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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
Autoren: Gabriella Engelmann
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Gespräch beendet hatte. Bald schon würde sie all dem Elend hier den Rücken kehren und in ein neues Leben aufbrechen.
    In ein Leben aus Glamour, Glanz und Gloria, mit ihman ihrer Seite.
    Auf immer und ewig.
    Als seine Königin!

4
    Montagmorgen, Latein, Stumpfsinn pur.
    Donata Haberstrumpf schmetterte mit solcher Inbrunst Zitate bekannter Denker in den Klassenraum, dass ich Angst bekam, ihre Brüste könnten aus dem Ausschnitt hüpfen. Doch die Angst hielt nicht lange an, denn ich hatte zu tun: In Gedanken richtete ich mein Zimmer in der Sieben-Zwerge-WG im Karoviertel ein. Ob ich Johnny D anrufen und ihn besuchen sollte?
    Während ich Pro (Möglichkeit, vor Bella zu fliehen) und Contra (Johnny D könnte denken, ich wollte was von ihm) abwog, checkte Melanie, meine Banknachbarin, die neuesten Facebook-Einträge in ihrem BlackBerry, den sie auf dem Schoß liegen hatte. Sie wartete immer noch auf Antworten auf die Frage, die sie dort zuletzt gepostet hatte: »Wie finde ich die große Liebe?«
    Melanie, Melanie, so wird das nie was, dachte ich und lächelte die Haberstrumpf an. Wenn ich sie offen ansah, so meine Erfahrung, nahm sie mich nicht dran.
    »Melanie, kannst du mir bitte mal verraten, von wem dieses Zitat stammt: Aut regem aut fatuum nasci oportet?«
    »Ähhhhhhhhhhhhhhh…«
    Donata Haberstrumpf klopfte ungehalten mit ihrem Lineal auf den Schreibtisch. »Paolo? Hast du irgendeine Vorstellung, wer das gesagt haben könnte?«
    »Ähhhhhhhhhhhhhhhhhh…«
    Fabian, der Klassenstreber, konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Das Zitat stammt von Seneca. Es bedeutet: Entweder man ist als König oder als Narr geboren!«
    Donata nickte zustimmend. Das Lineal lag wieder friedlich an seinem Platz.
    Paolo gähnte. Zum ersten Mal fand ich ihn irgendwie unsexy. Wie wohl Johnny Ds Freunde so waren?
    Okay – ich würde ihn anrufen. Gleich heute Nachmittag!
    »Hey Prinzessin, willkommen in der Nummer sieben.«
    Mein Herz pochte ein bisschen, als ich sah, wie lässig Johnny D im Türrahmen lehnte. Die Passage war wunderschön, das Haus ebenfalls. Ein bisschen abgerockt, ziemlich klein, aber kuschelig.
    Die Bewohner der Karoline schienen einander alle zu kennen, denn auf der Suche nach der Hausnummer hatte mich ein netter Typ gefragt, zu wem ich wolle und ob er mir helfen könne.
    »Ist das eigentlich ein Zufall?«, wollte ich wissen und deutete auf das kleine Emailleschild mit der Ziffer Sieben. »Wohnt ihr hier, weil ihr zu siebt seid?«
    »Hab ich noch nie drüber nachgedacht«, murmelte Johny und schob mich in die Wohnung. Ein süßlicher Duft umwehte ihn, seine Augen glänzten rötlich und guckten ziemlich schief. Oh, oh, dachte ich und folgte ihm in den dunklen Flur. Da war aber jemand ganz schön stoned!
    »Das ist übrigens mein Kumpel Aleks! Er studiert Germanistik und Philosophie.«
    »Freut mich«, sagte ich und nickte dem anderen zu. Auch dieser Zwerg war ziemlich groß. Außerdem schlaksig, rothaarig und mit einer riesigen Nerd-Brille auf der Nase.
    »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte Aleks und pustete seinen langen Pony beiseite. Ohne den sah er eigentlich ganz sympathisch aus.
    »Gerne. Am liebsten mit viel Milch und Zucker«, hörte ich mich sagen. Upps, kaum da und schon stellte ich Ansprüche.
    Aleks und Johnny D wechselten einen Blick. »Schneewittchen mag es wohl gerne süß«, grinste Aleks und dirigierte mich Richtung Wohnküche.
    Schneewittchen… na super. So hatte mich lange keiner mehr genannt und ich war darüber ehrlich gesagt nicht besonders traurig gewesen.
    »Klar, wieso nicht?«, gab ich zurück, während mein Blick auf den urigen Küchenbalkon mit dem gedrechselten Gitter fiel.
    Pflanzten die Jungs da etwa Cannabis an?!
    »Neenee, süß ist gut«, antwortete Johnny D.
    »Wir haben nur leider gerade keine Milch im Haus«, ergänzte Aleks. »Aber einen Espresso könnte ich dir anbieten.«
    »Ja, das ist auch o. k.«
    Ich trat auf den Balkon und blickte auf das Haus gegenüber. Dort machte ein hübsches blondes Mädchen gerade die unglaublichsten Verrenkungen.
    »Das ist Kati, sie ist Yoga- und Tai-Chi-Lehrerin«, erklärte Johnny D, während Aleks den silbernen Herdkocher in Gang brachte.
    »Cool!«, antwortete ich und dachte daran, wie gerne ich mal ordentlich Yoga lernen würde. Aber leider wurde so was in Langenhorn und Umgebung nur als Volkshochschulkursus in muffigen und vermutlich asbestverseuchten Turnhallen angeboten. Also begnügte ich mich mit DVDs von Bella, die sie in Massen
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