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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
Autoren: Mark Brandis
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Urheber dieser Anweisung bin ich neugierig." Er winkte ungeduldig mit dem Bordbuch. „Bringen wir den Papierkrieg hinter uns!"
    Wir gingen hinüber in das Büro, und Björnsen nahm hinter seinem kreisförmigen Schreibtisch Platz und setzte die Brille auf.
    „Darf ich Sie um das Bordbuch bitten, Commander?" „Mit der Bitte um Aufklärung", sagte Commander Harris, während er dem Stationsmeister das Bordbuch aushändigte. „Wie Sie leicht feststellen können, habe ich mir erlaubt, den Vorfall von vorhin zu vermerken. Reglement für interplanetarischen Raumflug, Artikel zwei-hundertunddreizehn, Absatz vier: ,Jede Abweichung von der Norm bedarf einer die Ausnahmesituation bestätigende Erklärung.'" Björnsen trug den Zeitpunkt unserer Landung in das Bordbuch ein, drückte einen Stempel auf das Papier und unterschrieb. Dann blickte er auf. „Mir scheint, Commander, Sie sind tatsächlich ahnungslos."
    Commander Harris' buschige rotblonde Augenbrauen zuckten in die Höhe. „Würden Sie die Freundlichkeit haben", sagte er, „sich deutlicher auszudrücken?" „Gewiß", sagte Björnsen, „nur erlauben Sie, daß ich Ihnen zunächst eine Frage stelle: Haben Sie im Verlauf Ihres Fluges mit einer anderen Stelle als mit VEGA Funkkontakt gehalten?" „Nein", sagte Commander Harris. „Nun", sagte Björnsen, „dann machen Sie sich auf eine Überraschung gefaßt." Er schaltete den Zeitungsprojektor ein, und der gedruckte Bericht begann zu laufen. Bis zu diesem Augenblick hatte ich für Commander Harris' Fehde nur mäßiges Interesse aufgebracht, doch nun, auf einmal, war ich voll und ganz da: zurückgekehrt in die Welt der Menschen mit allen ihren Problemen. Ich las die Schlagzeile und fühlte mit unerbittlicher Klarheit, daß mein Leben nie wieder sein würde, was es einmal gewesen war, und nicht nur meines. Die ganze Welt war mit einem Schlag eine andere geworden. Ich spürte, wie  mir dieses neue Wissen alles Blut aus dem Gesicht zog, während mein Herz plötzlich rasch und aufgeregt zu schlagen begann, und ich sah, daß selbst Commander Harris blaß geworden war.
    Die Schlagzeile lautete: SMITH GREIFT NACH DER MACHT. Ich blickte hinüber zu Ibaka und Stroganow. Auch sie wirkten verstört. Commander Harris ergriff wieder das Wort. „Unsinn!" sagte er. „Das muß ein Gerücht sein. Sie wissen selbst, wie Zeitungen so etwas aufbauschen. General Smith ist in sicherem Gewahrsam." „Eben nicht." Björnsen schüttelte fast unmerklich den Kopf. „Bis jetzt ist noch nicht ganz klar, wie er zu dem Raumschiff gekommen ist, das ihn zurückbrachte, aber Tatsache ist, daß er's geschafft hat. Die Regierung hat den Ausnahmezustand verkündet." Commander Harris blieb stumm. Wahrscheinlich mußte er genau wie ich diese Nachricht erst einmal verarbeiten. Noch fiel es mir schwer, mir ihre ganze ungeheure Tragweite zu vergegenwärtigen.
    „Und die Armee? Was tut die Armee?" Stroganow war nähergetreten. „Sie kann doch diesen Tollhäusler nicht einfach gewähren lassen?"
    Wenn Stroganow von General Smith als von einem Tollhäusler sprach, so hatte das seine  Bewandtnis. Der General hatte als Vertreter des harten Kurses gegenüber den VOR - den Vereinigten Orientalischen Republiken -, bevor er in die Verbannung geschickt wurde, die Erde schon einmal an die Grenze eines globalen Krieges gebracht.
    Damals, vor sieben Jahren, hatten sich in der EAAU die gemäßigten Elemente durchgesetzt, und Smith war von der politischen Bühne gefegt worden, noch bevor aus den von ihm provozierten Zusammenstößen im All ein regelrechter Krieg werden konnte. In gewisser Weise hatte die Entwicklung in den dar-' auf folgenden Jahren Smith recht gegeben. Die VOR, in denen die Chinesen, die sich längst von ihrer verheerenden Niederlage im zweiten sowjetisch-chinesischen Krieg erholt hatten, immer tonangebender wurden, bauten zäh und beharrlich und zum Teil unter großen Opfern ihre strategischen Stellungen im Raum aus. Trotzdem vermieden sie nach wie vor alles, was von der anderen Welthälfte als aggressiver Akt aufgefaßt werden konnte. Das Verhältnis zwischen der EAAU und der VOR war zwar gespannt und kühl, doch die wirtschaftlichen Beziehungen blieben davon unbetroffen. In den letzten Monaten nun hatte es geschienen, als sollte es zu einer Annäherung zwischen Metropolis und Peking kommen. In beiden Staaten gab es namhafte Verfechter der politischen These, daß nur ein Zusammenschluß beider Staaten die Welt vor der großen Katastrophe bewahren
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