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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Autoren: Carl Sulz
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nicht mehr aus Fels, sondern aus unzähligen Totenschädeln. Diese waren sorgsam zusammengelegt, die leeren Augenhöhlen alle auf das Zentrum dieser titanischen Halle gerichtet. Umrahmt von vier zyklopischen Säulen, welche ebenfalls kunstvoll aus unzähligen Gebeinen errichtet worden waren, stand dort ein großer, goldener Käfig – der leer zu sein schien. Die Gitterstangen glitzerten golden in diesem seltsamen Zwielicht, welches aus keiner bestimmbaren Quelle zu stammen schien.
    Glatter, vollkommen nahtloser schwarzer Fels umrahmte diese unheimliche Szenerie. In einem großen Kreis rund um den Käfig waren große, goldene Runden in den Boden eingelassen, die Luft darüber schien leise zu flimmern.
    Nur langsam gewann Gorim die Kontrolle über sich selbst wieder. Mühsam hob er sein Schwert und brüllte seinen Männern Mut zu – dann folgte er mit schweren Schritten dem Erhabenen.

    Heimliches Grauen erfasste Anemer, als er diese Halle der Toten betrat – doch er wusste, dass es nicht diese unzähligen Knochen waren, die ihn mit Furcht erfüllten. Es war der große, goldene Käfig in der Mitte - denn eines war er mit Sicherheit nicht: leer.
    Laut rief er die Großen Alten an, bat sie um Kraft. Er trat näher und spürte sofort, dass sie schnell handeln mussten – sehr schnell sogar. Etwas Unsichtbares war hier gefangen. Seit Jahrtausenden. Besiegt in einer kataklystischen Schlacht - doch damals zu stark, um endgültig getötet zu werden. Erst jetzt, Jahrtausende danach, mochte es ihm, Anemer, gelingen! Erst jetzt war es schwach genug, um von dieser Welt verbannt zu werden!
    Der Erhabene spürte unendliches Alter und etwas Grauenhaftes, Allwissendes, das die gesamte Krypta auszufüllen schien. Das leise Flüstern in seinem Kopf war längst einem brüllenden Orkan gewichen und wand sich gleichzeitig wie eine Schlange um seinen Geist. Begann wie ein Sog an seinem Verstand zu ziehen, biss hinein und riss daran.
    Mühsam entwand er sich dieser unsichtbaren Umarmung. Seine Stimme war erstaunlich fest, als er rief: »Rasch! Errichtet den Kreis! Tut, wozu wir hierhergekommen sind!«
    Die vier Magier stellten sich mit schlafwandlerischen Bewegungen in sicherem Abstand vor die vier Seiten des Käfigs. Der Erhabene sah, wie einem von ihnen blutige Tränen die Wangen herunterliefen. Doch dann begannen sie endlich damit, die einstudierten Rituale zu wirken und selbst der Erhabene spürte die mächtige Magie durch diese Halle fließen. »Keiner darf den Kreis unterbrechen! Tötet jeden, der es versucht! Ihr müsst bei Verstand bleiben! Bittet um die Gnade der Großen Alten!«
    Gorim stand mit dem Rücken zum Erhaben, wissend, dass die größte Gefahr in diesem Moment paradoxerweise nicht von dem Ding ausging, das hier einst gefangen worden war. Anemer hatte es ihm erklärt – der Kreis der Magier durfte nicht unterbrochen werden. Aber es stand zu befürchten, dass bei dem ein oder anderen seiner Männer der Verstand unter dem Einfluss des Bösen zusammenbrechen könnte – und aufgehalten werden musste.
    Gorim hatte gebetet, dass es nicht dazu kommen möge, doch wenn einer dieser armen Teufel versuchen würde, die Magier anzugreifen...
    Mitleidig dachte er an die zwei Männer, die sofort den Verstand verloren hatten. Einer von ihnen war mittlerweile in die Dunkelheit zurückgerannt, aus der sie gekommen waren. Sein irres Gelächter war anschließend rasch verstummt. Gorim suchte in die ängstlichen Augen der verbleibenden Männer neben sich nach Anzeichen der Gefahr. Obwohl sie alle diese grauenhafte Präsenz in ihren Köpfen spüren mussten, hielten sie sich tapfer. Es waren gute und starke Männer!
    Plötzlich sah Gorim aus dem Augenwinkel, wie der Mann, der soeben noch weinend am Boden gekauert hatte, nach seinem Schwert griff. Mit entsetzlich leerem Blick strauchelte der Mann auf einen der Magier zu.
    »Tyrin! Was machst du da!«
    Doch Gorim rechnete nicht damit, eine Antwort zu erhalten. Rasch eilte er zu dem armen Kerl, wich einem unerwartet schnellen Angriff aus und rammte dem Mann schließlich sein Schwert in die Brust. Gurgelnd und blutend brach Tyrin zusammen. Für einen kurzen Moment hatte Gorim das Gefühl, als ob kurz ein grausames Lächeln durch die Halle schwebte. Wie eine feine, vom Wind getragene Melodie.
    Gorim kniete sich um Verzeihung betend neben seinen Gefährten und beendete dessen Todeskampf mit seinem Dolch. Kaltes Grauen beschlich ihn, als das austretende Blut seines Gefährten rasend schnell
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