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Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Titel: Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal
Autoren: Mark Brandis
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Diana . Wie lange mochte es ihm möglich sein, die Verfolger hinter sich herzuziehen, bevor er aufgeben mußte? Viele Hunde sind des Hasen Tod. Die simple Regel war viele Tausend Jahre alt, aber sie galt noch immer.
    Ich sagte: „In spätestens einer Viertelstunde sind wir da Ko Ai.“
    Ko Ai sah zu mir herüber.
    „Sie haben viel Vertrauen in die Menschheit, Mark.“
    „Nicht in die Menschheit!“ erwiderte ich. „In die Bürger der EAAU, die so verdammt stolz und eingebildet sind auf ihre Zivilisation, daß sie am liebsten Missionare ausschicken würden bis zum entferntesten Stern des Orion-Nebels.“
    „Das klingt zynisch, Mark“, sagte sie.
    „Das ist zynisch“, sagte ich.
    „Und trotzdem haben Sie Vertrauen?“
    „Trotzdem habe ich Vertrauen. Und ich werfe mir vor, daß ich dieses Vertrauen nicht schon längst aufgebracht habe.“
    Ko Ai legte mir ihre Fingerspitzen auf den Arm.
    „Sie brauchen sich gar nichts vorzuwerfen, Mark. Sie sind ein guter, ehrlicher, zuverlässiger Freund.“
    „Das“, sagte ich, „muß sich erst noch herausstellen. Vielleicht bin ich auch nur ein Phantast, der die Dinge so sieht, wie er sie gern sehen möchte.“
    Eine große Welle rollte heran, und der Bauch des Scout s berührte den Kamm. Ich hatte das Gefühl eines plötzlichen Katapultstarts. Der Scout prallte von der Welle ab wie ein flacher Stein, der das Wasser berührt. Der Autopilot protestierte mit schrillem Klingeln und rotem Flackerlicht.
    „Mark - was war das?“
    Ich zögerte, es auszusprechen.
    „Der Entfernungsrechner fängt an, Ärger zu machen.“
    „Und was hat das zu bedeuten?“
    Zum ersten Mal an diesem Tag glaubte ich, in Ko Ais Stimme ein leichtes Zittern zu entdecken.
    Ich warf einen Blick auf den Radarschirm. Kap Hoorn war darauf soeben erst in Sicht gekommen. Aber davor kochte und brüllte die aufgewühlte See. Ich hätte Ko Ai gern eine trostvollere Antwort gegeben als die, welche ich ihr nun geben mußte:
    „Das bedeutet, daß wir gleich von Wellenkamm zu Wellenkamm springen werden, wenn es sich der Distancegeber nicht doch noch anders überlegt.“
    Wie immer dieses Abenteuer ausgehen mochte: es zeigte mit brutaler Deutlichkeit, daß der Scout von der Serienreife noch ein ganzes Stück weit entfernt war. Möglicherweise war er bei grober See überhaupt noch nicht erprobt worden.
    „Der Distancegeber - was ist das?“
    „Ein elektronisch gesteuerter Abtaster. Er reguliert selbsttätig den Abstand über Grund - in diesem Fall über der Wasseroberfläche.“
    „Ich verstehe. Und was können wir tun?“
    Kap Hoorn rückte näher. Es war an der Zeit, mit der Fahrt herunterzugehen und auf Handsteuerung zu schalten.
    „Kurs halten!“ erwiderte ich knapp.
    Der Distancegeber überlegte es sich nicht anders; ich hatte dies auch kaum angenommen. Irgendwo in seinem Inneren saß der Wurm. Der
    Scout berührte nun immer häufiger die Wellenkämme. Zum Glück handelte es sich dabei um kein Eintauchen; ein solcher Aufprall wäre das Ende gewesen. Es blieb von Mal zu Mal bei einem flüchtigen Streifen der windzerzausten Schaumkrone - doch die Wirkung, die dieses Streifen hatte, war spürbar genug. Jedesmal ging ein hartes Zittern und Rütteln durch das Fahrzeug, bevor dieses abprallte und steil in die Höhe schoß. Es dann wieder auf Kurs zu bringen erforderte höchste Konzentration.
    Wie lange mochte das überbeanspruchte Material dieser Belastung standhalten? Und wie lange wohl mochte ich imstande sein, das Fahrzeug immer wieder auf horizontalen Kurs zu legen? Bereits jetzt rann mir der Schweiß in wahren Sturzbächen von der Stirn.
    Machte Captain Romen zu dieser Zeit Ähnliches durch - oder war der gehetzte Hase bereits von den vielen Hunden zur Strecke gebracht? Eine Frage, auf die es vorerst keine Antwort gab.
    Wie dem auch wäre: ich hatte Grischa Romen mein Wort gegeben. Und kein Gruppenführer würde Hand anlegen an Ko Ai, solange ich am Leben war.
    Ich kämpfte mit dem bockenden Scout , mit meiner Erschöpfung und mit meinem Hang zur Resignation. Das Ziel dieser Reise war in greifbare Nähe gerückt - und dort, nicht hier auf See, mochte dann die Entscheidung fallen.
    Was mir am meisten zu schaffen machte, war eine höchst prosaische Angelegenheit. Bei jedem Abpraller des Scout s rebellierte mein Magen. Es kam der Augenblick, in dem ich an nichts anderes mehr denken konnte als an diese mörderische Übelkeit - und wie ihrer Herr zu werden. Ko Ai, die zur Untätigkeit verurteilt war, hatte
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