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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Autoren: Carl Sulz
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Gästen.
    Die Gruppen waren bundgemischt und schienen aus allen Himmelsrichtungen zu kommen. Er sah arme und reiche Kaufleute, Händler, Reisende, Flüchtlinge und viele Soldaten, von denen die meisten recht abgeschlagen wirkten. Von den Soldaten oft kaum zu unterscheiden waren andere raue Gesellen, die schwerbewaffnet in Gruppen zusammensaßen. Söldner vielleicht - wilde, offenbar kampferprobte Gesellen, deren Gesichter von so mancher Schlacht sprachen.
    Die Menschen hier amüsierten sich, so gut es diese dunkle Zeit eben zuließ.

    Während er so dasaß, traten zwei schlaksige Spielmänner auf ein niedriges Podest in einer Ecke des großen Raumes. Während einer der beiden mit zwei länglichen Flöten im Mund mehr oder weniger gelungene Melodien spielte, jonglierte der andere mit bunten Bällen dazu. Immer wieder wurden die beiden allerdings unterbrochen, als Musikwünschen oder gegrölten Beschwerden durch fliegende Knochen und andere Essensreste Nachdruck verliehen wurde. Einmal kam von einem Tisch mit Kriegern der Rest eines Hähnchenschenkels geflogen, prallte gegen einen der durch die Luft fliegenden Bälle und katapultierte diesen direkt ins Gesicht des Spielmannes. Dieser ließ daraufhin auch die anderen Bälle fallenließ und fluchte laut.
    Ein lautes Grölen von zahlreichen Tischen war die Folge, die Wirtin zeterte und herrschte den mutmaßlichen Werfer wütend an. Auch Tyark schmunzelte leise und lehnte sich an den klebrigen Tresen zurück.

    Einige Zeit später, Tyark war bereits ziemlich angetrunken, wurde er sich bewusst, dass er das schleichende Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Er schaute sich unauffällig um und entdeckte bald, halb verborgen in den tanzenden Schatten der hinteren Ecken, einen riesigen Kerl, der mit einem Krug auf dem Tisch dort alleine saß.
    Tyark konnte das Gesicht des Mannes wegen des Rauches und der eher spärlichen Beleuchtung nur schwer erkennen, doch er erkannte sofort das abgehärtete Antlitz eines Kriegers. Eines der Augen darin wurde von einer schwarzen Binde verhüllt und scheußliche, kleine Narben durchzogen das gesamte Gesicht darunter. Solche Wunden hatte Tyark noch nie gesehen, fast schien es, als ob jemand dem ganzen Kerl unzählige Messerschnitte zugefügt hätte!
    Der Fremde starrte aus dem einen, dunklen Auge zurück und nickte kurz mit dem Kopf. Dann wandte er sich den Spielmännern zu, zu denen sich ein junges Mädchen hinzugesellt hatte und mit einer kleinen Trommel den Flötenspieler begleitete.
    Tyark beobachtete den Mann noch eine Weile heimlich. Die Narben ersteckten sich nicht nur das Gesicht, sondern schienen auch den Rest des Körpers einem unregelmäßigen Muster folgend zu bedeckten. Unwillkürlich musste Tyark schlucken. Was für schreckliche Dinge mochten diesem Mann passiert sein?
    »Ein Krieger aus den Riesengraten im Norden.«
    Die Wirtin war wieder an Tyark herangetreten und hatte wiederum ihn beim Betrachten des Mannes beobachtet. Tyark fühlte, wie er rot wurde.
    »Wie bitte?«
    »Na, der Mann dort, den du die ganze Zeit beobachtest. Er ist seit einigen Tagen hier. Spricht nicht viel und die meisten hier haben Respekt oder Angst vor ihm. Oder auch beides. Er sieht ja auch nicht wirklich einladend aus, nischt wahr!«
    Tyark entgegnete nichts und nickte bloß. Während die Wirtin mit einem fleckigen Lappen Krüge abtrocknete fuhr sie fort: »Soweit ich weiß, war er als Soldat im Süden. Bevor die südlichen Königreiche der Horde anheimgefallen sind. Viele d‘ ehemalige Soldate‘ sind nun auf dem Weg nach Hause. Nischt imme‘ kann man die Spuren des Krieges so gut erkennen wie bei dem dort.«
    »Was könnte ihm passiert sein? Ich meine, mit seinem Gesicht?«
    Die Wirtin warf einen raschen Blick auf den Krieger und brüllte dann den Jungen an, der gerade von irgendwelchen Grobianen gehänselt wurde.
    »Ach, Jungsche! Woher soll ich dat wisse‘? Wer weß scho‘, was den Jungs im Krieg so zustößt, nischt wahr?«
    Tyark nickte stumm. Er versuchte, der Gestalt in der dunklen Ecke keine weitere Bedeutung beizumessen und beobachtete das Treiben der Spielmänner. Und er genoss die berauschende Wirkung des Bieres in vollen Zügen. Sein Bauch war voll damit und obwohl er nur noch wenige Kupferstücke besaß, war sein Geist zumindest für den Moment sorgenfrei.
    Die Spielmänner begannen damit, ein anscheinend sehr bekanntes Lied zu spielen, denn viele der Gäste standen sofort auf und sangen mit, die Bierkrüge schwankten in den Händen der
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