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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000
Autoren: Mark Brandis
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zur Schlacht.
    Neben mir ließ sich ein tiefes, erschrockenes Atemholen vernehmen.
    »Sir, das wird uns doch nie einer glauben...«
    Auch Lieutenant Torrente war wach geworden und zu mir herangetreten. Über sein kupferfarbenes Gesicht hatte sich aschgraue Patina gebreitet.
    Der Laut einer vertrauten menschlichen Stimme half mir, die Lähmung, die mich befallen hatte, abzuschütteln. Ich sah ein, daß jedes weitere Zögern verhängnisvoll sein mußte .
    »Beeilen Sie sich, Lieutenant !« sagte ich leise. »Wecken Sie die Leute !«
    Lieutenant Torrente bezwang sein Entsetzen; die Farbe kehrte in seine Wangen zurück, er straffte sich.
    » Aye , aye , Sir.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich ihn davoneilen. Ich selbst rüttelte bereits die schlafenden Posten wach - und als sie mich aus schlaftrunkenen Augen anstarrten, wies ich lediglich stumm über die Barrikade hinweg. Ich war sicher: eine härtere Lehre konnte ich ihnen nicht zuteil werden lassen.
    Der Himmel mochte wissen, wie Lieutenant Torrente es fertig brachte, daß nur wenige Augenblicke später jeder auf seinem Posten war, die Männer der Kronos ebenso wie die Pilger, und daß jeder den Bogen zur Hand genommen und einen Pfeil auf die Sehne gelegt hatte.
    Ich winkte Jeremias zu mir heran, »Kennen Sie die Fettratte ?« erkundigte ich mich.
    Jeremias hob seine schwielige Hand über die Augen. Danach neigte er kurz den Kopf.
    »Persönlich bin ich ihr nie begegnet, Commander«, gab er zurück. »Aber gehört habe ich schon von ihr. Wir nennen sie die Große Ratte .«
    Der Bedarf der Fettratte an Huldigung schien gestillt zu sein. Sie setzte sich und fuhr sich mit beiden Vorderpfoten mehrmals über die Schnauze. Für Melchior war das die Genehmigung, sich zu erheben. Die Fettratte sah sich nach allen Seiten hin um, faßte Melchior erneut ins Auge und stieß einen lauten Pfiff aus.
    Nach einem knappen Herzschlag völliger Stille erbebte das Stadion unter dem Geheul der Zottelmänner. Sie legten ihre Bogen ab und griffen zu den Kriegsbeilen. Diese bestanden -aus Aluminium.
    Melchior warf beide Arme in die Luft, bellte einen heiseren Befehl, und die Schlachtreihe der Ratmen setzte sich in Bewegung. Mit dem hüpfenden Laufschritt, wie er mir schon einmal aufgefallen war, rannte sie auf unsere Barrikade zu. Die Absicht der Ratmen lag klar auf der Hand. Sie rechneten mit keinem nennenswerten Widerstand und waren davon überzeugt, die Stellung bereits im ersten Ansturm zu nehmen. Bisher hatte ich sie lediglich kennengelernt als Kämpfer aus dem Hinterhalt. Nun jedoch schienen sie entschlossen zu sein, der Fettratte einen regelrechten Kampf vorzuführen.
    Nun, sie sollten erfahren, daß sie es, als sie über Zacharias und seine Anhänger herfielen, zum letztenmal mit einer leichten Beute zu tun gehabt hatten. Doch um ihnen eine solche harte Lehre zu erteilen, bedurfte es eines hohen Maßes an Disziplin und Beherrschung. Die Inszenierung des Angriffs zerrte an den Nerven. Mir entging nicht, daß hier und da ein Pilger schon im Begriff stand, seinen Bogen zu spannen.
    Scharf sagte ich: »Lieutenant Torrente, ich lege Wert darauf, daß erst geschossen wird, sobald ich das Zeichen gebe .«
    » Aye , aye , Sir.«
    Lieutenant Torrente löste sich von der Scharte und rannte die Barrikade entlang.
    Ich nahm den Bogen von der Schulter, zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn locker auf die Sehne.
    Mit dem Heranrücken der Entscheidung gewann ich mein Selbstvertrauen zurück. Ich war völlig ruhig. Ich war wieder, wie meine Männer und auch die Pilger zu Recht von mir erwarteten, ein nüchtern denkender, nichts überstürzender Commander. Ein astrales Gefecht stand bevor - wenngleich von besonderer Art.
    Die Ratmen kamen rasch näher. Ich sah in verzerrte, kaum menschenähnliche Gesichter. Ich atmete den Geruch von Wildheit. Ich hörte das Geschrei, das mehr und mehr übertönt wurde von den anfeuernden Pfiffen aus Tausenden von Rattenkehlen.
    Langsam hob ich den Bogen. Über den gefiederten Pfeil hinweg richtete sich mein Blick auf jenen einen unter den Ratmen, für den es keinerlei Entschuldigung gab. Und wäre mir eine genannt worden - ich hätte sie doch nicht gelten lassen. Der Pfeil zielte auf den Mann, der sein Dorf zum zweitenmal verraten hatte; er zielte auf das Herz von Melchior. »Fertigmachen!«
    »Alle fertig, Sir !« erwiderte Lieutenant Torrente.
    Ich dachte an unsere unzulänglichen Fähigkeiten im Bogenschießen. Noch immer war für einen ungeübten Schützen
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