht. Lieutenant Torrente brauchte nicht zu wissen, wem mein Pfeil in Wirklichkeit gegolten hatte.
    Die Entscheidung stand immer noch aus. Ein erster Angriff war abgewehrt worden - das war alles. Doch die Schlacht ging weiter.
    Ich sah: Auf der anderen Seite des Stadions, zu Füßen der Fettratte, war Melchior bereits im Begriff, seine Zottelmänner zu sammeln und zu neuem Angriff zu formieren.
    Ich sah noch mehr: Melchior befand sich im Zustand der Hysterie; seine Bewegungen waren fahrig; seine Befehle hörten sich an wie das Bellen eines geprügelten Hundes.
    Auch Lieutenant Torrente entging das ungewöhnliche Verhalten des Renegaten nicht.
    »Scheint, Sir«, bemerkte er, » daß der Rattenkopf vor irgend etwas eine Heidenangst hätte .«
    Melchiors Heidenangst stand offensichtlich im Zusammenhang mit dem Benehmen der Fettratte.
    Die Fettratte war sichtlich unzufrieden. Sie hüpfte wütend auf ihrem Platz auf und ab und stieß mißbilligende Pfiffe aus.
    Ich überdachte die Situation. Sie war unverändert ernst - auch wenn wir den ersten Ansturm hatten abwehren können und dabei glimpflich davongekommen waren. Doch nur ein rechtzeitiges Eintreffen der Kronos vermochte uns vor dem Untergang zu bewahren. Neunundzwanzig Stunden waren seit dem Augenblick vergangen, an dem mir Captain Romen zum Abschied die Hand gedrückt hatte - nur fünf Stunden mehr, als wir im besten Falle gerechnet hatten.
    Noch einmal ging ich die Barrikade ab, um hier und da ein Wort der Aufmunterung und der Zuversicht zu äußern. Ich erkannte das Paar, das ich am Abend zuvor getraut hatte. Lieutenant Levy und Judith standen Seite an Seite - zwei Menschen, die beschlossen hatten, miteinander zu leben oder, wenn es so sein mußte , gemeinsam zu sterben.
    Stumm nickte ich ihnen zu. Ich nahm meinen Posten wieder ein.
    Die Situation war anders geworden. Das Kriegsgeschrei der Zottelmänner blieb aus. Schweigend rückten sie vor. Um so lauter und ohrenbetäubender jedoch wurde ihr Vormarsch begleitet vom Pfeifen der Ratten.
    Mir fiel auf, daß die Pfiffe anders klangen als vorhin. Sie schienen diesmal nicht der Anfeuerung zu dienen, sondern sie enthielten die wütende Aufforderung, den Kampf zu einem Ende zu bringen.
    Die Stimmung der Ratten war umgeschlagen. Sie langweilten sich. Ihre Pfiffe drückten Verärgerung und Verachtung aus.
    Die Ratmen trugen Pfeil und Bogen. Melchior bellte einen Befehl, und die Zottelmänner setzten sich in Trab. Als sie sich auf Bogenschußweite genähert hatten, hielten sie an. Ich erriet ihre Absicht und rief:
    »... 'runter mit den Köpfen! Deckung!«
    Ein wahrer Hagel von Pfeilen ging über der Barrikade nieder, ein schwirrendes Trommelfeuer, das kein Ende zu nehmen schien. Melchior mußte beschlossen haben, die Stellung, bevor er sie erneut angriff, sturmreif zu schießen. Ein wütender Hornissenschwarm schien über der Barrikade zu kreisen.
    Ich vernahm einen tiefen Seufzer und drehte mich um.
    Jeremias lehnte mit erschöpftem Gesicht und halbgeschlossenen Lidern an der Barrikade, und seine Hände umklammerten mit einer verzweifelten Gebärde, als könnten sie das Schicksal doch noch
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