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Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Titel: Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal
Autoren: Mark Brandis
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den Eindruck hatte, daß dies auf meinen alten Freund keinen Eindruck machte. Entweder war er zu hartgesotten, oder aber er kannte mich zu gut. Immerhin galt es nach wie vor, die sechs Muskelmänner in Schach zu halten.
    „Walter“, sagte ich, „ich brauche zehn Minuten von eurer Sendezeit, und zwar jetzt sofort.“
    Walter Hildebrandt holte tief Luft. Offenbar begriff er auf Anhieb, worum es ging, denn er warf einen raschen Blick hinüber zu Ko Ai.
    „Wegen ihr?“
    „Ja“, sagte ich. „Wegen ihr. Alles andere ist schief gegangen. Jetzt sollen die Bürger der EAAU entscheiden - falls sie dazu nicht längst zu satt und zu träge sind.“
    Walter Hildebrandt zögerte.
    „Mann!“ sagte er. „Eine Direktübertragung über alle Sender! Das gibt einen Affenaufstand! Du wirst eine Menge Staub aufwirbeln, Mark - aber weißt du, was mich das kosten wird?“
    Er war bereits halb gewonnen, und eigentlich hatte ich nichts anderes erwartet.
    „Ich weiß nur, was es Miß Ko Ai kosten wird, wenn ich diese zehn Minuten nicht bekomme, Walter.“
    Walter Hildebrandt seufzte und nickte.
    „Also gut. Ich nehme es auf meine Kappe. Wartet hier!“
    Walter Hildebrandt eilte davon. Ich ließ die Waffe sinken, sicherte und steckte sie ein. Ich brauchte sie nicht mehr. Der Empfangschef warf mir einen dankbaren Blick zu; offenbar fühlte er sich dem Leben zurückgegeben. Er konnte nicht ahnen, daß er lediglich das Opfer meiner Planlosigkeit gewesen war. Die Muskelmänner hingegen musterten mich und Ko Ai weiterhin feindselig; immerhin hielten sie sich nun, da Walter Hildebrandt das Kommando übernommen hatte, folgsam zurück.
    Auf den Monitoren sprang das Bild um: Sir Richard in Großaufnahme. Er unterstrich seine Ausführungen mit gemessenen Gebärden. Die neue Raumordnung war sein Steckenpferd.
    Ko Ai drückte meine Hand. Ich erriet ihre stumme Botschaft. Es war zugleich ein Dank als auch ein Abschied. An der Entscheidung, die in wenigen Augenblicken fallen mußte, würde es nichts mehr zu rütteln geben.
    Walter Hildebrandt kehrte zurück, gefolgt von einem langhaarigen jungen Mann, den ich sofort erkannte, obwohl ich ihm nie zuvor begegnet war. Jacques Rochelle, der Welt populärster Diskjockey, war geradezu ein nationales Denkmal. Eine unlängst durchgeführte Umfrage hatte ergeben, daß sein Gesicht den Bürgern der EAAU vertrauter war als das ihres Präsidenten.
    „Jacques weiß Bescheid“, sagte Walter Hildebrandt.
    „Du kannst ihm die Kleine anvertrauen. Er macht das schon.“
    Diesmal war die Reihe zu zögern an mir. Eigentlich war ich entschlossen gewesen, selbst vor die Kamera zu treten. Wäre mir Erfolg beschieden gewesen? Ich war kein Redner. Walter Hildebrandt mochte recht haben. JR war ein Mann vom Fach; er wußte, wie man eine Sendung improvisierte, um damit bei den Leuten anzukommen.
    JR zwinkerte Ko Ai und mir zu.
    „Keine Sorge!“ sagte er leichthin. „Der Zahn wird schnell gezogen sein.“
    Ko Ai sah mich fragend an. Ich ließ ihre Hand los. „Geh!“ sagte ich. „Du bist in guten Händen.“
    Erst als ich dies aussprach, fiel mir auf, daß ich sie duzte.
    Ko Ai straffte sich. Sie ließ es zu, daß Walter Hildebrandt und JR sie unterhakten. Die drei schritten davon.
    Ich blickte ihnen nach und empfand nichts - am wenigsten Erleichterung oder gar Triumph. Ich empfand auch keine Hoffnung. Alle meine Gefühle waren wie gelähmt. War das nun Stumpfsinn -oder ein Aufbegehren der überforderten Nerven? In zwei, drei, vier Minuten entschied sich Ko Ais, Captain Romens und nunmehr auch mein eigenes Schicksal. Falls der Apparat sich durchsetzte, konnte ich froh sein, wenn ich meine Rebellion nur mit dem Zusammenbruch meiner Karriere bezahlte. Doch so weit dachte ich nicht. Ich dachte überhaupt an nichts - allenfalls daran, daß ich einen Sessel benötigte, um mich zu setzen.
    Die Lehne des Sessels war geneigt. Ich blickte hoch zum imitierten nächtlichen Himmel, sah die goldenen Planeten kreisen und die flinken Satelliten huschen - und ich sah die unzähligen Monitoren, in denen sich die laufende Sendung wiederspiegelte. Drei Kontinente -Europa, Amerika und Afrika -, ein vierter - das assoziierte Australien
    - und ein besiedelter Nachbarplanet - die Venus - wurden von Sir Richard berieselt.
    Ich sah und hörte den Justizminister sagen: „Und damit kommen wir zum Kern meiner Überlegungen Und dann sah und hörte ich gar nichts mehr. Walter Hildebrandt hatte rigoros auf den roten Knopf gedrückt. Die Sendung
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