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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition)
Autoren: Jana Frey
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Tages geht, laut Wikipedia, auf einen oder mehrere christliche Märtyrer namens Valentinus (in Frage kommen vor allem Valentin von Terni oder Valentin von Viterbo) zurück, die der Überlieferung zufolge das Martyrium durch Enthauptung erlitten haben.
    Und daraus wurde dann Jahrhunderte später ein Blumen- und Liebesschwürepostkartentag? Verstehe einer die Welt.
    In Great Emeryville waren an diesem Tag – weit zurückliegende, makabre Enthauptungen hin oder her – straßauf, straßab massenhaft noch winterkahle Bäume mit wahren Fluten von roten Plastikherzen behängt.
    »Romantisch«, sagte Selma seufzend.
    Grattis på födelsedagen, Kassandra! , schrieb mir Oya via Internet aus Göteborg, wo sie derzeit Jonnas Gymnasium aufmischte, in dem sie dort die Hochbegabtenabschlussklasse besuchte, sich also mit Leuten umgab, die alle älter waren als sie selbst, und dabei dennoch alle Leistungsrekorde brach. Und das Ganze auch noch auf Schwedisch.
    »Geburtstag am Valentinstag, schwer romantisch, Miss Armadillo«, sagte Darius kopfschüttelnd und schenkte mir eine rote Rose, eine CD und ein zugekorktes Fläschchen mit körnigem Sand aus der McKinley-Höhle. Er lächelte mir vielsagend zu, während er es mir überreichte.
    Edgar Nash, der Reptilienforscher aus Milwaukee, schickte mir eine seiner üblichen Grußkarten, und Sergio Milazzo hatte mir über Amazon eine neue italienische Krimireihe zukommen lassen, weil ich in den lang vergangenen Strombolitagen ein großer Krimifan gewesen war.
    »Verstehst du das?«, fragte Zelda neugierig und blätterte in einem der Bände.
    »Geht so«, sagte ich, aber ich brachte die Bücher schon jetzt gedanklich in Oyas derzeit verwaistes Zimmer. Sie war das Sprachgenie. Und sie liebte alles, was von Sergio kam.
    Meine Mutter nahm mich zögernd in den Arm, nachdem sie mir ihre Geschenke überreicht hatte.
    »Alles Gute zum Achtzehnten, trotz allem …«, sagte sie. Dann weinte sie, weil ihr Blick auf das kleine Foto von Len und mir gefallen war.
    Wenn das alles nicht herausgekommen wäre, wenn dieses Bild nicht hier sichtbar gehangen hätte, wenn alles immer noch gewesen wäre, wie es war, ehe Oya und ich erfuhren, was vor vierzehn Jahren an diesem schrecklichen Spätsommertag geschehen war, hätte sie heute nicht geweint. Zumindest nicht öffentlich. Soviel stand fest. Rabea war mir nach wie vor ein Rätsel.
    Happy Birthday, Len. – Wo auch immer du jetzt bist! Du fehlst!
    Ian, Amanda und Marjorie riefen mich nacheinander an. In meinem Kopf drehte sich alles, was nicht nur von dem Sekt kam, den Darius großzügig ausschenkte. Wie viele Menschen da auf einmal waren in meinem Leben, im Leben der Weltenbummlerin wider Willen.
    Nur Elija rührte sich nicht, obwohl ich immer wieder auf das Display meines Handys schaute.
    Achmed hatte mir per E-Mail ein echt türkisches Geburtstagspäckchen angekündigt, das auf dem Weg zu mir sei.
    »Was immer drin ist«, murmelte Darius misstrauisch.
    Kurz bevor er, Zelda und ich uns schließlich – mit Mr Ward als Nullpromillechauffeur – auf den Weg zum Valentinsball machten, der laut Selma und den anderen eine lange, romantische Schultradition an der Woodrow-Wilson-Highschool hatte, klingelte erneut das Telefon.
    »Hi, Kassandra … Hier spricht – Myron.«
    Myron? Ich kniff die Augen zusammen. Myron hatte mir gerade noch gefehlt.
    »Ja?«
    »Wer ist das? Etwa noch ein Verehrer? Wie viele hast du eigentlich in petto, Kassandra?«
    War Darius verärgert und versuchte, nicht verärgert zu klingen? Oder war er nicht verärgert und versuchte, verärgert zu klingen?
    Ich winkte ungeduldig ab und ging die paar Schritte in mein Zimmer.
    »Was willst du?«, fragte ich hinter zugezogener Tür.
    Was Myron, der vor vierzehn Jahren ein Wespennest mit fatalen Folgen zerschlagen hatte, wollte :
    Mit mir reden. Mich besser kennenlernen. Sich entschuldigen für s.o. Mich einladen, ihn mal zu besuchen (er studierte, man höre und staune, was aus ihm geworden war, Jura in Boston!) Über Raymond mit mir reden.
    In diesem Moment erreichte mich eine SMS.
    Ich denke ununterbrochen an dich. E.
    »Myron, ich muss leider jetzt auflegen!«, sagte ich, und meine Stimme jubelte. »Danke für deinen Anruf, wirklich.«
    »Du bist … mir nicht mehr böse?«, fragte mein Halbbruder.
    »Nein«, antwortete ich eilig und unterbrach die Leitung nach Boston.

    Mrs O’Bannion, Mrs Feuer, Mrs Morris (Sport), Mr LaMorte (Geographie), Mrs Hasselback (Cheerleading),
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