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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000
Autoren: Mark Brandis
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fiel er schlaff herab.
    Es war das Zeichen.
    Die aufgebrachten Ratten stürmten von den Rängen und fielen über die Ratmen her.
    Eine Hand legte sich von hinten auf meine Schulter.
    »Sir...«
    Ich drehte mich um.
    Ich erblickte einen silbernen Raumanzug mit dem auf der Brust aufgedruckten neuen Emblem der VEGA, an das mich zu gewöhnen mir noch immer schwerfiel - eine goldene Sonne mit zwei sich darüber kreuzenden schwarzen Raumschiffen, Symbol einer neuen technischen Herausforderung -, und dann, als ich den Blick hob, Lieutenant Stroganows vertrautes Gesicht.
    »Sir«, sagte Lieutenant Stroganow, »die Kronos ist zur Stelle .« Und nach einem kurzen Blick auf die Arena, mit plötzlich rauh werdender Stimme, fügte er hinzu: »Es sieht so aus, Sir, als hätten wir nicht viel später kommen dürfen .«
    Ich trat zurück. Von dem, was in der Arena vor sich ging, wollte ich nichts sehen und nichts hören. Der Anblick von Lieutenant Stroganow war so viel wert wie ein Schritt in eine andere Welt. Er war der Anblick des Gewohnten: der Anblick von Ordnung, Sicherheit und nüchterner Arbeit.
    »So ist es, Lieutenant«, erwiderte ich, »Viel später hätten Sie nicht kommen dürfen .«
    Der Navigator sah sich um - mit wachen, prüfenden, nüchternen Augen -, und mit einem Gefühl tiefer Dankbarkeit ließ ich es geschehen, daß er mir die Entscheidungen aus der Hand nahm.
    »Hat es Verluste gegeben, Sir ?«
    »Kaum. Nur Jeremias hat einen Pfeil abbekommen .«
    »Ist er transportfähig, Sir ?«
    »Wir werden eine Bahre benötigen .«
    »Ich werde mich darum kümmern, Sir. Allerdings, Sir - es gibt da ein paar Schwierigkeiten .«
    »Welcher Art?«
    »Die Schleuse, Sir. Sie ist von Anno Dunnemals . Wir können weder koppeln noch eine Galerie anhängen. Captain Romen schlägt vor, Sir, die Leute einzeln durchzuschleusen - unter Benutzung der vorhandenen Anzüge .«
    Die Frist, mich gehen lassen zu dürfen, war abgelaufen. Die andere Welt war noch nicht erreicht. Zwischen ihr und der blutigen Arena lag nach wie vor die Schleuse - und so, wie die Dinge lagen, würde das Durchschleusen der Pilger mehrere Stunden in Anspruch nehmen.
    Die Rechnung war einfach, die Tatsache klar: zum Aufatmen war es noch immer zu früh.
    Die Ratten hatten ihr Schauspiel gehabt - und nun, da es für sie mit einer Enttäuschung geendet hatte, waren sie beschäftigt. Früher oder später jedoch würden die Fettratte und die Offiziere die Disziplin wiederhergestellt haben - und was danach unweigerlich geschehen mußte , war keine offene Frage mehr Es galt, die fliehende Zeit zu nutzen, die uns von diesem Augenblick trennte.
    Mein Blick ruhte auf den Pilgern - auf erschöpften, von den Schrecken der letzten Stunden gezeichneten Gesichtern. Im
    Vertrauen auf mein Wort waren sie mir gefolgt. Ich sagte: »Fangen wir an !«
    16.
    Anderthalb Stunden, nachdem Lieutenant Stroganow mit dem Durchschleusen der Pilger begonnen hatte, durfte ich mit Erleichterung feststellen, daß sich zumindest die Frauen und Kinder an Bord der Kronos befanden . Einen Zwischenfall hatte es gegeben, als Judith darauf beharrte, bei ihrem Mann zu bleiben, der zusammen mit Lieutenant Torrente, Sergeant Caruso und mir den Rückzug sicherte. Lieutenant Levy war es schließlich gelungen, sie zu überreden, ohne daß ich ein Machtwort einzulegen brauchte.
    Schweren Herzens hatte ich mich entschlossen, mit dem Abtransport von Jeremias bis zur letzten Minute zu warten. Der Grund: für die Bahre wurden zumindest zwei Träger benötigt -und da Captain Romen und Lieutenant Xuma an Bord der Kronos vollauf damit ausgelastet waren, die Pilger in Empfang zu nehmen, und Lieutenant Stroganow genug damit zu tun hatte, jeweils vier Pilger beim Anlegen der ungewohnten Raumanzüge behilflich zu sein, um sie sodann auf der langen, dunklen Spirale von einem Schleusenluk zum anderen zu begleiten, fehlte es an Händen. Ein Ausweg wäre es gewesen, Lieutenant Levy und Sergeant Caruso damit zu beauftragen -doch das hätte bedeutet, die Verteidigung zu schwächen; eine Entscheidung, die ich kurz erwog und sofort verwarf.
    Denn die Galgenfrist, die uns durch den Streit der Ratten mit den Ratmen beschieden worden war, lief offensichtlich ab.
    In den Reihen der Ratten, die in der Arena ihre wilden Tänze aufführten, ertönten erste ordnende Pfiffe. Das Durcheinander begann sich zu glätten. Hier und da hatten sich bereits wieder die alten Abteilungen gebildet.
    Die Fettratte zeigte deutliche Zeichen der Ungeduld:
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