Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
Autoren: Gabriella Engelmann
Vom Netzwerk:
daheim hatte. DVDs mit Promis wie Barbara Becker, Ralf Bauer, Ursula Karven… ja, das war ganz und gar Bellas Welt! Das und diese ganzen Klatschmagazine, die sie verschlang wie andere Leute Drogen.
    Inzwischen war der Kaffee fertig und dankbar nahm ich die kleine braune Tasse, die Aleks mir reichte. Mann, hatte ich heute Nacht schlecht geschlafen!
    Wie durch ein Wunder fanden wir zu dritt auf den Plastikklappstühlen auf dem Balkon Platz.
    »Endlich«, seufzte ich. »Das ist echt der erste ruhige Moment heute. Ich find’s super bei euch!«
    »Na ja.« Aleks kratzte sich verlegen am Kopf. »Es hapert schon hie und da ein wenig.«
    Hui! Was meinte er damit?
    »Ich denke, ihr versteht euch alle so gut und seid schon ewig befreundet?«, fragte ich erstaunt.
    Johnny D grinste. »Na ja, gelegentlich kommt es sogar zwischen uns zu kleinen Reibereien…«
    »Differenzen!«, fiel Aleks ihm ins Wort.
    »Gut, dann eben Differenzen. Auf jeden Fall kabbelt man sich eben manchmal um Dinge wie putzen, aufräumen oder Wäsche waschen.«
    »Oder einkaufen«, fügte Aleks hinzu.
    Ich nickte. Schon klar, auf solch schnöde Dinge des Alltags hatten natürlich weder der stadtbekannte DJ noch der verschrobene Germanistik- und Philosophiestudent große Lust.
    »Wie wär’s mit einer Haushaltshilfe?«, schlug ich vor.
    »Natürlich! Sehen wir aus wie Krösus oder was?«, fragte Johnny und knibbelte an einer der Pflanzen in den Terrakottatöpfen herum.
    In mir keimte eine Idee auf…
    »Dafür haben wir echt kein Geld. Ich verdiene meine Kohle mit dem Auflegen und schreib ab und zu für Musikmagazine. Aber die zahlen so gut wie nichts, kannste dir ja vorstellen. Und er hier bekommt gelegentlich was von Papa zugesteckt, gibt Nachhilfe und träumt ansonsten den lieben langen Tag von Lara.«
    »Von Lara?« Ich sah irritiert zu Aleks, dem das Thema peinlich zu sein schien.
    »Ich steh halt auf Doktor Schiwago«, begann er zögerlich mit einer Erklärung, doch ich verstand immer noch nur Bahnhof. Was genau wollte Aleks uns damit sagen?
    »Du weißt doch, der Film mit Omar Sharif, Geraldine Chaplin und Julie Christie! Spielt während der Russischen Revolution. Schiwago studiert Medizin und verliebt sich in die junge, schöne, hingebungsvolle Lara. Während des Krieges trifft er sie dann in einem Feldlazarett wieder, ist mittlerweile allerdings verheiratet. Die beiden begegnen sich im Laufe des Films immer wieder und der Zuschauer weiß genau: Das ist sie, die große, wahre Liebe.« Aleks verdrehte sehnsuchtsvoll die Augen und seufzte.
    »Deshalb schreibt sich Aleks am Ende auch mit ›ks‹ anstatt mit ›x‹«, erklärte Johnny D. »Das ist nämlich die russische Variante dieses Namens.«
    Aha…
    »Okay«, begann ich zögerlich. Aleks war bestimmt von der sensiblen Sorte, also achtete ich besser auf meine Wortwahl. »Wenn ich dich recht verstehe, träumst du von einer Frau, die dich so bedingungslos liebt wie Lara ihren Schiwago.«
    Aleks nickte stumm.
    Puh, das konnte ein schwieriges Unterfangen werden. Selbstlosigkeit, Treue und Hingabe gehörten nicht unbedingt zu den Eigenschaften, die man sich heute in sein Facebook-Profil schrieb.
    »Ja dann, äh, wünsche ich dir viel Glück bei der Suche«, ergänzte ich lahm und tat so, als müsste ich mich irre auf den Espresso konzentrieren.
    »Na, sucht Aleks schon wieder vergeblich nach seiner Lara?«, fragte eine männliche Stimme und wir drehten uns synchron Richtung Küche um.
    War das Zwerg Nummer drei?
    »Hi, ich bin Guido, genannt JamieTim, und wohne in der Wohnung nebenan«, stellte sich Guido vor und schüttelte mir so kräftig die Hand, dass mein Kaffee beinahe aus der Tasse schwappte.
    »Und ich bin Sarah«, lächelte ich und versuchte, meine Hand aus seinem festen Griff zu befreien.
    Zwerg Nummer drei war von ganz anderem Kaliber als seine Kumpels: mittelgroß, ein wenig rundlich und wunderbar normal. Flirttechnisch nicht unbedingt mein Fall, aber mit einem unheimlich offenen, freundlichen Gesicht und charmanten Lachgrübchen in den Wangen.
    »Findest du nicht auch, dass sie aussieht wie ein echtes Schneewittchen?«, fragte Aleks grinsend.
    Ich wurde rot und versuchte schnell, die Aufmerksamkeit auf Guido zu lenken. »JamieTim? Was ist das denn für ein Spitzname?«
    »Der gute Guido liebt es, Kochsendungen zu sehen, deswegen haben wir ihn irgendwann nach seinen Lieblingsköchen benannt«, erklärte Johnny D. »Zum Glück beschränkt er sich aber nicht aufs Zusehen, sondern kocht auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher