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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
Autoren: Mark Brandis
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sieben Jahren den Prozeß machen sollen, dann wäre der Fall längst ausgestanden." Er spuckte wütend aus. „Smith an, der Macht und ein Krieg mit den Schlitzaugen, das hat uns gerade noch gefehlt!" Ibaka stieß mich an. „Mein Appetit ist zwar zum Teufel, aber einen Schluck könnte ich wahrhaftig brauchen. Kommen Sie mit, Captain?"
    Wir gingen in eine Bar und tranken rasch hintereinander drei oder vier Schnäpse, ohne in Stimmung zu kommen. Selbst Ibaka, unser Spaßvogel, blieb lustlos und bedrückt. Schließlich fing Stroganow mit einem Gast, der sagte, dieser General hätte doch eigentlich ganz patente Ansichten, einen Streit an, und Ibaka und ich hatten Mühe, ihn hinauszuschaffen, bevor es zu einer Schlägerei kam.
    Ibaka machte den Vorschlag, noch eine andere Bar aufzusuchen, aber ich verspürte dazu keine Neigung und ließ ihn mit Stroganow allein weiterziehen. Als ein Taxi in Sicht kam, winkte ich es heran.
    3.
    Das Taxi glitt auf lautlosem Luftkissen dahin, und mir ging es plötzlich durch den Sinn, daß die Menschheit doch ziemlich arm dran ist, seitdem sie das Wundern verlernt hat. Der Umstand, daß es auf der Venus - anders als auf dem Mond und den vielen kleinen Stationen und Kolonien im All - atembare Luft gibt, in der man sich genauso frei bewegen kann wie auf der Erde, ist zweifellos eines der größten Wunder, das die Technik seit der Erfindung des Rades zuwege gebracht hat.
    Ein Netz von Ozonerien überspannt die Venus: chemische Aufbereitungsanlagen, deren einzige Aufgabe es ist, in ununterbrochener Folge ein Gemisch von Stickstoff, Sauerstoff, Argon und Kohlensäure zu produzieren, eben jene Luft, die der Mensch zum Leben braucht. Dieses Gemisch wird unmittelbar vor dem Ausstoßen auf physikalischem Wege magnetisch aufgeladen, so daß seinem natürlichen Drang, sich im Weltall zu verflüchtigen, die starken Elektromagneten der Ozonerien entgegenwirken können. Auch wenn dieser atmosphärische Gürtel nur knapp hundert Meter breit ist, so reicht er doch aus, um auf der Venus erdähnliche Verhältnisse zu schaffen. Die Architektur der Towns allerdings machte es mir unmöglich zu vergessen, wo ich mich befand. Nur ein einziges Mal in der Geschichte der Menschheit, im alten Japan, hatte es einen ähnlichen Zusammenklang von Architektur und Natur gegeben. Während es auf der Erde - von Metropolis abgesehen - kaum eine menschliche Ansiedlung gab, die ohne geschichtliche Vergangenheit war, hatten es die Städteplaner auf der Venus leicht gehabt, von Anfang an rein funktionell zu planen. Die absolute Zweckmäßigkeit ihrer Bauten freilich hatte ihre besondere Schönheit, zumal sie eingebettet waren in eine verschwenderische Pracht üppiger Parkanlagen. Unsichtbare Heizungen sorgten für eine stets gleichbleibende, frühlingshafte Temperatur. Ein paar Minuten lang war ich völlig vertieft in meine Gedanken, aber dann mußte ich, ob ich wollte oder nicht, mich wieder mit der Gegenwart beschäftigen. Das Taxi hielt plötzlich an, und nur die Gurte hinderten mich daran,  unsanft nach vorn zu kippen. „Jetzt fangen sie auch bei uns an, verrückt zu spielen!" sagte der Fahrer erbost. „Man könnte fast meinen,-die Schlitzaugen wären gelandet." Drei Transporter der Strategischen Luftflotte - mit den Signalfarben Gelb und Rot bemalt - überquerten sirenenheulend den Platz und rasten nach Osten - dorthin, wo die militärischen Startrampen lagen. „Nun", sagte ich, bemüht, mich gleichmütig zu zeigen, „das muß nicht gleich etwas zu bedeuten haben." „Ach nee!" Das Taxi setzte sich wieder in Bewegung. „So geht das schon den ganzen Tag." Der Fahrer blickte mißmutig über die Schulter. „Wo kommen Sie eigentlich her? Nicht von der Erde, wenn ich richtig rate." „Nein", sagte ich, „nicht von der Erde." „Mond, Mars, Jupiter?" fragte der Fahrer. „Auch nicht", sagte ich, weil es einerseits der Wahrheit entsprach, und weil ich andererseits keine Neigung verspürte, mich in ein Gespräch verwickeln zu lassen. „Na schön", sagte der Fahrer mürrisch, „letzten Endes ist es ja auch Ihre Angelegenheit. Hauptsache, Sie gehören nicht zu Smith und Genossen. Wir hier, wir wollen nämlich nichts anderes als friedlich leben und arbeiten. Mit allem anderen haben wir nichts im Sinn." Die Art, wie er das vorbrachte, machte ihn mir nun doch sympathisch, und darum antwortete ich, um ihn nicht vollends zu beleidigen: „Nun, mit dieser Sehnsucht stehen Sie nicht allein." „Ich weiß nicht", sagte der Fahrer
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