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Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Titel: Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal
Autoren: Mark Brandis
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1.
    Am 15.6.2077 wurde ich zum Verräter. Ich lieferte dem Department A - jene für die Überwachung von Ausländern zuständigen Abteilung des Sicherheitsdienstes - ausgerechnet jene zwei Menschen ans Messer, die mir nach Ruth O’Hara, meiner Frau, die liebsten und teuersten waren: Captain Grischa Romen und seine Verlobte Ko Ai.
    In dem Augenblick, als der Strom durch meine Schläfen zu fließen begann und wider meinen Willen die Erinnerung an die Ereignisse heraufbeschwor, die mich seit mehr als einem Monat in Atem hielten, begriff ich, daß ich mich hatte täuschen lassen. Ich war den Häschern in die Falle gegangen.
    Der summende Apparat, an den ich gefesselt war, diente nicht, wie man mir zuvor gesagt hatte, der Untersuchung meines Geisteszustandes, um Antwort zu finden auf die Frage, ob ich für meine Handlungen im juristischen Sinne voll verantwortlich war: dieser Apparat war vielmehr - von den Beamten des Departments A geschickt als medizinisches Instrument getarnt - ein gesetzlich verbotener Sententor.
    Gelegentlich war es mir bereits zu Ohren gekommen, daß es der Sicherheitsdienst mit dem Dekret aus dem Jahre 2076, dem sogenannten Menschenwürde-Paragraphen, nicht allzu genau nahm, das die Anwendung von Drogen und elektronischem Gerät zur Wahrheitsfindung untersagte - doch da es zwischen meinem Beruf und der Tätigkeit des Sicherheitsdienstes keine Berührungspunkte gab, war mir das, was sich in den Büros, Laboratorien und Kellern dieser Behörde tat, weitgehend gleichgültig gewesen. Im übrigen war ich der Meinung, daß die durch Salomon 76 ausgelöste Katastrophe auch dort unvergessen war.
    Die beruhigenden Auskünfte der beiden Beamten, die mich in diesen als Psychiatrie gekennzeichneten Raum begleitet hatten („Eine Routineuntersuchung, Commander - nur damit es später vor Gericht nicht heißt, Sie hätten ‘ne Meise “), und der Anblick der weißbekittelten Arzte, die mich in Empfang nahmen, hatten mein Mißtrauen eingeschläfert.
    Als der Strom zu fließen begann, kam jeder Protest zu spät. Ich war der Apparatur ausgeliefert - und jeder Versuch, die verfängliche
    Erinnerung in meinem Gedächtnis zurückzuhalten, blieb vergeblich.
    Auf dem Monitor erschienen, zunächst verworren und ungeordnet, die ersten Signale. Das Kontrollbild schien nicht zur Zufriedenheit der anwesenden Arzte auszufallen. Ich spürte, wie der Stromfluß plötzlich stärker wurde und meinen Widerstand brach.
    Ein Computer schaltete sich ein und übernahm die Auswertung. Aus den Signalen wurden gestanzte Zeichen auf einem sich abspulenden Papierband.
    Meine Erinnerungen und meine Gedanken gehörten nicht länger mir; meine Privatsphäre, obwohl gesetzlich geschützt und garantiert, war durch Betrug aufgebrochen. Was immer ich von nun an dachte -das Wesentliche wie das Unwesentliche - wurde vom Sententor zu Protokoll genommen.
    „So ist es gut, Commander!“, lobte einer der Weißkittel. „Immer hübsch der Reihe nach - und nach Möglichkeit keine Abschweifungen! Das hält nur auf. Beschäftigen wir uns doch zunächst mit dem 5. Mai dieses Jahres! Mir scheint, an diesem Mittwoch hat die ganze Geschichte ihren Anfang genommen… “
    Der Tag begann mit Ärger.
    Als ich kurz vor neun Uhr hinaustrat auf das hauseigene Flugdeck, stellte ich fest, daß ich zum Dienst zu spät kommen würde. Ein Heuschreckenschwarm, bestehend aus einem halben Hundert Helikopter aller möglichen Typen und Kennzeichen, hatte sich über Nacht auf der Plattform niedergelassen. Meine Libelle war so hoffnungslos eingekeilt, daß an ein Starten nicht zu denken war.
    Vom Flugdeck rief ich das Hotel Metropol an, das die oberen zwanzig Stockwerke des insgesamt hundertsechziggeschossigen Hochhauses belegte, in dem ich seit einigen Wochen eine komfortable Dienstwohnung besaß. Ich brachte meine Beschwerde vor und ergänzte sie durch das Kennzeichen des Helikopters, der dem meinen am nächsten parkte.
    Die Dame vom Empfang zog die hübsche Stirn kraus.
    „Ich verstehe, Commander. Aber ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen da helfen soll. Die Nativa 77 wird uns noch allerhand zu schaffen machen.“
    Zumindest besaß ich nun eine Erklärung. In Metropolis hatte der längst fällige Kongreß führender Wissenschaftler und maßgeblicher Politiker zum Thema Geburtenregelung und Ernährung - Nativa 77 -begonnen. Die Drei Vereinigten Kontinente und das assoziierte Australien hatten ihre Vertreter entsandt. Die Hotels quollen über.
    „Stellen Sie fest, wem
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