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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
Autoren: Gabriella Engelmann
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Hosentasche – er schien also wirklich wieder zu rauchen! – und stand auf, um sie zu begrüßen.
    »Hallo, Schatz, schön, dich zu sehen«, log er und seine Lippen streiften kurz ihre Wange.
    Mir sträubten sich sämtliche Nackenhaare, wie immer, wenn sich die beiden einander auf weniger als zehn Zentimeter näherten.
    »Hallo«, antwortete Bella und zuckte zurück.
    Eine winzige, schnelle Bewegung, die einem weniger aufmerksamen Beobachter vielleicht entgangen wäre. Doch nicht mir.
    Zwischen den beiden lief gar nichts mehr, so viel war klar. Ich hatte nur noch nicht durchschaut, weshalb Dad und ich noch nicht unsere Sachen gepackt und ausgezogen waren. Weg von Bella, raus aus diesem spießigen Stadtteil, in dem man nur trübsinnig oder hirntot werden konnte. Wahrscheinlich hatten die beiden eine gemeinsame Leiche im Keller dieses miefigen Reihenmittelhauses versteckt.
    Ob Paolo nachher noch anrufen würde?
    Mein Leben konnte wirklich etwas mehr Glamour vertragen, so viel war sicher. Und Dad würde nicht lange genug bleiben, um dafür zu sorgen, das stand ebenfalls fest.
    »Sarah, träumst du?«, drang Bellas hohe, dünne Stimme an mein Ohr. Upps! Hatte ich?
    »Ich habe dich eben gefragt, ob du bei Douglas warst und mir die Creme besorgt hast, um die ich dich gebeten habe.«
    Tri-Aktiline. Das Hammermittel gegen Hammerfalten…
    »Liegt im Bad. Auf der Konsole«, knurrte ich. »Dad, ich muss noch was für die Schule machen. Kommst du nachher rein, Gute Nacht sagen?«
    Mein Vater nickte und hatte wieder diesen Dackelblick drauf. Gottergeben und so süß, dass ich ihm einfach nicht böse sein konnte.
    Paolo konnte das auch gut.
    Vielleicht konnte Bella ja auch so gucken und nur ich war zu blind, um es zu sehen.
    Die Welt war wirklich kompliziert!
    Sarah’s Secret Diary
    Dad wieder da, freue mich total. Freue mich allerdings weniger darüber, dass er ab Montag schon wieder weg ist. Diesmal fährt er nach Island, um irgendwelche spuckenden Geysire zu besuchen. Einziger Lichtblick: morgen Date mit Paolo.
    Wollen erst irgendwo in der Schanze was essen und dann zu einem Poetryslam ins Uebel & Gefährlich .
    Soll ich mich endlich trauen, eines meiner Gedichte vorzulesen?
    Paolo sagt, ich soll.
    Er meint, ich soll endlich mal mein Innerstes nach außen kehren, das würde helfen. Weil ich dann meine Wut auf Bella endlich rausschreien kann und mir das guttun würde.
    Aber eigentlich will ich über die Liebe schreiben, nicht über Wut.
    Sarah’s Love Poem (ebenfalls top-secret!)
    You put your hand in my hand
    I look through my eyes into your heart
    You let me shiver, whenever I look at you
    You make my heart beat, my lips sing
    All I want is to hold your hand
    Kiss your lips
    Listen to the beat of your heart
    Close to mine
    Tell me: are you the one?
    »Du machst so spät noch was für die Schule?«
    Zum Glück riss Dads Frage mich aus meiner ultrapeinlichen Gefühlsduselei, über die ich sogar vergessen hatte, etwas zu Abend zu essen. Jetzt knurrte mir der Magen, aber ich hatte keine Lust, nach unten zu gehen und womöglich Bella in der Küche über den Weg zu laufen.
    Besser, ich redete noch eine Runde mit Dad über Island – waren die nicht pleite? -, als darüber zu grübeln, ob Paolo wirklich the one war. Oder mir fünf Nutella-Brote hintereinander reinzuziehen.
    »Nö, nicht direkt«, antwortete ich und klappte mein Heft zu.
    »Du nimmst immer noch das olle Heft da? Schreibt man heutzutage nicht Blogs?«
    »Ach Papa! Ich muss doch nicht jeden Mist mitmachen, nur weil’s gerade angesagt ist. Außerdem finde ich, dass es Dinge gibt, die niemanden etwas angehen!«
    »Okay, schon verstanden«, grinste Dad und strich mir übers Haar. Dann schaute er auf das Regalbrett über meinem Schreibtisch und das Foto meiner Mom.
    »Du siehst ihr von Tag zu Tag ähnlicher, weißt du das?«, seufzte er und nahm das Bild in seine Hand. »Das lange schwarze Haar, das kleine Muttermal am Kinn, die gebogenen Wimpern, deine grünen Augen. Sogar deine Lippen . . .«
    Ich schluckte. »Sie fehlt dir immer noch, oder?«, fragte ich leise und stellte das Foto zurück. Ich wollte nicht, dass er zu weinen begann.
    Dad nickte.
    Mein Herz zog sich zusammen. Ich wünschte, ich hätte meine Mutter kennengelernt, doch sie starb direkt nach meiner Geburt an Herz-Kreislauf-Versagen. Alles, was mir von ihr geblieben war, waren Fotografien und eine Kette mit einem herzförmigen Granatanhänger, die ich Tag und Nacht trug.
    »Wollen wir am Samstag etwas
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