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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000
Autoren: Mark Brandis
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wenden, den Pfeil, der tief in seiner Brust steckte.
    Ich ließ den Bogen fallen, kroch heran und fing den alten Mann mit meinen Armen auf. Erneut begannen die wütenden Hornissen zu kreisen. Die Ratmen waren Meister im Bogenschießen. Ihre Pfeile regneten fast senkrecht herab.
    Jeremias Lippen bewegten sich.
    »Kümmern Sie sich... um die anderen... Commander. Ich bin... nur ein alter... unnützer Mann .«
    Ich untersuchte, so gut sich das in der Eile tun ließ, die Wunde. Der Pfeil mußte herausoperiert werden - und dazu bedurfte es der Kronos. Dort gab es alles: sterile Instrumente, Medikamente, Blutkonserven, heilende Strahlen.
    »Jeremias!«
    Der alte Mann kauerte mit blutleerem Gesicht am Fuß der Barrikade.
    »Jeremias!« Der alte Mann sah zu mir auf. »Jeremias !« wiederholte ich, »Ihnen kann geholfen werden. Die Kronos wird uns nicht im Stich lassen. Wichtig ist nur, daß Sie sich bis dahin ruhig verhalten .«
    Jeremias bedachte mich mit einem fernen Lächeln.
    »Schon gut, Commander... schon gut .«
    Ich überließ ihn sich selbst. Die Hornissen hatten plötzlich aufgehört zu schwärmen - das konnte nur eines bedeuten. Ein Blick über die Barrikade verschaffte mir Gewißheit . Die Ratmen hatten den Beschuß eingestellt - doch nur, um erneut zum Sturmangriff überzugehen.
    Lieutenant Torrente stellte sich neben mich.
    »Hat es Jeremias schwer erwischt, Sir ?«
    »Schlimm genug«, erwiderte ich. »Wenn die Kronos nicht bald eintrifft, wird er sterben .«
    »Die Kronos !« sagte er. »Fliegt wohl ein bisschen langsam, unser guter Vogel .«
    Der Augenblick forderte sein Recht.
    Die Ratmen hatten sich der Barrikade auf wenige Schritte genähert.
    »Fertigmachen!«
    Es erstaunte mich, wie ruhig und gleichgültig meine Stimme klang. Mein Verdienst war das nicht. Es war der Verdienst all jener unermüdlichen Lehrer und Meister, die mich in ihre harte Schule genommen hatten. Hinter mir stand in diesem Augenblick die ganze lange, stolze Tradition einer raumbefahrenen Generation.
    »Alle fertig, Sir.«
    Auch Lieutenant Torrentes Stimme hörte sich kühl an. Eine der bordüblichen Routinemeldungen aus dem Kontrollstand der Maschine hätte nicht nüchterner klingen können.
    Die Zottelmänner hatten nichts dazu gelernt - oder aber sie hatten Grund, die Barrikade weniger zu fürchten als das Pfeifen der Ratten. Sie wurden von uns mit einer wahren Wolke von Pfeilen empfangen.
    Binnen kurzem war auch dieses zweite Gefecht entschieden. Die Barrikade hatte standgehalten, und der überlebende Rest der Ratmen befand sich in panischer Flucht - kaum mehr als ein Drittel der ursprünglichen Schar.
    Ich vernahm Sergeant Carusos überschnappende Stimme. Das rothaarige Männchen hüpfte wie immer, wenn es sich aufregte, von einem Bein auf das andere. Dabei schwang es mit drohender Gebärde den Bogen.
    Sergeant Caruso war ein schlichtes Gemüt - er glaubte, den Sieg schon in der Tasche zu haben. Es wollte ihm nicht in den Sinn, daß wir vom Sieg weiter entfernt waren denn je. Er begriff nicht, daß höchstens das Schauspiel zu Ende gegangen war.
    Lieutenant Torrente stieß mich an.
    »Sir, was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
    Unter den Ratten auf den Rängen war Tumult ausgebrochen. Mit zischendem Pfeifen hüpften sie wie toll auf und nieder. Die Ursache ihrer Verärgerung schien in der überlebenden Schar der Ratmen zu bestehen, zu der auch Melchior gehörte. Die Schar hatte das rettende Ufer der Arena erreicht, wohin ihr unsere Pfeile nicht folgen konnten - doch statt sich dort noch einmal zu sammeln und zu neuem Angriff zu formieren, tat sie etwas höchst Unerwartetes.
    Melchior warf sich vor der Fettratte auf das Gesicht, und die übrigen Ratmen taten es ihm nach. Der Tumult unter den Ratten nahm zu. Die eben noch fein säuberlich voneinander geschiedenen Abteilungen gerieten durcheinander.
    Das zischende Pfeifen schwoll an.
    Das war mehr als nur ein Tumult. Es war auch mehr als vorübergehender Ärger. Unter den enttäuschten Ratten schien sich ein wahrer Aufstand anzubahnen. Die Fettratte hatte sich bislang nicht gerührt. Dick, feist und träge hockte sie auf ihren Speckläufen - den Blick ihrer Knopfaugen starr auf die unter ihr in vollständiger Unterwürfigkeit ausgebreiteten Leiber gerichtet. Nun jedoch - selbst auf die große Entfernung hin deutlich zu erkennen - drehte sie sich plötzlich um, und ihr schwarzer glänzender Schwanz hob sich steil in die Höhe. Einen Atemzug lang verharrte er in dieser Stellung - dann
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