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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Autoren: Carl Sulz
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seine Aufgabe gewesen wäre!
    Anemer brach stöhnend zusammen, als die Schwärze aus dem Käfig begann, seine Gedanken zu fressen.

    Als das Licht des Kristalles plötzlich erlosch, spürte Gorim sofort, dass etwas gewaltig schief gelaufen war. Er sah bestürzt, wie Anemer auf den Boden sank und sein Blick fiel auf die einzig noch verbliebene Magierin, die sich in diesem Moment eigenhändig die Augen aus dem Kopf riss. Sie lachte dabei wie eine Wahnsinnige.
    Gorim machte sich keine weiteren Gedanken darüber, was soeben geschehen sein mochte. Er drehte sich rasch um und tat etwas, das er noch nie zuvor getan hatte: Er rannte davon.
    Gorim spürte, wie etwas Grauenvolles aus dem Käfig hinter ihm brach. Es brannte sich durch die verbliebenen Schutzmauern seines Verstandes, nagte an ihm, fraß sich satt an seiner Seele... Kaum zu begreifende Bilder und Gedanken flackerten vor seinem inneren Auge – ein grotesker Humor lag darin, fratzenhaft und tödlich. Gorims Schreie glichen eher einem schrillen Kreischen, als er in die Schwärze der Festung floh.

    ***

    Viel später begann das Zwielicht der stillen Halle dunkler zu werden. Es breitete sich sanft wie eine samtene Decke in der Halle aus und hüllte die am Boden liegenden Körper gnädig ein.
    Der Käfig in der Mitte war noch schwach zu sehen, als der Rest der Halle schon längst im Dunklen lag. Die geborstenen Gitterstäbe glitzerten ein letztes Mal golden, bevor auch sie für immer in der Finsternis verschwanden.

Die Erhebung aus dem Staub der eigenen
    Genesis und das Erobern eines neuen Kosmos
    war der Zenit des menschlichen Genius.
    Ein Leuchtfeuer im Dunkel der Zeit, das einst nur noch
    von seinem grandiosen Scheitern übertroffen wurde.
    -- Ein Beobachter, vor sehr langer Zeit

Erster Teil

GRATWANDERUNG

    D ie Nacht war sehr kalt gewesen und obwohl es Spätsommer war, schien bereits ein strenger Hauch des kommenden Winters über der Landschaft zu liegen. Selbst die Vögel und anderen tierischen Bewohner der Tiefebenen begannen nur zaghaft, ihrem Tagwerk nachzugehen.
    Tyark wachte auf, trotz der ihn umgebenden Morgenkälte war er schweißgebadet. Müde richtete er sich auf, schüttelte den Kopf. Wage Erinnerungen an die Träume der letzten Nacht schmolzen dahin wie Schnee in der Sonne. Er schaute in grauverhangenen Himmel, am Horizont zeichnete sich bereits die erste Morgenröte ab.
    Tyark gähnte laut, streckte sich und stand auf. Missmutig bereitete sich noch den letzten Rest zähen Dörrfleischs zu, von welchem er seit seiner Flucht aus seiner Heimatstadt, Nai’Alabat, bereits zu lange hatte leben müssen.
    Er warf einen misstrauischen Blick gen Himmel - trotz des trockenen Morgens versprach dieser Tag verregnet und trüb zu enden. Er fluchte leise über die verflixte Kälte in diesen Landen. In seiner Heimat war es stets einigermaßen warm – Tyark hatte erst hier verstanden hatte, was das Wort Winter wirklich bedeutete! Zunächst hatte er sogar gedacht, dass die Menschen hier vielleicht deshalb so schrecklich bleiche Haut hatten, weil die Kälte einem das Blut aus der Haut trieb.
    Ja, er hatte auf seinem Weg schon viele Menschen getroffen. Nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Bewohner dieser wilden und spärlich besiedelten Gegend. Und alle berichteten, dass dieser Sommer ungewöhnlich kalt war und alle waren sich einig gewesen, dass diese Kälte ein düsteres Omen sein musste. Oder eine Strafe der Großen Alten.
    Ob Omen oder Strafe - fraglos stand fest, dass es ein harter Winter werden würde. Keine gute Nachricht für einen Flüchtling wie ihn, erst Recht nicht, da er ganz andere Temperaturen gewohnt war.
    Tyark hatte vor ein paar Tagen eine der wenigen alten Reichsstraßen gefunden und war eine Weile ihrem Verlauf gefolgt und so immer wieder auf kleinere Grüppchen von Menschen getroffen, manchmal auch auf Flüchtlinge wie ihn selbst. Gestern Abend hatte er unter einer mächtigen Esche geschlafen, zusammen mit einem Trupp Soldaten, welche auf dem Weg zurück nach Gratenfels waren, eine kleine Stadt, die mit etwas Glück 15 bis 20 Tagesmärsche von hier im Nordwesten lag. Angeblich waren Flüchtlinge aus dem Süden dort noch willkommen.
    Trotz der ungewöhnlich kalten Nächte und unruhigen Träume war er recht gut gelaunt, als er an diesem grauen Nachmittag an der Straße entlang stapfte. Gegen Abend begann die ohnehin stark angegriffene Befestigung der Reichsstraße sich immer mehr in festgestampfte Erde zu verwandeln, um dann schließlich als stark
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