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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
Autoren: Gabriella Engelmann
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zusammen unternehmen?«
    »Klar!«, antwortete ich. »Ich muss es doch ausnutzen, wenn du mal da bist. Ich lass mir was einfallen, okay? Schlaf gut, Paps. Schön, dass du wieder da bist!«
    Dad gab mir einen Kuss auf die Stirn und zog dann die Tür hinter sich zu.
    Kaum war er weg, krachte etwas gegen mein Fenster. Ich zuckte zusammen. Hatte sich etwa ein Vogel verflogen? Hoffentlichnicht! Vorsichtig zog ich die Gardine zur Seite und lugte nach draußen.
    Der vermeintliche Vogel war Paolo, der in unserem Garten stand und zu mir heraufsah.
    »Hey, Sarah«, flüsterte er und ich betete, dass Bella nichts davon mitbekam. »Kannst du runterkommen?«
    Wie bescheuert war das denn bitte? In der Schule hatte der Typ heute den ganzen Tag so getan, als hätte er mich noch nie vorher gesehen, und jetzt gab er in einer Nacht- und-Nebel-Aktion den Vorstadt-Romeo?
    »Warum hast du nicht angerufen?«, zischte ich in die Dunkelheit.
    »Los Sarah, jetzt komm schon! Ich hab keine Lust, dass eure Nachbarn die Polizei rufen«, drängte Paolo.
    Na wenn’s ihm Spaß machte! Für mich war sein Besuch eine willkommene Ablenkung, um nicht wieder an meine Mom denken zu müssen und daran, wie mein Leben wäre, wenn wir als Familie zusammenwohnen würden.
    Also schwang ich mich aufs Fensterbrett und versuchte abzuschätzen, was ich mir alles brechen würde, wenn ich unten falsch aufkam.
    Paolo breitete seine Arme aus. »Los spring schon, ich fang dich auf!«, flüsterte er und mein Herz tat einen Satz.
    Ich ließ mich hinuntergleiten und musste leise kichern.
    Der erste Stock war natürlich alles andere als gefährlich.
    Paolos Gegenwart dagegen sehr…

2
    Irgendetwas berührte sanft meine Schultern. Ich spürte fremden Atem nah an meinem Gesicht. Ein Duft aus Sandelholz und Zedern stieg in meine Nase und von irgendwoher duftete es nach Kaffee…
    »Schlafmütze, aufwachen! Die Sonne scheint!«
    Mühsam öffnete ich die Augen. Ich blinzelte und versuchte zu erkennen, wo ich war. Vor mein Gesicht schob sich ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen auf schwarzem Grund. Hilfe!
    Dad lachte und setzte sich neben mich, sodass meine Matratze ein bisschen einsank. Ich brauchte dringend eine neue, aber immer wenn das Thema auf den Tisch kam, sagte Bella, dass »sich das nicht mehr lohnt«.
    Warum? Weil sie schon seit Jahren ungeduldig darauf wartete, mich endlich aus dem Haus zu haben, um ungestört ihrem Schönheitswahn frönen zu können…?
    Ich schaffte es, »Danke!« zu sagen, nahm den St.-Pauli-Fanbecher und setzte ihn an meine ausgetrockneten Lippen, während mein Vater mir netterweise ein Kissen in den Rücken stopfte.
    »Lange Nacht gehabt?«, fragte er und prostete mir mit seinem Becher zu. Im Gegensatz zu mir trank er allerdings Kakao.
    »Glaub schon«, murmelte ich und versuchte, zu mir zu kommen. Ich fühlte mich, als sei ich von einem Panzer überrollt worden. Seltsam, denn ich hatte gerade mal zwei Cocktails getrunken. Die konnten doch gar nicht so viel mit mir angestellt haben, oder?
    Ich beschloss, dass Ablenkung die beste Medizin war, und wandte mich Dad zu. »Und du? Was habt ihr gestern Abend noch gemacht?«
    Die Frage erübrigte sich eigentlich, weil ich mir die Antwort im Grunde selbst geben konnte: Dad hatte vor der Glotze gesessen und Bella war in ihrem Spiegelzimmer gewesen, um die wöchentliche Bestandsaufnahme ihres aufwendig gepflegten Äußeren zu machen.
    »Das Übliche, nichts Besonderes…«
    Sagte ich’s doch! Deprimierend!
    »Hast du denn schon überlegt, was wir heute machen wollen?«, fragte Dad, der aussah, als könne er es kaum erwarten, von hier abzuhauen. Da musste er sich jedoch leider noch ein bisschen gedulden, denn ich brauchte definitiv noch etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen.
    »Ich hätte Lust, mit dir auf den Dom zu gehen und Zuckerwatte zu essen«, schlug ich vor, weil mir gerade nichts anderes einfiel.
    Als ich am Abend zuvor im Uebel & Gefährlich gewesen war, hatte ich vom Dach des alten Bunkers das Riesenrad gesehen und der Anblick hatte mich an meine Kindheit erinnert.
    »Danach könnten wir in den Hexenladen in der Marktstraße, dort habe ich neulich eine Kette bestellt, die ich noch…«
    »Äh, Hexenladen?!«
    »Ja, ich weiß, aber das klingt jetzt durchgedrehter, als es ist«, startete ich einen Versuch, meinen Lieblingsladen zu beschreiben. »Ist halt so ’n Eso-Shop mit allem möglichen Schnickschnack für Elfen, Göttinnen, Priesterinnen, Feen und weise Frauen.«
    Konnte es sein, dass Dad
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