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Weil du mich beruehrst

Weil du mich beruehrst

Titel: Weil du mich beruehrst
Autoren: Beth Kery
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erleichtert gesehen. Sie sah unentwegt zu ihrem Enkel hinauf, feierlich, wenn sie sich unterhielten, gelöst, wenn sie lächelte oder lachte. Nein, sie konnte Annes Erleichterung gut verstehen und mitfühlen. Anne hatte ihre einzige Tochter in diesem Jahr verloren. Sie war vermutlich schwindelig vor Glück, dass ihr einziger Enkel gesund und munter war.
    Du bist mindestens ebenso erleichtert. Ein Teil von dir ist sogar euphorisch angesichts der Tatsache, dass es ihm gut geht.
    Sie stürzte sich in Gespräche mit den anderen. Lucien schaute irritiert, als sie Gerard zum zweiten Mal erlaubte, Champagner nachzuschenken, doch sie schenkte diesen Bedenken keine Beachtung. Sie selbst wusste ja gar nicht so genau, wie sie sich fühlte, wie konnte dann ein anderer ihre Stimmung korrekt interpretieren?
    Jemand legte die Hand auf ihre Schulter. Sie drehte den Kopf und sah James vor sich, aufrecht und gut aussehend in seinem Smoking.
    »Darf ich um diesen Tanz bitten?«, fragte er.
    »Mit Vergnügen«, erwiderte Francesca und erhob sich.
    »Hältst du durch?«, wollte James leise wissen, als sie sich schon eine Weile auf dem Parkett drehten.
    »Den Umständen entsprechend geht es mir wohl recht gut.« Sie erwiderte seinen freundlichen Blick und lächelte. »Ich bin vorhin gar nicht mehr dazu gekommen, dir zu gratulieren. Die Zuneigung zwischen dir und Anne ist wunderbar anzuschauen.«
    Seine grauen Augenbrauen hoben sich.
    »Ich vernehme da eine versteckte Botschaft.«
    Sie lachte, wandte aber den Blick ab. »Ja? Etwa die, dass ohne wahre Zuneigung zu dem Partner kein Vertrauen entstehen kann? Keine gemeinsame Zukunft?«
    »Das stimmt«, bestätigte James. »Aber Menschen zeigen ihre Zuneigung auf unterschiedliche Art und Weise. Die Zuneigung zwischen Anne und mir hat nicht immer so ausgesehen, wie sie heute erscheinen mag. Ich bin sicher, dass sie meine Zuneigung hinterfragt hat, als ich zwischen zwanzig und dreißig war. Ich bin viel umhergereist, habe mich um das Geschäft gekümmert. Ich bin sicher, es hat in Annes Leben eine Zeit gegeben, in der es ihr schwergefallen ist, das als meine Art des Einsatzes für unsere Ehe anzuerkennen. Dabei habe ich es immer so gesehen.«
    »So, jetzt vernehme ich da eine versteckte Botschaft«, bemerkte sie ironisch.
    James lächelte.
    »Hast du dir angehört, was Ian erzählt hat? Hat er dir verraten, wo er gewesen ist?«
    »Nein. Und ich möchte dir auch nicht zu nahetreten, James. Ich weiß, er ist dein Enkel, und du bist verpflichtet, anders über ihn zu denken als seine sitzengelassene Verlobte. Nein«, sie unterbrach sofort, als James etwas einwenden wollte. »Das ist genau das, was ich bin. Es gibt keinen Grund, das schönzureden.« Sie hielt kurz inne, weil die Musik so laut war, dass ein Gespräch unmöglich wurde. »Es geht mir darum«, fuhr sie fort, als es wieder ruhiger geworden war, »dass ich nicht sicher bin, ob ich überhaupt wissen möchte, was er für so wichtig hält, dass er nicht einmal zum Hörer greifen und dich von deinen Sorgen erlösen konnte. Annes. Meine. Das war unglaublich egoistisch von ihm.«
    »Ich will ja auch gar nicht versuchen, deine Ansicht über die Situation zu ändern, Francesca. Sondern …«
    »Sie nur ein wenig erweitern?«, beendete sie den Satz für ihn und schenkte ihm ein dünnes Lächeln.
    »Dass ich das versuche, kannst du einem alten Mann nicht vorhalten«, sagte er, als die Musik zu Ende war.
    »Ich halte dir gar nichts vor, außer dass du deinen Enkel liebst«, gab sie ehrlich zurück. James gab ihr am Ende des Tanzes einen Kuss auf die Wange. Als er ihre Hand losließ, ergriff jemand anderes sie. Sie blickte über ihre Schulter und sah Ian vor sich, der noch immer einen Arm um Annes Hüfte geschlungen hielt.
    »Darf ich?«, fragte er ruhig.
    Der Sekundenbruchteil, den sie für die Entscheidung brauchte, schien sich unendlich auszudehnen. Ohne ihm mit Worten etwas zu erwidern, ergriff sie, ganz steif, seinen Arm. Ihr Herz schlug so laut, sie konnte das Orchester kaum hören. Einige Augenblicke schwiegen sie beide, und sie nahm sich vor, sich nicht von dem Gefühl, in seinen Armen zu liegen, überwältigen zu lassen. Und doch tat sie nichts anderes.
    »Wie lang wirst du bleiben?« Sie blickte ihn nicht an und wollte auch nicht atmen, um seinem Duft zu entgehen.
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Sie wagte es, ihn anzuschauen. Seine blauen Augen zogen sie magnetisch an.
    »Wirst du dorthin zurückgehen, woher du gekommen bist?«
    »Irgendwann
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