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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
Autoren: Mark Brandis
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könnte. Freilich, auf beiden Seiten gab es auch genug Säbelraßler und Kraftmeier, die einen friedlichen Ausgleich zu verhindern trachteten. General Gordon B. Smith, der Mann aus Texas, war einer der schlimmsten - aufjeden Fall aber der intelligenteste und gefährlichste. Die Frage, wie wohl die Armee sich zu Smith' Rückkehr auf die Erde stellen würde, war mir bereits durch den Kopf gegangen, noch bevor Stroganow sie hatte laut werden lassen. Es war die Kardinalfrage schlechthin. Nur die Armee konnte Smith dorthin zurückschaffen, woher er gekommen war, oder aber ihm zur Macht verhelfen. „Die Armee?" Björnsen hob ein wenig die Schultern. „Es scheint, als hätte sich ein Teil davon schon hinter ihn gestellt. Die Regierung appelliert jetzt an diese Einheiten, zur verfassungsmäßigen Gewalt zurückzukehren."
    „Und wie", fragte Ibaka, „verhält sich die Armee hier? Hat Colonel Larriand bereits Stellung bezogen?" Ich entsann mich einer flüchtigen Begegnung mit dem Colonel: ein kühler, wortkarger, vornehmer Mann, der sich nie in politische Belange eingemischt hatte, ein hervorragender Raumfahrtstratege, der vor dem Erreichen der Altersgrenze als Oberkommandierender der Venus die letzte Etappe seiner militärischen Laufbahn durchlebte. Für die Regierung der halbautonomen Venus war Larriand, da er ihr nicht unterstellt wurde, sondern weiterhin nur der Zentralregierung in Metropolis verantwortlich blieb, in gewisser Weise stets ein Ärgernis gewesen. Einige Extremisten, die für eine totale Unabhängigkeit der Venus eintraten, hatten Larriand und seine Männer als Okkupanten beschimpft, doch damit gingen sie zweifellos zu weit.
    "Colonel Larriand", sagte der Stationsmeister, „hat sich bisher nicht geäußert, aber er hat auch die Aufforderung des Generals, sich seinem Befehl zu unterstellen, unbeantwortet gelassen." Ibaka wollte noch etwas bemerken, aber Commander Harris kam ihm zuvor. Ruhig und ohne eine Spur von Erregung erkundigte er sich: „Und wie beurteilen Gouverneur und Großer Rat die Lage?"
    „Nun", sagte Björnsen, „sie haben dem General eine klare Abfuhr erteilt. Hier auf der Venus hat er so gut wie keine Anhänger - vielleicht, weil man hier andere Sorgen hat. Auf der Erde jedoch -", Björnsen sprach den Satz nicht zu Ende, sondern zuckte statt dessen resignierend mit den Schultern.
    Wir alle wußten auch so, was er meinte. Auf der Erde gab es genug radikale Elemente, die nur  auf diese Stunde gewartet hatten, Reinigende-Flamme-Anhänger, die  auch im Untergrund nie aufgehört hatten, von der totalen Macht zu träumen.
    Der Commander warf noch einen Blick auf den Zeitungsprojektor und sagte:  „Die Ausgabe ist immerhin sechs Stunden alt. Die nächste Meldung kann bereits lauten: Die  Ordnung ist wiederhergestellt."
    „In diesem Fall", antwortete der Stationsmeisler, „werde ich Sie bei Ihrem Weiterflug mit Sekt und Kaviar verabschieden. Übrigens, ich nehme an, Sie werden unter diesen Umständen die Rückkehr zur Erde bis auf weiteres verschieben." Commander Harris steckte das Bordbuch ein. „Nicht, wenn keine diesbezügliche Order von VEGA vorliegt. Wenn auch bis morgen sieben Uhr fünfundvier-zig Metropoliszeit kein solcher Befehl hier eingeht, setzen wir die Reise wie geplant fort." Björnsen stützte sich mit den flachen Händen auf die Schreibtischplatte und stand auf. „Ich frage mich, ob das ein guter Entschluß ist, Commander, aber ich will Ihnen nicht dreinreden." Die Miene, die Commander Harris machte, ließ erkennen, daß es auch gar nicht sein Wunsch war, sich dreinreden zu lassen. Ich fragte mich, wie ich mich, der ich schließlich auch schon einmal Commander gewesen war, an seiner Stelle verhalten hätte, und fand keine Antwort darauf. Ich dachte auch noch darüber nach, als wir das Büro des Stationsmeisters längst verlassen hatten. Niemand konnte voraussagen, was uns auf der Erde erwartete, aber eines war gewiß: daß jede Abänderung unseres Flugplanes das ganze VEGA-Programm durcheinanderbringen mußte. Es war eine sehr einsame Entscheidung, die Commander Harris getroffen hatte, doch wer ihn kannte, mußte wissen, daß es für ihn nur diese eine Entscheidung geben konnte. Vor dem Ausgang verabschiedete sich der Commander von uns, um zu Freunden zu fahren, bei denen er auch übernachten wollte.
    Stroganow, Ibaka und ich standen noch eine Weile herum, aber die Lust auf einen geselligen Abend war uns vergangen.
    Stroganow knurrte: „Man hätte dem General vor
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