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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman
Autoren: Heyne
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würde darauf wetten, dass sein Angebot wieder abgelehnt wird. Allmählich deprimiert es ihn. Er ist noch immer überzeugt von der Idee und davon, dass sie eines Tages umgesetzt wird, außerdem weiß er, dass es in diesem Geschäft vor allem auf die Einstellung ankommt, deswegen muss er optimistisch bleiben. Wenn er selbst nicht an sich glaubt, wer soll es dann tun?
    Trotzdem.
    In der Bar ist es ruhig. Normalerweise würde er um diese Tageszeit nichts trinken. Vielleicht muss er die Handlung ein bisschen anpassen, sie familienfreundlicher gestalten. Sich auf den Jungen konzentrieren, auf die Vater-Sohn-Sache, damit es gefühliger wird. Ein bisschen Schmalz hat noch nie geschadet. Na ja, nicht wirklich. Vielleicht hat er einfach zu sehr auf die Grundidee gebaut in der Annahme,
dass doch alle genau wie er sofort erkennen müssen, was das für eine unglaublich elegante Geschichte ist, und dass sie sich überschlagen werden, um ihm grünes Licht und haufenweise Geld zu geben.
    Nicht zu vergessen Goldmans Gesetz: Niemand weiß etwas. Genauer gesagt, niemand weiß, was ankommen wird. Deswegen gibt es so oft ein Remake und einen Teil Zwei. Was nach fehlender Fantasie aussieht, ist genau das Gegenteil, weil sich die Manager immer vorstellen, was bei einer brandneuen, unerprobten Idee alles schiefgehen könnte. Daher ist es nicht schlecht, ein paar Elemente einzufügen, die in der Vergangenheit auf jeden Fall funktioniert haben, um zumindest einen Teil dieser schrecklichen Unsicherheit zu beseitigen.
    Mike hat da eine ziemlich radikale, abseitige Idee. Das zentrale Konzept ist fast schon zu originell. Deswegen muss eine ordentliche Portion Konventionalität darübergegossen werden. Ja, er wird es nochmal umschreiben. Diese Aussicht erfüllt ihn nicht unbedingt mit Freude, aber er schätzt, dass es sein muss, wenn er etwas erreichen will. Die Sache lohnt sich. Er glaubt noch immer daran. Sicher, es ist nur ein Traum, aber ein Traum, der wahr werden könnte. Und hier ist schließlich der Ort, wo Träume - nicht nur von einer Idee, sondern von Erfolg und Reichtum - in Erfüllung gehen. Noch immer liebt er diesen Ort und glaubt an ihn.
    Eine Frau kommt herein und nimmt zwei Plätze von ihm entfernt Platz. Sie ist langgliedrig und dunkelhaarig, trägt Jeans und Bluse. Als sie seinen Blick bemerkt, sagt er Hi und fragt, ob er ihr einen Drink spendieren darf. Sie überlegt es sich und schaut ihn unverhohlen taxierend an. Schließlich lässt sie sich zu einem Bier einladen und erlaubt ihm, sich neben sie zu setzen. Sie ist hübsch und
freundlich und klug, sympathisches Lachen. Genau sein Typ. Eine Anwältin, die an einem freien Tag ausspannt. Connie. Sie kommen ins Gespräch und trinken noch ein Bier. Dann einigen sie sich darauf, dass es schade ist, so einen sonnigen Tag zu vergeuden, und schlendern unter den hohen Palmen dahin, um die Wellen, die Skater, die Blader, die Radfahrer, die Spaziergänger und in der Ferne die Surfer zu beobachten. Sie setzen sich in ein kleines Café in Sichtweite des Strands. Dann gehen sie zum Abendessen in ein vietnamesisches Restaurant gleich in der Nähe. Mike erzählt ihr von seinem Angebot, weil sie sich wirklich dafür interessiert. Sie hält es für eine super Idee und scheint sogar richtig darüber nachzudenken.
    Später schlendern sie im Schein des Halbmonds über den Strand und lassen sich im Sand nieder. Es folgen ein paar Küsse und vorsichtiges Gefummel, obwohl sie ihm bereits eröffnet hat, dass sie bei einem ersten Treffen nicht weiter geht. Er sieht das genauso, gibt er ihr zu verstehen, was eigentlich Unsinn ist. Vermutlich durchschaut sie das, aber es ist ihr egal.
    Sie nimmt seine Hände. »Michael, und wenn ich dir nun erzähle, dass ich Zugang zu viel Geld habe. Geld, das du bestimmt gebrauchen könntest. Geld, das ich dir gern geben würde.«
    Er lacht. »Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Du kommst in eine Bar, wir gehen zusammen raus, dann küssen wir uns ein bisschen im Mondschein, und jetzt eröffnest du mir, dass du reich bist?« Er schüttelt den Kopf. »Das könnte ich nicht annehmen. Ich würde mich nicht trauen. Meinst du das denn überhaupt ernst?«
    »Das Geld wäre aber nicht dafür, aus deinem Drehbuch einen Film zu machen.«

    »Ach? Jetzt bin ich aber am Boden zerstört. Und wofür dann?«
    »Es wäre dafür, dass du zum Schattenjäger wirst. Dafür, dass du überall auf der Welt die Schauplätze von Sonnenfinsternissen aufsuchst und Ausschau hältst nach
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