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Weil du mich beruehrst

Weil du mich beruehrst

Titel: Weil du mich beruehrst
Autoren: Beth Kery
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gesteckt, was sie für seine Wünsche für Noble Enterprises hielt. Hatte sie nicht gierig alle Hinweise auf seine Jugend aufgesogen, als sie durch Belford Hall geführt worden war? Hatte sie sich ihn nicht als Kind, als diesen misstrauischen, zurückgezogenen Jungen vorgestellt, der langsam aus seinem Schneckenhaus gekrochen war? Hatte sie sich nicht ausgemalt, wie er als Mann sogar die größten Räume des Hauses mit seiner Präsenz füllte?
    Und wenn die Tatsache, dass sie sogar in seinem Bett im Penthouse geschlafen hatte, dies nicht noch zusätzlich belegte, wusste sie auch nicht, welches Argument noch stärker sein könnte. Sie hatte die Hoffnung noch nicht gänzlich aufgegeben.
    O Gott, was für eine Idiotin sie war.
    Sie wollte – und konnte – den leidenschaftlichen Schmerz in seinen Augen nicht mehr ertragen, wandte sich ab und floh aus dem Zimmer.
    Sie war überzeugt, noch nie so viel gelacht, und ganz sicher noch nie so unnatürlich gelacht zu haben, wie in dem Moment, als sie mit Gerard nach unten zum Geburtstagsball ging. Es schien ihr persönlicher Auftrag zu sein, allen zu zeigen, dass sie auch unter diesen Umständen die Fassung wahren konnte.
    Die Feier war bereits in vollem Gange, als Gerard sie die Treppe hinabbegleitete. Ein kleines Orchester füllte das Haus mit Musik. Trotz ihres Schocks und ihrer Unruhe war Francesca nicht blind für die Schönheit des umgebauten Ballsaals. James und Anne wussten offenbar genau, wie man »vollen Einsatz« zeigte, wie Anne es genannt hatte. Der an sich schon schöne, weiß getäfelte Raum mit seinem riesigen Kamin war in einen Eispalast verwandelt worden. Runde Tische für jeweils acht Gäste standen um die große Tanzfläche herum, auf jedem brannte ein fantastischer »Eis«-Kerzenhalter, jeder ein Einzelstück und ausgesucht schön. Eine ausgeklügelte, mit Kerzen beleuchtete Kristall-Bar befand sich am einen Ende des Raumes, ihr gegenüber waren Tische vorbereitet, auf denen in ein paar Stunden das mitternächtliche Buffet stehen sollte. Gerade als sie an Gerards Arm den Saal betrat, beendeten James und Anne ihren Solo-Geburtstagstanz, mit dem sie das Fest eingeläutet hatten. Andere Paare taten es ihnen gleich und strömten auf die Tanzfläche.
    »Sollen wir?«, fragte Gerard mit Blick auf die Tanzenden.
    »Sehr gerne«, erwiderte sie eine Spur zu fröhlich. An seinen gerunzelten Augenbrauen konnte sie erkennen, dass sie ihn durch ihre aufgesetzte Lebhaftigkeit irritierte. Als er mitten im Tanz das Gespräch auf Ians Rückkehr lenkte, unterbrach sie ihn unvermittelt mit einer abrupten Bemerkung über die Schönheit des Saales. Offenbar hatte er den Hinweis verstanden, denn die verbleibende Zeit des Tanzes sprach er nur über Unverfängliches.
    Sie fragte sich, ob Ian wohl genau wusste, was er tat, als er ihr dieses rückenfreie Kleid geschickt hatte. Sie spürte seinen Blick auf ihrer nackten Haut, als sie sich mit Gerard über die Tanzfläche drehte. Sie ignorierte dieses Gefühl und führte das Gespräch mit Gerard mit einer derartig entschiedenen Entschlossenheit weiter, wie es gar nicht zu dem belanglosen Thema passte.
    Sie erblickte Lucien und Elise an einem Tisch, als Gerard sie von der Tanzfläche führte. Erleichtert erkannte sie, dass Ian nicht bei ihnen saß, also ging sie zu ihnen. Gerard machte sich auf die Suche nach etwas zu trinken. Sie schwor, dass sie in dem vollen Ballsaal nicht nach ihm Ausschau gehalten hatte, aber fast augenblicklich erkannte sie Ians einzigartige Silhouette auf der Tanzfläche. Er hatte seine Großmutter im Arm.
    »Niemand kann Anne so zum Strahlen bringen wie Ian«, bemerkte Gerard mit einem Lächeln, als er an den Tisch zurückkam, zwei Kellner im Schlepptau. Der eine trug einen Sektkühler, eine Flasche Champagner und vier Gläser, der zweite eine Platte mit Horsd ’ œuvres und eisgekühltem Kaviar. Sie runzelte die Stirn. War da eben nicht ein bitterer Ton von Eifersucht in seiner Stimme gewesen? Ganz überrascht war sie nicht. Nur Ian konnte so rücksichtslos sein, seine Großeltern ein halbes Jahr lang in Angst und Sorge zu versetzen und sie dann in ekstatische Freude stürzen, sobald sie ihn wiederhatten. Außerdem hatte Gerard nicht ganz unrecht, wie Francesca bei einem widerwilligen Blick auf Ians beeindruckendes Profil zugeben musste. Die Countess sah neben seinem großen Körper besonders zierlich aus, als sich beide anmutig über die Tanzfläche bewegten. Sie hatte Anne noch nie so glücklich, so
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