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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Autoren: Carl Sulz
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an die Worte Anemers, die ihn ebenfalls vor einem uralten Bösen gewarnt hatten, das hier in diesen Mauern angeblich gefangen war. Etwas Böses, dessen bloße Existenz einen Mann in den Wahnsinn treiben konnte.
    Gorim seufzte in sich hinein. Er konnte nur darauf vertrauen, dass Anemer genau wusste, was er tat. Mit fester Stimme rief er zwei seiner Männer zur Ordnung, die für einen Moment die Finsternis hinter sich unbewacht gelassen hatten.

    Der Erhabene sprach ein Gebet, die anderen Geweihten stimmten in sonorem Singsang ein. Er begann damit, die ihm eingeprägten Zeilen zu sprechen, wissend, dass nur diese Worte in einer uralten, fast vergessenen Sprache die in die Felswand eingelassenen unsichtbaren Runen dazu bringen konnte, die dahinter liegende Krypta freizugeben. Den Kerker des Biestes.
    Laut tönten seine Worte durch die gewaltige Halle und am Rande nahm er wahr, dass seine Worte von keiner der Wände widerhallten. Und das, obwohl sonst jedes Klirren der Waffen, jedes geflüsterte Wort der Männer hinter ihm vielfach von den schwarzen Felsen zurückgeworfen wurde! Er hörte nur sich selbst sprechen, kein Echo gab diese dunkle Sprache wieder. Es schien, als ob der Fels selbst den Atem anhielt - und wartete.
    Nach einer Weile, es kam dem Erhabenen wie eine Ewigkeit vor, glühten plötzlich in der Wand vor ihnen Runen auf. Zuerst zögerlich, dann immer stärker. Dann so hell, dass er sein Gesicht geblendet abwenden musste.
    Blaue Flammen ohne Rauch schlugen aus dem Fels und hüllten den Raum in flackerndes, gespenstisches Licht.
    Die leuchtenden Kristalle, die so zuverlässig wochenlang ihr ruhiges Licht verbreitet hatten, wurden plötzlich schwarz. Doch keiner der Männer bemerkte es. Immer mehr Runen erschienen in der Wand und bildeten langsam die Form eines Torbogens. Ein anschwellendes Knirschen füllte die Halle aus. Dunkelheit schien wie Pech durch die Spalten zwischen den riesigen Steinblöcken hervorzusickern.
    Der Erhabene spürte nun deutlich die Präsenz hinter dieser Wand und wusste auch, dass sie sich der Männer bewusst war.
    Nein, nicht bewusst – sie hat auf uns gewartet
    Er verdrängte diesen unheilvollen Gedanken wütend. Er würde keinem Zweifel gestatten, ihn bei der Erfüllung seiner heiligen Aufgabe zu stören! Er musste sich jetzt auf seine Gebete konzentrieren. Falsche Zweifel durften seinen Geist nicht erreichen. Mit bebender Stimme sprach er ein Gebet.
    Irgendwo hörte er Gorim rufen: »Ruhig, Männer, ruhig! Macht euch bereit! Die letzte Schlacht beginnt, bald haben wir es geschafft! Konzentriert euch, erfüllt die Großen Alten mit Stolz! Solltet ihr sterben, sterbt mit Ehre. Sichert den Sieg des Lichts über die Dunkelheit! Für immer!«
    Das Brüllen der Männer schien ebenfalls von den Wänden aufgesogen zu werden, als die Felswand vor ihnen in Dunkelheit verschwand. Ein Schwall eiskalter Luft strömte an ihnen vorbei in den Tunnel, als ob die Dunkelheit vor ihnen tief einatmete.
    Vor ihnen war nun keine Wand mehr, sondern nur noch ein hoher Durchgang. Schwungvollen, mit sonderbaren Runen und Verzierungen versehenen Bögen stützten die Decke. Dahinter lag eine Halle, erfüllt von einem diffusen, seltsamen Zwielicht.
    Die Magier begannen sofort, die vorbereiteten Schutzzauber zu wirken. Dann schritten sie alle ihrem Schicksal entgegen.
    ***

    Als die ersten Soldaten in die gewaltige Hallte kamen, wurde das, was sonst nur ein nagendes Flüstern in ihren Träumen und Ängsten gewesen war, unvermittelt zu einer tosenden Flut, die gegen die Pforten ihres Verstandes anbrandete.
    Zwei von ihnen brachen sogleich weinend zusammen, die Arme um ihre Köpfe geschlungen. Einer von ihnen lachte dabei und begann, ein altes Wiegenlied zu brüllen. Ein Soldat neben Gorim taumelte mit weit aufgerissenen Augen zurück, Blut rann ihm aus einem Augenwinkel. Auch Gorim taumelte, als er die grauenhafte Präsenz zu begreifen versuchte, die scheinbar jeder Faser seines Körpers zerrte. Er konnte fühlen , wie er langsam den Verstand verlor und das erste Mal seit sehr langer Zeit kroch ein vergessen geglaubtes Gefühl seinen Rücken hinauf – pure Angst.
    Benommen sah er den Erhabenen mit grimmiger Entschlossenheit in die teuflische Halle hineinschreiten, das Gesicht zu einer steinernen Fratze verzerrt. Es zeigte deutlich die Anstrengung, die es Anemer kostete, durch die Wogen des sie umgebenden Übels zu waten.
    Gorims Herz raste, als sein Blick auf den Boden des Kerkers fiel: Dieser bestand nun
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