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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille
Autoren: Alex Barclay
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Bauch und meinen Geschlechtsteilen gemacht …‹«
    Ren verlangsamte ihre Schritte und blieb stehen. »Was ich davon halte? Für mich hört sich das an, als hätte Erubiel Diaz mit einer bestimmten Absicht auf dem Parkplatz vor dem Brockton Filly herumgelungert. Vielleicht hat er eine weite Trainingshose getragen, damit man den Lendenschutz mit Klettverschluss nicht sieht. Ich nehme an, dass ein unsportlicher Mann wie Mr. Diaz diesen Schutz nur trug, weil er vorhatte, eine Frau zu vergewaltigen – eine schmächtige, aber kräftige Brünette, bei der er damit rechnete, dass sie ihm zwischen die Beine tritt, um sich zu verteidigen. Sein Genitalbereich wäre geschützt, aber schnell entblößt, wenn es nötig wäre. Beim FBI werden wir trainiert, das Bein eines Angreifers so zu packen, dass sein eigenes Gewicht als Waffe gegen ihn eingesetzt werden kann. Das führt mich zurück zu Mr. Diaz. Ich vermute, er bekam einen Tritt gegen das linke Knie, sodass er zu Boden ging. Seine Schilderung, ›gestoßen worden zusein‹, könnte bedeuten, dass es sich um Stöße auf Druckpunkte am Hals und im Gesicht handelte. Und was die Abschürfungen auf der Innenseite seiner Oberschenkel betrifft, hört sich das für mich so an, als wäre sein Lendenschutz gewaltsam heruntergerissen worden, um einen winzigen Penis zu enthüllen – entweder von der Frau, die er vergewaltigen wollte, oder von dem ›Mann‹, der auf ihn ›draufgesprungen‹ ist, wie er sagt …«
    Gary rieb sich übers Gesicht. »Du meine Güte.«
    »Zumindest hat der Angreifer ihn zum Krankenhaus gefahren, wobei er den Überwachungskameras geschickt ausgewichen ist.«
    »Zum Glück will Mr. Diaz keine Anzeige erstatten«, sagte Gary.
    »Wen sollte er denn anzeigen?«
    Gary schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht … mehr fällt mir dazu nicht ein.«
    Sie gingen schweigend weiter.
    »War es für Sie kein blödes Gefühl, als Warwick und Monahan so geredet haben?«, fragte Ren. »Als sie gesagt haben, alle Undercover-Agenten würden eine enge Beziehung zu Kriminellen aufbauen? Ich komme eigentlich gar nicht so eng mit diesen Kerlen in Berührung. Die sind mir scheißegal.«
    Gary schaute sie an, als wäre sie verrückt. »Und dann ist da noch der kleine Gavino Val Pando …«

    An diesem Abend saß Ren in ihrer Suite auf dem Sofa und las denselben Schund, den sie schon einmal zu lesen versucht hatte. Es klopfte an der Zwischentür, die zum Whirlpool führte.
    Seltsam.
    »Ja?«
    »Ren?«
    »Moment.« Sie stand auf.
    »Ich bin’s. Billy.«
    Sie ging zur Tür und öffnete.
    »Darf ich reinkommen?«
    »Klar.«
    »Tut mir leid. Ich dachte, die Außentür wird vielleicht bewacht.«
    »So wichtig bin ich nicht«, entgegnete Ren lächelnd.
    »Vielleicht halten sie mich für so wichtig. Ich weiß nicht, was sie jetzt über mich denken.«
    Sie setzten sich aufs Sofa, jeder auf eine Seite, und gingen sämtliche Fragen durch, die sie einander stellen wollten. Anschließend herrschte eine peinliche Stille.
    »Billy«, sagte Ren schließlich. »Es ist schrecklich, und ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ich bin es dir schuldig. Ich weiß, es ist nicht richtig, aber ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob du …«
    Er wartete. »Was?«
    »Ob du nur mit mir gespielt hast.«
    Billy runzelte die Stirn. »Du meinst, ob ich damals noch andere Frauen hatte?«
    »Das auch«, gab Ren zu. »Aber ich möchte vor allem wissen, ob du noch etwas anderes von mir wolltest. Eine FBI-Agentin, die dein …«
    Ren schaute in sein gekränktes Gesicht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass diese Bemerkung ihn so verletzen würde.
    Billy wandte sich ab und schüttelte langsam den Kopf. »Wie kommst du bloß darauf?«
    »Ich …«
    »Paranoia«, antwortete er für sie.
    »Aber vergiss nicht, wie du der Mann geworden bist, der du bist …«
    »Was soll das jetzt heißen?«, fragte Billy.
    »Drogen, Dealerei, Telefone anzapfen … Tut mir leid, Billy, aber was erwartest du von mir?«
    »Verdammt, ich weiß nicht … dass es jemandem, der mich vögelt, vielleicht egal sein könnte. Dass er mir vielleicht vertraut.«
    »Dich vögelt? «, sagte Ren
    »Spiel jetzt nicht die Schockierte.« Er legte ihr eine Hand unters Kinn. »Sieh mich an.«
    Ren hob den Blick.
    »Du hast dich gefragt, was sich hinter meinen Augen versteckt. Willst du wissen, was es war? Ich sage dir die Wahrheit, wenn du sie vertragen kannst …«
    »Nur zu. Ich liebe die Wahrheit.«
    Billy lächelte. »Ich weiß. Du hast mich
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