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Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Titel: Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal
Autoren: Mark Brandis
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war unterbrochen.
    Die Monitore leuchteten wieder auf, und ich erkannte auf ihnen Ko Ai und JR. Letzterer hatte seinen rechten Arm lässig um Ko Ais Schulter gelegt und zog sie mit sanfter Gewalt auf die aufnehmende Kamera zu. Dabei zeigte er sein berühmtes, unwiderstehliches Lächeln, das gewissermaßen sein Markenzeichen war.
    „Meine Damen und Herren, wir unterbrechen unsere Übertragung aus Metropolis, um Sie mit einer Unperson und ihrem Schicksal bekanntzumachen. Ihr Name ist Ko Ai, und ihr einziges Verbrechen besteht darin, als drittes Kind einer asiatischen Familie geboren worden zu sein. Was das bedeutet, in den VOR ein drittes Kind zu sein… “
    JR machte seine Sache großartig. Ich konnte dem Himmel dankbar sein, daß wir auf ihn gestoßen waren.

17.
    Die Monitore trugen das Erkennungszeichen der Stella-TV. JRs Appell an das Herz und an das Gewissen der Bürger der EAAU war verklungen.
    Mehr denn je lastete auf mir das Bewußtsein der Niederlage. Mit der Pistole in der Hand hatte ich mich lächerlich gemacht, und mit diesem Appell predigte ich tauben Ohren. Das Schicksal eines einzelnen Menschen -: wen regte es noch auf, wenn zur gleichen Zeit in Metropolis über die Zukunft von 14,7 Milliarden Menschen diskutiert und beraten wurde? Die Erde war hoffnungslos übervölkert. Wissenschaftler und Philosophen suchten nach neuen Maßstäben für das Zusammenleben. Herz und Gewissen: welch antiquierte Begriffe! Unter den Sternen war ich zum Träumer geworden.
    Oder konnten meine Mitbürger erkennen, daß in dem einzelnen Schicksal von Ko Ai die Frage nach dem Leben überhaupt gestellt war?
    Nein, um Ko Ai zu retten, hätte ich Captain Romen von Anfang an freie Hand lassen müssen. Mit Wang Yao hätte er über ein ansehnliches Faustpfand verfügt: genug, um von Sir Richard ein feierliches Ehrenwort zu erpressen. Nun war es dafür zu spät.
    Was blieb noch zu tun übrig? Ich hatte Captain Romen mein Leben für Ko Ais Sicherheit verpfändet. An dieses Wort blieb ich gebunden. Selbst wenn mein eigener Tod nur eine demonstrative Geste bleiben würde, mochte er doch Anlaß bieten zu einem Skandal. John Harris würde zweifellos dafür sorgen.
    Ko Ai kehrte in die Halle zurück, und ich stand auf, um ihr entgegenzugehen. Sie lächelte, und die neuerwachte Hoffnung, die aus ihren Augen strahlte, wirkte auf mich ebenso rührend wie schmerzlich.
    „Mark, Ihre Freunde sagen, wir sollten hier warten. Sie haben noch zu tun. Haben Sie uns gesehen und gehört?“
    „Ja“, erwiderte ich.
    „Mark, dieser Diskjockey sagt: es wäre die beste Sendung seines Lebens gewesen! Und er meint, wir könnten ganz beruhigt sein. Er kenne seine Pappen. “
    Ko Ai runzelte die Stirn.
    „Pappenheimer!“ vollendete ich. Sie strahlte.
    „Das ist es. Pappenheimer. Das ist doch etwas Gutes, Mark?“
    Ko Ais Blick glitt plötzlich über mich hinweg, und ihre Augen wurden starr.
    „Ko Ai!“ fragte ich besorgt. „Ko Ai, was ist?“
    Ihre zitternden Lippen formten unhörbar meinen Namen.
    Hinter mir sagte einer der Portiers:
    „Da sind die Leute, die Sie suchen, Sir. Achtung, der Mann ist bewaffnet!“
    Ich fuhr herum - und blickte in die Mündung mehrerer auf mich gerichteter Laser-Pistolen. Der Gruppenführer, seine beiden Gehilfen und Wang Yao hatten die Halle betreten.
    Alles, was ich in diesem Augenblick zu denken vermochte, ließ sich in einen einzigen fatalen Satz zusammenpressen: Das Department A mußte blitzschnell geschaltet haben.
    Die Lippen des Gruppenführers kräuselten sich. Er genoß die Überraschung. Der Schrecken, den er mir und Ko Ai einjagte, war seine eigene, private Vergeltung für alle Unannehmlichkeiten, die er wegen uns gehabt hatte.
    „Commander“, sagte er schließlich, „ich hätte Sie für weniger naiv und sentimental gehalten. Ein Diskjockey als Anwalt - wie abgeschmackt!“
    Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Ich trat einen Schritt zur Seite, um Ko Ai mit meinem Körper zu decken. Nun, da die Überraschung mich nicht länger lähmte, überkam mich eine sonderbare Ruhe, und ich glaubte Ruth O’Haras Stimme zu hören, wie sie aus einem ihrer alten Bücher zitierte: Woran du glaubst, dafür sollst du leben und sterben. Was war es, woran ich glaubte in diesem Augenblick? Etwa nur an eine abgeklapperte Humanität, für die es nie eine verbindliche Definition gegeben hatte? Ich glaubte an Ko Ais Recht auf Leben - auch als drittes Kind einer asiatischen Familie.
    Und ich wußte, daß ich, sobald einer
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