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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman
Autoren: Heyne
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früher dran.«
    »Das kann ich mir vorstellen, Schätzchen.«
    »Mein bester Schüler. Aber so richtig aufgebaut hast erst du ihn. Mit all diesen Aufträgen. Wolltest du ihn wirklich umbringen?«
    »Ja.«
    Mrs. Mulverhill zieht eine von Adrians Augenbrauen hoch. »Nun«, bemerkt sie trocken, »ein echter Bumerang für dich. Zusammen haben wir was richtig Besonderes aus ihm gemacht. Er wird es weit bringen.«
    »Eilt euch, es ist an der Zeit.«
    »Aber nicht weit kommen. Wir kriegen ihn.«
    »Bald wird es kein ›Wir‹ mehr geben, Theodora. Du wirst allein sein, ausgestoßen.«
    »Auch das lass meine Sorge sein.«

    »Ich meine nicht nur aus dem Rat. Ich rede davon, was sie gleich tun wird.« Wieder nickt sie in Richtung Bisquitine. »Sie kann uns alle zu Solipsisten machen. Du wirst Calbefraques nie wiedersehen.«
    Madame d’Ortolan lächelt ohne Humor. »Du machst mir keine Angst, Schätzchen.«
    »Theodora, es ist entschieden. Es ist vorbei. Ich kann die Wege von hier aus in die Zukunft sehen, und sie gehen alle …«
    »Leck mich!« Wieder rangelt Madame d’Ortolan, um die Hände freizubekommen. Mrs. Mulverhill dreht Adrians Körper zur Seite, um den Schritt zu schützen.
    Bisquitine verdreht die Augen. »Entschuldige meine Ausdrucksweise. Vorsicht, verbrenn dir nicht die Lunge. Hoi! Wird ja immer schlimmer mit dem Gewimmer. Alles Biafra, oder was? Schnolle.«
    Madame d’Ortolan ignoriert sie.
    In Adrians Kopf spürt Mrs. Mulverhill noch immer Tems Präsenz. Plötzlich sieht sie ihn vor sich in einer Bar, gleich außerhalb von Bisquitines Hemmreichweite. Er leert in aller Eile seinen Espresso. Sie fühlt, dass die verschiedenen Konzernagenten allmählich wieder zu sich kommen. Dann verglüht Tems Gegenwart. »Viel Glück«, murmelt sie.
    »Was?«
    »Helft mir, General Betrayus, Ihr seid meine letzte Hoffnung.«
    »Nichts. Wozu das alles, Theodora? Außer, um Macht zu gewinnen.«
    »Du weißt genau, wozu.«
    Sie lächelt. »Ich glaube schon. Aber du wirst es nicht ewig verheimlichen können.«

    »Doch, das kann ich. Es gibt viele Ewigkeiten. Zusammen gehen sie auf. Und es geht immer um Macht, du blöde Kuh. Aber nicht um meine, sondern um die der Menschheit. Keine Verminderung, keine Unterjochung, keine Kontextualisierung, keine Assimilierung.«
    Mrs. Mulverhill schüttelt Adrians Kopf. »Du bist wirklich eine Rassistin, Theodora.«
    Madame d’Ortolan bleckt die Zähne. »Ich kämpfe für die menschliche Rasse und bin stolz darauf.«
    »Trotzdem, wir werden uns treffen. Sie werden kommen. Es wird auf jeden Fall passieren.«
    »Nur über ihre stinkenden Leichen.«
    »Das steht bald nicht mehr in deiner Macht.«
    »Meinst du?«
    »Ob es dir passt oder nicht.«
    »Es passt mir nicht.«
    »Terminé. Hoppla!«
    Adrian/Mrs. Mulverhill wirft dem Mädchen im Frotteemantel einen Blick zu. »Lebwohl, Theodora.« Sie lässt die Handgelenke der Frau los und schiebt sie sachte von sich, während um sie her die Menge wogt.
    Bisquitine hat es endgültig satt. »Ach, dann fahrt doch alle von hinnen!«
     
    Und in einem Wimpernschlag fuhren sie von hinnen; mit zwei Ausnahmen wurde jedes verbliebene Konzernbewusstsein auf der Erde gepackt und in ein eigenes Schicksal geschleudert. Einige wenige der Geworfenen erfassten geistesgegenwärtig, was mit ihnen geschah, und durften mit Bisquitines Billigung begrenzten Einfluss auf ihre Flugbahn durch die Realitäten ausüben, doch die meisten begriffen nichts und stürzten ohne jede Steuerung
an Orten ab, die ihnen zufällig und bisweilen auch eher vorsätzlich zugewiesen wurden.
    Diejenige, die sich als Madame d’Ortolan verstand, wurde voller Begeisterung und Rücksichtslosigkeit hinauskatapultiert, ohne dass sie ihr Ziel bestimmen konnte, aber auch ohne dass sich Bisquitine weiter darum gekümmert hätte, welches Los auf die Verstoßene wartete. So durfte sie erfahren, dass Kontrolle nicht alles und dass sie selbst einfach ausrangiert und weggeworfen worden war, weil sie nach Auffassung der missbrauchten Kreatur einer Sonderbehandlung nicht würdig war. Das schmerzte sie ohne Frage mehr als jede ausgeklügelte Folter.
    Entscheidend war, dass sie alle verschwanden und sie nicht mehr kontrollieren konnten; sie hatte sich endlich von ihnen befreit. Sie hatten sie zu stark werden lassen, weil sie sich selbst für schlau und sie für dumm gehalten hatten; doch letztlich hatte sich gezeigt, dass sie gar nicht so dumm war und die anderen nicht so schlau, wie sie dachten. Im Grunde
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