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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille
Autoren: Alex Barclay
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auch Bargers Haus durchsuchen. Sie brauchen also nur abzuwarten und sich darauf vorzubereiten, Casey Bonaventure ein paar schöne Lügen aufzutischen.«
    Ren stand auf.
    »Danke, Ren.«
    »War mir ein Vergnügen.«

    Ren stieg in ihren Jeep, umklammerte das Lenkrad und senkte den Kopf. Reiß dich zusammen. Sie fuhr vom Parkplatz, durch den Kreisverkehr und durch die Abenddämmerung nach Frisco.
    Gary hatte einmal zu ihr gesagt: »Ich schwöre, Domenica Val Pando hat irgendwo eine Insel, wo sie diese verdammten Schlägertypen züchtet.«
    Ren war anderer Meinung: »Val Pando bricht in deine Albträume ein und schneidet die schlimmsten Teile heraus – genau dann, wenn das Grauen seinen Höhepunkt erreicht und man schreiend aufwacht. Und dann kreuzt sie diese Teile aus dem Albtraum mit einem Tier – ein Tier, das dich für den Bruchteil einer Sekunde davon überzeugen kann, dass es ein Mensch ist.«

E PILOG
    Ren stieg die frisch geputzten Stufen hinauf und ging durch die hellen Flure in den zweiten Stock des sandfarbenen Backsteingebäudes. Denis Lasco telefonierte gerade, als sie sein Büro betrat.
    »Hallo, Ren.« Lasco schüttelte den Kopf und schaute auf die Uhr. »Da freut man sich auf einen schönen Abend, und jetzt höre ich, dass in einem Haus in Breckenridge zwei Leichen gefunden wurden.«
    »Ridge Street?«, fragte Ren. »Ein älterer Mann und eine jüngere Frau? Schusswunden?«
    Lasco runzelte die Stirn. »Ja.« Er lächelte. »Sind Sie vom Tatort geflohen, oder was?«
    »Könnte man so sagen. Aber darum bin ich nicht hier.«
    Lasco rollte seinen Stuhl zurück und drehte sich zu ihr um. »Setzen Sie sich. Ich wundere mich, dass ich Sie hier sehr … nach allem, was passiert ist.«
    Ren setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten, Denis. Eigentlich um mehrere.«
    »Okay, dann schießen Sie mal los.«
    »Wissen Sie noch, was Sie über diese habgierigen Typen gesagt haben, die bei Ihnen auftauchen und alles mitnehmen, wenn ein Angehöriger stirbt? Ich frage mich, ob … ob Sie mir wohl helfen könnten, wenn ich Ihnen eine kleine Geschichte erzähle.«

    Ren band die kleinen weißen Kopfhörer an ihren Innenspiegel, sodass der glänzende pinkfarbene iPod Shuffle im Sonnenlichthin und her pendelte. Zweihundertfünfzig Songs, eine in Musik konservierte Persönlichkeit. Sie dachte an Salem Swade und sein Lächeln, das Lächeln eines Achtzehnjährigen, an seinen rasierten Kopf und seine schweren Stiefel, an seine vernichteten Hoffnungen und seine verlorenen Freunde, an seine dreizehn verschiedenen Medikamente und seine Gratis-Frühstücke, an seine blassen, schönen Augen, seine knöchernen Schultern und sein großes, gequältes Herz.
    Ren fuhr auf den Highway. Es war der falsche Weg nach Glenwood. Sie trat aufs Gaspedal und überholte sämtliche Autos, die ihre Geschwindigkeit verringerten.
    Vincent. Paul. Billy … ein Dschungel der Gefühle. Durch ihr ganzes Leben zogen sich dünne Fäden, verhedderten sich, fransten aus und entwirrten sich wieder. Ren schaute in den Innenspiegel und blickte in Augen, die verzweifelt versuchten, sämtliche Gefühle zu unterdrücken.
    Was läuft falsch bei mir?
    Dann spürte sie etwas in ihrem Nacken – warm, angenehm und tröstlich. Lächelnd streckte sie eine Hand nach hinten und streichelte das weiche, schwarze, pelzige Maul.
    Misty – du stehst nicht auf und bellst nicht. Ich bin noch nicht tot.

Weitere Titel der Autorin:
    Schattenturm
    Blutbeichte
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