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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
Autoren: Gabriella Engelmann
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hatte.
    »Sag mal, wohnst du hier oder was hast du Samstagmittag auf dem Dom verloren?«, fragte ich, um meine Verlegenheit zu überspielen.
    »Ja, tu ich, gleich um die Ecke, in der Karolinenpassage. Und du?«
    Das konnte ich jetzt wirklich nicht wahrheitsgemäß beantworten. Ich würde mich Johnny D auf keinen Fall als Langenhornerin outen!
    Also murmelte ich stattdessen nur ein »Du hast’s gut!«.
    Johnny reagierte sofort. »Willste mich mal besuchen?«
    Leider tauchte Dad in diesem Moment auf und schwenkte fröhlich die Getränke und eine ultragroße Portion Zuckerwatte. »Hier, allseits bekanntes Mittel gegen Übelkeit«, strahlte er und drückte mir das süße Zeug in die Hand.
    Ehe ich auch nur gucken konnte, war Johnny schon dran und steckte mit seiner Nasenspitze mitten in der klebrigen Zuckermasse. Da saßen wir nun zusammen auf der Bank und naschten links und rechts von der Watte, wie Susi und Strolch im Disney-Film von einem gemeinsamen Teller Spaghetti.
    Dad schien’s lustig zu finden und schlürfte versonnen an seiner Bionade. Vermutlich dachte er gerade an die Gletscher, Vulkane und Geysire Islands. Und an seine Freiheit.
    »Jetzt weiß ich aber immer noch nicht, warum du dich um diese Uhrzeit auf dem Dom herumtreibst«, nahm ich den Gesprächsfaden wieder auf und hoffte, dass in meinem Gesicht nicht irgendwo noch Reste von Zuckerwatte klebten.
    »Ich war frühstücken«, gab Johnny D zurück. »Wir waren bis vor einer Stunde aufm Kiez unterwegs und ich hatte höllischen Appetit auf Currywurst. Und dann hab ich dich gesehen, Prinzessin.«
    »Wer ist wir?«, fragte ich neugierig. Paolo und ich waren schon um zwei Uhr nach Hause gefahren, und auch das nur dank einer Ausnahmegenehmigung von Dad. Wie um alles in der Welt konnte man so lange wach bleiben?
    »Ich und die sieben Zwerge«, antwortete Johnny D und ich glaubte zunächst, mich verhört zu haben. Machte der sich lustig über mich? Wir waren doch hier nicht im Märchen!
    »Um genau zu sein, war ich mit meinen sieben Kumpels unterwegs«, erklärte Johnny D grinsend, als er meinen verständnislosen Blick bemerkte. »Mit sechs von ihnen wohne ich in einer WG in der Karoline. Wir haben da ein ganzes Haus zusammen.«
    »Äh, wieso Zwerge?«, fragte ich skeptisch. Johnny war mit seinen geschätzten einen Meter fünfundachtzig alles andere als kleinwüchsig.
    »Jetzt verrate ich dir ein Geheimnis, Prinzessin«, flüsterte Johnny und kam ganz dicht an mein Ohr. Dad räusperte sich.
    »Wir nennen uns so, weil wir alle zusammen in den Kindergarten Tobezwerge gegangen und seitdem immer noch eng befreundet sind. Die Zwerge, das sind Leander, Sebastian, Aleks, Guido, Julius, Ben, Felix und ich.«
    Ich rechnete nach: Das waren insgesamt acht.
    »Und einer wohnt demnach nicht in eurer WG?!«
    »Genau! Felix steht nicht so auf den Trubel bei uns. Er fühlt sich in Eimsbüttel wohler. Außerdem hat er es da nicht so weit bis zum UKE. Er macht gerade seinen Zivildienst in der Uni-Klinik.«
    Jetzt schien auch Dad neugierig geworden zu sein. »Und Sie wohnen alle zusammen in einer Wohnung? Gibt es da nicht jede Menge Stress?!«
    Bestimmt nicht mehr, als Bella und ich zu zweit in ihrem Reihenmittelhaus hatten…
    Johnny dachte kurz nach. »Nö, eigentlich nicht. Was aber auch daran liegt, dass wir in insgesamt vier Wohnungen wohnen. Wir sehen uns also nur, wenn wir wirklich Bock darauf haben. Ab und zu machen wir aber zusammen einen drauf, so wie gestern.«
    Das klang wie Balsam in meinen Ohren! Am liebsten hätte ich Johnny D auf der Stelle gefragt, ob ich bei ihnen einziehen durfte. Ich hätte alles, aber wirklich alles dafür getan, endlich Bellas Klauen zu entfliehen.
    »Klingt, als hätte ich in meiner Jugend auch Spaß an so was gehabt«, sagte Dad und fuhr sich durchs Haar. Vermutlich dachte er gerade daran, dass wir bis zu meinem fünften Lebensjahr in Eimsbüttel gewohnt hatten.
    Bevor Bella in unser Leben getreten und sich Dad unter ihre künstlichen Fingernägel gerissen hatte.
    »Wollen wir mal los?«, fragte ich Dad, der schon wieder melancholisch zu werden drohte. Der Besuch im Hexenladen würde ihn hoffentlich auf andere Gedanken bringen.
    »Klar, du wolltest doch noch deine Kette abholen, wenn ich mich recht erinnere«, erwiderte er und stand auf. »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen«, sagte er und schüttelte Johnny D, der sich ebenfalls erhob, die Hand.
    »Mich auch«, antwortete der, holte einen Zettel aus der Tasche seiner schwarzen Lederhose,
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