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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Autoren: Carl Sulz
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zwischen den Schädeln verschwand. Sie trinken das Leben...wie köstlich es ihnen schmeckt, nach so langer Zeit! flüsterte es in seinem Kopf. Sie lechzen auch nach deinem Blut, Krieger...
    Mit gebleckten Lippen richtete sich Gorim wieder auf, er spürte kalten Schweiß auf seiner Stirn.

    Der Erhabene spürte benommen, wie ihm Blut aus der Nase rann. Die Zeit wurde knapp – und doch war der Sieg zum Greifen nah! Die beiden Geweihten sprachen ihre Gebete und unterstützen die Magier, welche einen Kreis aus kleinen, mit mächtigen Bannzaubern besprochenen Steinplaketten um den Käfig gelegt hatten. Bald hatten sie es geschafft. Bald!
    Doch das Rinnsal dunklen Zweifels, das sich seit Wochen in sein Herz ergoss, war zu einem reißenden Strom geworden. Anemer fragte sich unwillkürlich, weshalb sich der dunkle Gefangene im Käfig nicht stärker wehrte. Wusste das Biest nicht, dass es bald vernichtet wurde? Oder war es doch zu schwach, nach Äonen der Gefangenschaft – so wie er gehofft hatte? Aber warum hatte er dann den Eindruck, dass es ihn in einer Art unendlichem, gierigem Humor beobachtete?
    Die anderen Geweihten riefen ihm etwas zu und Anemer wusste, dass nun der wichtigste Augenblick gekommen war. Der magische Kristall in seiner Tasche würde das Ritual endgültig besiegeln und das Ding in diesem Käfig würde für immer in die Sphäre verbannt, aus der es vor undenklich langer Zeit entkommen war. Und noch immer schien das Ding im Käfig selbst in diesem Augenblick so unbesorgt, ja heiter... was wusste es? Was?!
    Anemer schüttelte den Kopf und griff wie betäubt in seine Tasche, wo er die warme, glatte Oberfläche des Kristalls pulsieren spürte. Er nahm ihn heraus und hob ihn in die Höhe. Sein Arm zitterte vor Anstrengung – nur noch wenige Augenblicke, dann war es geschafft!
    Der Kristall strahlte plötzlich hell auf - das Flüstern in seinem Kopf stoppte abrupt. Anemer hörte sich selbst laut triumphieren. Sein halb betäubter Geist spürte siegessicher, wie die Macht des Kristalls nun das Ritual besiegeln würde.
    Große Genugtuung durchströmte ihn, als das aus dem Käfig flutende Übel sich widerwillig zurückzog und vor dem Licht des Kristalles zurückzuckte. Es war so gut wie vollbracht! Er, Anemer, hatte das letzte, große Übel seiner Welt vernichtet! In den Hallen der Großen Alten würde nach dem Tode ein Ehrenplatz auf ihn warten! Er würde...
    Entsetzen krallte sich plötzlich mit eisigem Griff in sein Herz, als der Kristall in seiner Hand schlagartig eiskalt wurde. Sein gleißendes Licht erlosch von einem Moment auf den anderen. Eine durchdringende, beißende Kälte verbreitete sich rasend schnell, sodass Anemers Hand längst gefühllos war, als er den Kristall fallen lassen wollte. Mit einem Japsen umklammerte er seinen nutzlos gewordenen Arm und blickte entsetzt auf das graue, tote Fleisch, welches immer noch den schwach glimmenden Kristall umklammert hielt.
    Rasend schnell kroch das tote Grau seinen Arm hinauf. Erst jetzt zuckte ein entsetzlicher Schmerz durch seinen Kopf und er schrie gellend auf. Sein Unterarm fiel schwarz und faulig auf den Boden dieser grauenhaften Halle. Nur ein blutiger Stumpf blieb zurück, aus dem träge Blut sickerte. Blutige Tränen rannen über sein verzerrtes und ungläubiges Gesicht, auf seiner Stirn pulsierten Adern. Anemer taumelte zurück. Der Kristall! Etwas war mit dem Kristall nicht in Ordnung... aber wie konnte das sein?
    Ein roter Schleier legte sich vor seine Augen. Schwach blickte er den Käfig an, welcher nun nicht mehr leer schien. Jetzt konnte er die wabernde, nebelhafte Schwärze sehen, die den Käfig vollkommen auszufüllte. Für einen kurzen Moment meinte er zu erkennen, wie sie eine Gestalt formte. Eine Gestalt, die Anemer schon einmal gesehen hatte, in uralten Abbildungen... Er lachte hysterisch auf, als die Dunkelheit wie schwarzes Wasser durch die Stäbe des Käfigs strömte.
    Von den vier Magiern vor dem Käfig waren drei zu Boden gesunken und bewegten sich nicht mehr. Einzig die Magierin stand noch. Mit ausgestreckten Armen stand sie in diesem Fluss aus tosender Dunkelheit – und sie lächelte. Ein kalter, wissender Ausdruck lag in ihrem irren Gesicht, das dem Erhaben immer fremder wurde.
    Erst jetzt wurde Anemer endgültig klar, was geschehen war. Sie waren verraten worden! Er ahnte in einem letzten Moment schrecklicher Klarheit, dass der Kristall nicht einfach nur versagt hatte. Nein, der Kristall hatte das Gegenteil von dem bewirkt, was
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