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Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger

Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger

Titel: Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Autoren: Wendy Roberts
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~ 1 ~
    S ie tauchte eine Scheuerbürste ins Putzwasser und strich mit weit ausholenden Bewegungen über die Schlafzimmerwand. Obwohl Sadie sich völlig auf ihre Arbeit konzentrierte, versuchte sie, die Person hinter ihr nicht ganz links liegen zu lassen.
    »Das ist einfach nicht fair«, jammerte der Mann.
    »Jacob, wir haben seit gestern schon ein Dutzend Mal darüber gesprochen«, erklärte Sadie mit geduldiger Stimme, während sie die tropfende Bürste wieder aus der Lauge hob. »Es lässt sich nicht ändern. Was passiert ist, ist passiert. Das haben Sie sich selbst eingebrockt.«
    »Das ist nicht komisch.«
    »Tut mir leid.« Aber Sadie musste trotzdem lachen. Dann trat sie einen Schritt zurück und betrachtete prüfend ihre Arbeit. Manchmal bedurfte es einer gewissen Distanz, um zu sehen, ob alles sauber war.
    »Es müsste einen andern Weg geben«, murrte er.
    »Jacob, jetzt mal ganz ehrlich. Sie sind tot. Sie haben sich aufs Bett gesetzt und sich das Hirn weggeblasen.« Mit einem entschlossenen Blick schritt sie auf ihn zu. »Es tut mir leid, aber es gibt kein Zurück mehr.«
    Er machte ein gequältes Gesicht – und das nicht nur, weil ihm die gesamte linke Kopfhälfte fehlte. Sadie verübelte es
ihm nicht, dass er zögerte – es war ganz natürlich, Angst vor dem Jenseits zu haben. Es musste ihm nur jemand den nötigen Tritt in den Hintern verpassen.
    »Aber es war ein Unfall«, erklärte er. »Ich hatte keine Ahnung, dass die Waffe geladen war.«
    Sadie wusste, dass er die Wahrheit sagte.
    »Sie glauben mir also.«
    »Tatsache ist, dass wir diese Unterhaltung nicht führen würden, wenn Sie Selbstmord begangen hätten. Ich weiß nicht, warum, aber diejenigen, die freiwillig aus dem Leben geschieden sind, wollen nichts mit mir zu tun haben.«
    »Ihre Familie muss sehr stolz auf Sie sein«, meinte er sarkastisch. »Oder haben alle bei Ihnen’ne Macke?«
    »Ich kenne keinen, der sonst noch mit diesem Talent gestraft ist«, erklärte Sadie wahrheitsgemäß. »Meine Eltern wissen nichts davon, meine Schwester muss sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, und meine beste Freundin würde mich am liebsten zu Oprah Winfrey ins Fernsehen schicken. Aber genug von mir.« Sie sah ihn durchdringend an. »Sie können nicht länger hier rumhängen. Los, verschwinden Sie schon.«
    Jacob sackte mitten im Zimmer zusammen, genau an der Stelle, wo sein Bett gestanden hatte. Sadie hatte die blutdurchtränkte Matratze bereits wegschaffen lassen. Für solche Dinge hatte ihre Firma einen Speziallagerraum, den eine Entsorgungsfirma für medizinische Abfälle leerte. Jacob hockte da, als wäre sein Bett lediglich unsichtbar.
    »Also, was soll ich tun?«, fragte er kläglich.
    Sadie seufzte. »Entspannen Sie sich einfach und lassen Sie es geschehen. Hören Sie auf dagegen anzukämpfen und lassen
Sie los.« Sie streckte die Hand aus und wollte sie ihm auf die Schulter legen, aber sie fasste ins Leere, weil er natürlich nicht physisch anwesend war. Ein Schauder durchfuhr sie, wie jedes Mal, wenn sie versuchte, einen Geist zu berühren.
    »Ich bin es wirklich leid«, gestand er. »Okay, ich versuch’s.« Tapfer schloss er die Augen und atmete ein letztes Mal tief aus.
    Jacob, oder besser gesagt seine Erscheinung, schimmerte zuerst, löste sich dann allmählich auf und verschwand schließlich ganz.
    »Endlich.«
    Sadie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Manchmal war der Umgang mit den Toten schon frustrierend. Obwohl es eine gewisse Befriedigung bedeutete, ihnen beim Hinübergehen behilflich zu sein, wünschte sie, sie würden mehr zuhören und weniger reden. Aber ihr war auch klar, dass die Toten lediglich Gehör finden wollten, und sie war die Einzige, die ihnen zuhören konnte.
    Rasch machte sie sich wieder an die Arbeit und schrubbte die Reste von Gehirnmasse ab, die wie versteinerter Haferbrei an der Wand klebten.
    »Du tust es schon wieder.« Zacks Stimme klang gedämpft hinter seinem Mundschutz. Er kam näher, damit sie ihn besser verstehen konnte. »Ich habe dich reden hören, gerade eben, als ich im Zimmer nebenan war.«
    »Tut mir leid«, sagte Sadie über die Schulter hinweg, dabei tat es ihr überhaupt nicht leid.
    »Wenn du schon mit den Toten reden musst, dann tu es wenigstens, wenn ich nicht in der Nähe bin.« Zack hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Er trug denselben blauen
Schutzanzug mit Atemschutzmaske und Überschuhen wie Sadie.
    »Ich hab Zeit, aber sie manchmal nicht«, erwiderte Sadie. Sie war
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