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Weil du mich beruehrst

Weil du mich beruehrst

Titel: Weil du mich beruehrst
Autoren: Beth Kery
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KAPITEL 4
    Das Klopfen an der Tür ihres Zimmer klang weich und vorsichtig … irgendwie weiblich. Sie blickte noch einmal kurz in den Badezimmerspiegel und ging dann zur Tür, um sie zu öffnen. Ihre Beine fühlten sich noch immer schockstarr an.
    Ian ist hier.
    Ihr Kopf wiederholte diesen Satz wie ein unablässiges Mantra, als würde sich ihr Verstand hartnäckig wehren, die Wahrheit anzunehmen und sie sie deshalb mit Gewalt in ihr Bewusstsein hämmern musste. Obwohl sie schon vermutet hatte, dass das Klopfen von einer Frau gekommen war, atmete sie erleichtert aus, als sie Elise vor sich stehen sah. Sie trat beiseite, ließ sie herein und schloss die Tür wieder.
    »Setz dich«, wies Elise sie an. »Du bist bleich wie ein Stück Papier.« Einen Moment später reichte sie Francesca ein Glas Wasser aus dem Badezimmer.
    »Ich kann es nicht glauben«, murmelte sie mehr vor sich hin, als an Elise gewandt.
    »Ja, es war für uns alle ein Schreck. Bevor ich dir nachgegangen bin, hat er Lucien noch erzählt, dass er nur eine halbe Stunde vor dem Empfang hier angekommen sei. Er hat sich so schnell nach oben geschlichen, um sich umzuziehen, dass ihn keiner hat kommen sehen.«
    Sie gab sich Mühe, direkt in Elises besorgtes Gesicht zu schauen.
    »Hat er auch gesagt, warum er gekommen ist?«
    Elise schüttelte hilflos den Kopf. In den saphirblauen Augen ihrer Freundin erkannte sie Hunderte Fragen, doch Elise sprach keine davon aus. Sie wusste wohl, dass Francesca ebenfalls keine Antworten hatte.
    »Ich muss wieder nach unten«, sagte Francesca und stellte das Glas auf den Sofatisch. »Ich kann mich hier nicht wie ein launischer Teeny verkriechen. Es wäre wirklich unhöflich, schließlich haben Anne und James mich für diesen Abend eingeladen.«
    »Sie würden das verstehen, da bin ich sicher. Bei den Umständen«, sagte Elise. »Ihre Ladyschaft hat mich ja gebeten, nach dir zu sehen. Das heißt, nachdem sie versucht hat, Ian davon abzuhalten, dir zu folgen.«
    Sie blickte rasch Elise an.
    »Versucht hat?«
    Elise nickte zögernd.
    »Er steht jetzt draußen im Flur. Niemand konnte ihn aufhalten. Er wollte mir kaum erlauben, zuerst zu dir zu gehen.«
    Ein mächtiges Angstgefühl und heiße Vorfreude durchliefen sie.
    »Schick ihn rein«, sagte sie und war über den unaufgeregten Ton in ihrer Stimme überrascht. Offensichtlich war sie zu betäubt, um Emotionen zeigen zu können.
    Elise biss sich auf die Lippe.
    »Bist du sicher?«
    Francesca nickte, stand auf und richtete sich auf.
    »Ich wäre ihm ohnehin irgendwann einmal begegnet. Dann kann es genauso gut auch jetzt sein.«
    Elises zweifelnder Gesichtsausdruck verließ sie nicht, als sie die Tür öffnete.
    Er kam herein und schloss rasch die Tür hinter sich. Keine Sekunde ließ er sie dabei aus den Augen. Sie hob ihr Kinn, und ihr Rückgrat versteifte sich, als er durch den Raum auf sie zukam. Dann blieb er plötzlich stehen und schien ihre Körpersprache zu deuten. Sein Gesicht wirkte schmaler als früher. Dies und seine funkelnden Augen verliehen ihm ein kämpferisches Aussehen, als hätte er eine Art unsichtbares Feuer, das in ihm brannte, das ihn antrieb … ihn vielleicht auch zerstörte. Sein kurzes, dunkles Haar bildete schon immer einen auffälligen Kontrast zu seiner Haut, doch nun schien er noch blasser als sonst, als hätte er sich in letzter Zeit vor der Sonne versteckt.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte sie ohne Einleitung. Sie konnte die Frage, die nun seit einem halben Jahr in ihr loderte, nicht länger zurückhalten.
    Er schwieg einen Moment. Sie fühlte sich von seinem Blick aufgespießt, wie üblich. Sie standen sich in drei Meter Entfernung gegenüber, und Francesca konnte sich nicht entscheiden, ob dieser Abstand viel zu gering war oder sich wie eine gähnende, kilometertiefe Schlucht anfühlte.
    »In Frankreich«, sagte er mit seiner typisch heiseren Stimme. Sie versuchte, sich gegen den so vertrauten Klang zu wehren.
    »Warum?«
    Ihre Frage, die nur aus einem einzigen Wort bestand, hing in der Luft zwischen ihnen, und ihre verschiedenen Bedeutungen schwebten wie eine giftige Wolke hin und her. Zum ersten Mal sah sie Unsicherheit über seine ansonsten stoischen Züge gleiten, doch er hatte sich schnell wieder im Griff.
    »Es gab da ein paar Dinge, um die ich mich kümmern musste … denen ich nachgehen musste.«
    Sie wartete. Die Spannung zwischen ihnen stieg, doch er fügte seinem Satz nichts hinzu.
    »Das war’s?«, fragte sie mit einem plötzlichen
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