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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
Autoren: Mark Brandis
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sich und seine Erfahrung in den Dienst der zivilen Raumfahrtbehörde VEGA zu stellen. Vielleicht war es seine militärische Gründlichkeit, was ich ihm übelnahm. Was mich andererseits zu ihm hinzog, war der Umstand, daß er Astronaut mit Leib, und Seele war - nicht anders als seine Vorfahren, die einst ganze Seeleute gewesen waren. Und etwas von jener kühlen, beherrschten Art, die britische Seeoffiziere einst ausgezeichnet hatte, war auch in seinem Charakter wiederzufinden. Er setzte ihre Tradition fort, auch wenn das Element, mit dem er es zu tun hatte, ein anderes geworden war. Sehr gut verstand ich mich dagegen mit Antoine Ibaka, dem Bordingenieur. Er stammte aus dem Kongo: ein sehniger, breitschultriger Mann von ebenholzschwarzer Hautfarbe und mit den geschmeidigen Bewegungen eines spurtschnellen Hundertmeterläufers. Ibakas Humor war nie zynisch, sondern lediglich Ausdruck einer von Natur aus heiteren Wesensart. Auch mit Iwan Stroganow, dem Navigator, ließ es sich gut auskommen. Auf den ersten Blick hatte er auf mich einen schwerfälligen und melancholischen Eindruck gemacht, doch mittlerweile kannte ich ihn besser. Er war ein langsamer, aber gründlicher Denker und vor allem ein hervorragender Navigator. Sein Umgang mit Computern hinderte ihn nicht daran, ein gläubiger Christ zu sein. Müdigkeit überkam mich. Ich weiß nicht, wie ich auf einmal dazu kam, mir selbst
    die Frage vorzulegen, welchen Platz ich, der Pilot, in den Gedanken meiner Bordkameraden einnahm. Seit meiner Degradierung vom Commander zum Captain war ich empfindlich geworden - aber an Bord von Delta VII schien keiner mir meine Vergangenheit nachzutragen, obwohl sie, daran zweifelte ich nicht, allen bekannt war. An dieser Degradierung war ich -inzwischen habe ich das eingesehen - nicht ganz unschuldig. Eingehandelt hatte ich sie mir, als ich einen unmißverständlichen Befehl in den Wind schlug und mich mit einem zum Start nicht freigegebenen Alpha-Schiit an der Suche nach der im Raum verschollenen Expedition des Colonels Rublew beteiligen wollte. Wenn ich Erfolg gehabt hätte, wäre man sicherlich milder mit mir ins Gericht gegangen, aber gerade der Erfolg blieb mir versagt. Die Katastrophe ereignete sich bereits beim Start. VEGA verlor ein Raumschiff, ein Mann meiner Crew das Leben, ich selbst den Rang eines Commanders. Vielleicht wäre VEGA noch härter gegen mich vorgegangen, hätte nicht gerade Mangel an Piloten geherrscht. So degradierte man mich lediglich zum Captain und ließ mich weiterfliegen - unter einem fremden Commander nach dem anderen. Mich traf dies härter als eine fristlose Entlassung. Nur weil ich nicht wußte, was ich sonst hätte anfangen sollen, nahm ich diese Entscheidung hin. Unter der hohen gläsernen Kuppel, die sich über der Abfertigungshalle wölbte, kam der Transporter zum Stehen. Commander Harris überprüfte den Sitz seiner Uniformjacke, rückte die Mütze zurecht und stieg aus. „Meine Herren", sagte Ibaka, „dies ist ein historischer Augenblick. Frau Venus erwartet uns mit geöffneten Armen."
    Stroganow verzog das Gesicht. „Frau Venus", sagte er, „ist auch nicht mehr, was sie einmal war. Auf mich jedenfalls macht sie den Eindruck, als müßte sie sich in nächster Zeit einmal  rasieren." „Nicht doch!" sagte Ibaka ernsthaft. „Diese Art von Verkleidung erhöht lediglich ihren Reiz." In der Halle vollzog sich gerade das Zeremoniell einer Begrüßung. Commander Harris salutierte vor einem knochigen, graubärtigen Mann. Niemand konnte sich erinnern, wann und wie Sven Björnsen, der Stationsmeister, zu seinem Spitznamen gekommen war -aber überall in Astronautenkreisen war er, seitdem ich denken konnte, als Frau Venus bekannt. „Vorhin, als ich Ihren Namen hörte, habe ich mich gefragt: ist er's oder ist er's nicht?" sagte Björnsen gerade, als ich aus dem Transporter kletterte. „Ich wußte gar nicht, daß Sie zur VEGA übergewechselt sind, Major." Commander Harris straffte sich, und ich wußte, daß er nur auf diesen Augenblick gewartet hatte, um seine Beschwerde an den Mann zu bringen. „Allmählich", sagte er, „fange ich selbst an zu begreifen, daß ich kein Major mehr bin, sondern nichts als ein Zivilist. Vor allem, wenn ein Stationsmeister mich erst einem Verhör unterwirft, bevor er mir die Landung freigibt." Björnsens Augen, so fiel mir auf, blickten auf einmal ernst. „Es tut mir leid, Commander, aber so lautete meine Anweisung." Commander Harris blieb unversöhnt: „Nun, auf den
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