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Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Titel: Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal
Autoren: Mark Brandis
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nach einigem Umherirren einen Bachlauf, dem ich in das Innere der Insel folgen konnte. Nach zwei Stunden war ich bereit, die Suche aufzugeben. Ich hätte ein Indianer des achtzehnten Jahrhunderts sein müssen, um in dem Gewirr von Fels und wucherndem Grün auf menschliche Spuren zu stoßen - falls es diese überhaupt gab.
    Am Bachufer setzte ich mich, trank etwas kühles, klares Wasser aus der hohlen Hand und versuchte meiner Niedergeschlagenheit Herr zu werden, bevor ich den Rückmarsch antrat. Ich befand mich in der Lage eines Spielers, der alles auf eine Karte gesetzt hatte und nun entdecken mußte, daß es die falsche war. Falls Captain Romen und Ko Ai sich verkrochen hatten, dann bestimmt nicht auf dieser Insel. Vielleicht trieben sie längst mit leerem Tank irgendwo im Weltraum -oder aber sie hatten sich mit letzter verzweifelter Beschleunigung in die Unendlichkeit katapultiert: dorthin, wo niemand sie aufzuspüren vermochte, dorthin, woher es keinen Weg zurück mehr gab. Wie reagierte ein Zigeuner, wenn er sich hoffnungslos umstellt sah? Wieso war ich überhaupt auf diese Insel verfallen? Auch in der sibirischen Taiga gab es Verstecke genug für eine Diana. Iwan Stroganow, mein grauhaariger Navigator, hatte oft genug von diesen undurchdringlichen Wäldern erzählt, in denen noch gelegentlich Bären und Weiße Tiger vorkamen.
    Wie dem auch sein mochte - fest stand, daß mein Versuch, Captain Romen und Ko Ai zur Hilfe zu eilen, fehlgeschlagen war. Da ich sie nicht aufgespürt hatte und über keinen weiteren Anhaltspunkt verfügte, um mich zumindest mit ihnen in Verbindung setzen zu können, waren sie fortan völlig auf sich allein gestellt - und Flucht und Verfolgung würden weitergehen bis zum unausbleiblichen bitteren Ende. Das Department A setzte alles daran, den Fall so rasch wie möglich abzuschließen.
    Enttäuscht und verbittert und mehr denn je voller Sorge erhob ich mich und trat den Rückweg zum Strand an.
    Diesmal ging es bergab, und mein Schritt war schneller. Während ich den Bach überquerte, vermochte ich bereits den weißen, leuchtenden Strand zu sehen - und dahinter das seidenblaue Meer, das sich wie atmend hob und senkte.
    Als ich die Mundharmonika vernahm, glaubte ich zunächst an eine Sinnestäuschung. Auf dieser Insel wimmelte es von exotischen Vögeln und anderem Getier, und ihre Rufe waren überall. Doch nachdem ich einige weitere hundert Meter zurückgelegt hatte, blieb ich betroffen stehen.
    Diesmal gab es nicht den geringsten Zweifel mehr. Was ich hörte, war eine auf der Mundharmonika gespielte Weise, die ich oft genug gehört hatte:
    Otschi tschornyje,
    otschi jasnyje,
    lisch uwidel was…
    Schwarze Augen.
    Dieser Ohrwurm unter den Zigeunerliedern. „Captain Romen!“ brüllte ich. „Grischa!“
    Dann stürzte ich mich in das Unterholz. Die Mundharmonika wies mir die Richtung. Eine Viertelstunde etwa kämpfte ich mich durch das Dickicht, bis ich schließlich, zerkratzt und verschrammt und über und über mit triefendem Schweiß bedeckt, hinaustrat auf eine sonnige Lichtung.
    Auf einmal fühlte ich mich verhöhnt.
    Auf dieser Lichtung, woher die Musik kam, befand sich kein Mensch. Lediglich ein transportabler Bordregistrator, wie er zum Festhalten von Funkgesprächen diente, baumelte an einem der Äste - und aus diesem Gerät drang auch die Musik.
    Eine Stimme hinter mir - die von Captain Romen - sagte scharf: „Stehenbleiben! Und dann hoch mit den Händen!“
    Und eine andere Stimme - die von Ko Ai - sagte hastig: „Grischa, nicht! Es ist Commander Brandis!“
    Ich drehte mich um. Captain Romen lehnte an einem Baum und zielte mit einer kurzläufigen Polizeipistole auf mich. Überraschung, ungläubiges Staunen und Betroffenheit malten sich in seiner Miene. Langsam ließ er die Waffe sinken.
    „Sir“, sagte er, „Sir - wie um Himmels willen haben Sie uns gefunden?“

15.
    Captain Romen zeigte mir die Diana. Sie war mitten auf der Lichtung geparkt, doch erst, als ich auf zwei, drei Schritte heran war, erkannte ich sie. Bis dahin hatte ich sie für einen dieser hochauf-ragenden tropischen Bäume gehalten. Die Tarnung war perfekt.
    Aus irgendeinem Grunde hatte ich das Gefühl, daß Captain Romen -im Gegensatz zu Ko Ai - über mein Auftauchen alles andere als erfreut war. Immerhin lud er mich zum Essen ein. Über einem kleinen Feuer hatte Ko Ai ein duftendes Mahl zubereitet.
    „Was ist das?“ fragte ich, als sie mir auflegte.
    „Eine Spezialität dieser Insel, Sir“, antwortete
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