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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille
Autoren: Alex Barclay
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er durchs Wohnzimmer ging.
    Du Blödmann, dann hau doch ab.
    Ihre Hand zitterte, als sie ihren FBI-Ausweis aus ihrer Handtasche nahm. Sie steckte ihn in die linke Innentasche ihrer Jacke und verließ das Haus.

3. B RECKENRIDGE , C OLORADO
    In Erics Kellerkneipe war es dunkel, voll und laut. Im Gang standen Jugendliche in Winterstiefeln und Anoraks an den Flipperautomaten. Am Eingang drängten sich zwei Gruppen Schülerinnen und warteten auf einen Tisch. Die Hälfte von ihnen trug Klamotten von Abercrombie &, die andere Hälfte von Fitch. Drinnen lehnten dünne Blondinen, die für Zöpfe zu alt waren, an der Wand neben der Küche. Auf den Rücken ihrer T-Shirts stand der Slogan der Kneipe: Eric’s – Essen & Trinken, bis der Arzt kommt.
    Mit einem Bier in einer Hand und einer sauberen Gabel in der anderen setzte Sheriff Bob Gage sich an einen Tisch.
    »He, wo ist meine Pizza?«
    »Auf einem kleinen gelben Zettel«, sagte Hilfssheriff Mike Delaney.
    »Das kann ja noch Stunden dauern, bis sich das auf meiner Waage niederschlägt.«
    Mike verdrehte die Augen. »Können sechsundvierzigjährige Männer eine körperdysmorphe Störung haben?«
    »Wenn ich wüsste, was diese körperdismologischen Störungen sind, würde ich’s dir sagen«, erwiderte Bob.
    »Ich erkläre es dir. Das heißt, dass du dich selbst ganz anders siehst als alle anderen. Denn du glaubst, fetter zu sein, als du tatsächlich bist.«
    »Willst du mich veräppeln, oder was?«
    »Nein«, sagte Mike. »Du bist ziemlich groß. Da machen ein paar Pfund mehr oder weniger nicht viel aus.«
    Bob schaute ihn von der Seite an. Mike war früher ein sonnengebräunter, blonder Sonnyboy gewesen, ständig auf den Pisten unterwegs. Jetzt, mit achtunddreißig, war er ein sonnengebräunter, blonder Hilfssheriff – und noch immer ein Sonnyboy, der die Pisten liebte. Seine Haut und die Augen waren leicht gerötet, die Lippen blass von der Sonnenschutzcreme. Bob selbst sah mit seiner glatten, weichen Haut, dem säuberlich gescheitelten braunen Haar und der konservativen Kleidung eher brav aus, doch hinter diesem biederen Äußeren verbarg sich ein ziemlich ausgeflippter Typ. Die meisten Frauen fühlten sich zu beiden Männern hingezogen, wenn auch aus verschiedenen Gründen.
    Bei ihrer ersten gemeinsamen Nachtschicht an diesem Tag waren Mike und Bob zu einem Einsatz gerufen worden, bei dem es um häusliche Gewalt ging. Die Dame des Hauses hatte zu ihnen gesagt: »Ich würde gerne mit Ihnen speisen, Sheriff, und dann wäre ich in der richtigen Stimmung, um mit Ihrem blonden Kumpel ins Bett zu springen.« Bob hatte sie angeschaut und grob erwidert: »Ich glaube nicht, dass er in zehn Jahren noch Bock drauf hat, Sie zu vögeln, Ma’am, denn eher kommen Sie wohl nicht aus dem Knast raus, nachdem Sie den armen Mann halbtot geschlagen haben.« Die Frau hatte ihn angesehen und erwidert: »Ihnen würde ich niemals ein Haar krümmen, Süßer. Selbst wenn strengster Winter ist – bei einem hübschen Kerl wie Ihnen habe ich immer den Sommer im Herzen.«
    Bob hatte Mike einen raschen Blick zugeworfen. »Sie haben nicht den Sommer im Herzen, Ma’am, Sie haben ’nen Sprung in der Schüssel«, hatte er gesagt und der Frau Handschellen angelegt.
    Sie hatte versucht, Mike zwischen die Beine zu greifen, doch er hatte im letzten Moment ihr Handgelenk umklammert und Schlimmeres verhindert.
    »Ich habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen«, sagte Mike nun und zeigte Bob das Display seines Handys, auf dem fünfzehn eingegangene Anrufe und Textnachrichten angezeigt wurden. »Guck dir das hier an. Soll ich dir mal was sagen? Das geht mir amArsch vorbei. Nach dem ganzen Zirkus heute möchte ich mal eine halbe Stunde meine Ruhe haben. Nur eine läppische halbe Stunde. Oder ist das zu viel verlangt?«
    Das Büro des Sheriffs von Summit County war in demselben Gebäude untergebracht wie das Gefängnis und das Gericht. Eine Kneipenschlägerei hatte Bob heute drei Stunden seiner wertvollen Zeit gestohlen.
    »Du solltest dir ein paar Mini-Salamis in die Schublade legen«, schlug Mike vor, »oder eine Tüte Studentenfutter.«
    »Igitt«, sagte Bob. »Ich will jetzt meine Pizza!«
    Mike wollte gerade etwas sagen, als ihre beiden Handys vibrierten. Die Anrufe kamen von der Zentrale.
    »Es ist wohl besser, wenn ich rangehe«, meinte Mike, drückte auf die grüne Hörertaste und drückte sich das Handy ans Ohr.
    »Mike Delaney«, sagte er und verstummte.
    Bob hörte eine Frau am anderen Ende der
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