Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht
Autoren: C. E. Lawrence
Vom Netzwerk:
ja vom Fach, schaden kann es also nicht. Aber behalten Sie das alles für sich«, beschwor Butts sie. »Sonst bin ich dran.«
    »Versprochen«, sagte Kathy. »Vielleicht kann ich ja ein wenig helfen.«
    »Glaub ich nicht«, erwiderte Butts. »Hier geht es nicht um harte wissenschaftliche Fakten, sondern eher um psychologische Geschichten.«
    »Ah.« Kathy nickte. »Deshalb haben Sie sich damit an Doc Campbell gewandt.«
    Lee rollte mit den Augen. Er hatte zwar einen Doktortitel, war aber kein Mediziner. Trotzdem bestand Butts seitdem sie sich kannten darauf, ihn Doc zu nennen. Ob Kathy nun gerade Butts oder ihn auf den Arm nehmen wollte, wusste er nicht. Vielleicht ja auch alle beide.
    »Wir sind uns nicht einmal sicher, ob zwischen den beiden Fällen überhaupt ein Zusammenhang besteht«, sagte Butts und senkte die Stimme, weil ein junger gut aussehender Kellner mit weißer Schürze gerade die Getränke brachte. »Jedenfalls hatten wir innerhalb von einer Woche zwei sehr seltsame Todesfälle, die beide aussehen wie inszenierte Selbstmorde – so schlecht inszeniert, dass es sich wahrscheinlich wirklich nicht um Selbstmorde handelt.«
    »Und deshalb vermuten Sie, dass da ein Zusammenhang besteht?«
    »Ja, vielleicht – vielleicht aber auch nicht. Die beiden Toten haben nicht viel gemeinsam, und soweit wir bis jetzt wissen, gab es zwischen ihnen auch keine Verbindung. Sie kannten sich nicht, waren nicht im gleichen Alter und hatten unterschiedliche Berufe.«
    »Aber beide waren weiß, nicht wahr?«, fragte Lee.
    »Schon, das ist allerdings kein Anhaltspunkt, der uns großartig weiterhilft. Wir stellen noch weitere Nachforschungen an, was die Lebensumstände der Opfer angeht, bisher haben wir da aber absolut nichts gefunden.«
    »Können Sie mir die genaueren Umstände etwas detaillierter beschreiben?«, bat Kathy und trank einen Schluck Bier. Es war angenehm herb.
    Butts erzählte ihr die sonderbaren Einzelheiten der Fälle. Zwei Männer, beide tot, einer durch Stromschlag, der andere ertrunken – beides verdächtig aussehende Selbstmorde. »Die Widersprüche sind ungefähr so unauffällig wie eine Kuh bei der Papstaudienz«, stellte er fest. Wie er immer auf so schräge Sprüche kam, wusste Kathy nicht, aber Butts hatte ein echtes Talent für schrille Metaphern.
    »Hat Chuck Morton dich noch nicht hinzugezogen?«, erkundigte sie sich bei Lee.
    »Nein.«
    »Seltsam«, sagte sie. »Ist doch eigentlich ein klarer Fall für dich.«
    »Das find ich ja auch«, stimmte Butts zu. »Hey, ich bin am Verhungern, wollen wir mal bestellen?«
    Butts entschied sich für ein Steak, und Kathy nahm dasselbe wie immer – orientalisches Huhn. Es war auch heute wieder ausgezeichnet, exzellent gewürzt und leicht scharf. Der Preis für das beste Essen ging allerdings an Lees Bestellung: Spinat-Fettucini in einer Kapern-Zitronen-S0ße. Nachdem Kathy davon probiert hatte, schaute sie immer wieder so verlangend auf die Nudeln, dass Lee ihr schließlich den Teller hinschob.
    »Los, los, du kannst den Rest haben. Ich seh doch, dass du dich kaum zurückhalten kannst.« Er lachte und sah Butts an. »Das macht sie immer so mit mir. Ganz egal, was sie bestellt hat, am Ende will sie mein Essen.«
    »Stimmt gar nicht!«, protestierte Kathy, während sie sich gierig auf die Fettucini stürzte.
    Sie tat beleidigt, aber in Wirklichkeit war sie glücklich – und ein bisschen angeheitert nach einem wunderbaren Essen mit dem Mann, den sie liebte. Sie sollte später noch an diesen Abend zurückdenken und sich wünschen, sie hätte in dem Moment die Zeit anhalten können.

KAPITEL 5
    Kaum hatte Lee die Tür aufgeschlossen, klingelte das Telefon. Er lief durchs Wohnzimmer, war aber nicht schnell genug – das Klingeln verstummte.
    »Verdammt«, murmelte er und warf seinen Mantel auf die Couch. Die Nummer des Anrufers wurde nicht angezeigt. Also war sie unterdrückt worden. Kathy schloss die Wohnungstür.
    »Knapp verpasst?«, fragte sie und ließ sich auf die Couch sinken.
    »Ja. Und die Nummer war unterdrückt. Keine Ahnung, wer das war.«
    »Wer ruft dich denn um die Uhrzeit an?«
    »Da kommt eigentlich nur meine Mutter infrage«, antwortete er. »Aber die hat keine Ahnung, wie man die Nummer unterdrückt.«
    »Vielleicht ruft sie ja wieder an.« Kathy massierte sich den Bauch und lächelte. »Oh Gott, bin ich voll. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich auch noch den Rest von deinen Fettucini gegessen habe. Schlimm, oder?«
    Lee lachte, obwohl seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher