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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht
Autoren: C. E. Lawrence
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Gedanken um den verpassten Anruf kreisten. »Irgendwann räche ich mich und bestelle etwas, was du nicht ausstehen kannst. Leber oder so. Dann habe ich mein Essen mal ganz für mich.«
    »Was ist das?« Sie atmete prüfend ein. »Flieder – riecht wie ein Parfüm.«
    »Ach das«, sagte er mit einem Anflug von Schuldbewusstsein, ohne etwas verbrochen zu haben.
    »Hast du etwa eine heimliche Geliebte?«
    Resignierend hob er die Hände. »Okay, erwischt.«
    »Hab ich es doch gewusst! Wie heißt sie?«
    »Versprichst du, es niemandem zu sagen?«
    »Großes Indianerehrenwort.«
    Lee stand auf, setzte sich neben sie auf die Couch und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Kathy schlug ihn mit einem Kissen.
    »Au! Das tat weh!«
    »Geschieht dir recht! Ein unschuldiges Mädchen wie mich so aufs Kreuz zu legen.«
    »Aber du bist doch meine Geliebte«, sagte er. »Oder meine Freundin, was immer dir lieber ist.«
    »Okay, aber jetzt mal im Ernst, war hier jemand mit einem Fliederparfüm?«
    »Ja.«
    »Und wer?«
    »Na ja, da sie nicht zu einer Therapiesitzung hier war, darf ich es dir wohl sagen.«
    Er erzählte Kathy von Anas Besuch und auch ihrer Therapie damals – behielt allerdings für sich, dass sie dabei versucht hatte, ihn zu verführen.
    Strinrunzelnd hörte Kathy zu. »Meinst du denn, sie hat die Wahrheit gesagt?«, fragte sie schließlich.
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Jedenfalls dachte ich eben, dass sie vielleicht angerufen hat, als wir reinkamen.«
    »Auch möglich, dass sich einfach jemand verwählt hat.«
    Das Telefon klingelte wieder. Lee stürzte zum Apparat und nahm ab.
    Es war Chuck. Der Freund klang beunruhigt.
    »Was gibt es?«, fragte Lee.
    »Okay, wir sind hier an einer wirklich merkwürdigen Sache dran, und ich würde gern hören, was du davon hältst.«
    »Kein Problem, sehr gern.«
    Also erzählte Chuck ihm alles über die beiden Fälle, die Butts eben beim Dinner geschildert hatte, und Lee tat, als würde er genau zuhören. Oder besser gesagt, als höre er das alles zum ersten Mal. Das war nicht ganz einfach, weil Butts wirklich nicht viel ausgelassen hatte. Lee stellte ein paar Zwischenfragen, um sich nichts anmerken zu lassen. Er wollte Butts auf keinen Fall irgendwelchen Ärger machen. Der Detective könnte in Teufels Küche kommen, wenn bekannt wurde, dass er etwas ausgeplaudert hatte – auch wenn es nur Lee gegenüber war.
    Die Vorschriften besagten, dass man die Einzelheiten eines Falles nur mit Kollegen besprechen durfte, die ebenfalls an der Sache arbeiteten, damit nichts an die Öffentlichkeit gelangte, was die Ermittlungen gefährden könnte. Das passierte natürlich trotzdem nicht gerade selten.
    »Okay«, sagte Lee, als Chuck fertig war. »Ich glaube, du hast recht, das klingt sehr rätselhaft.«
    »Ich steig da nicht durch, verdammt«, knurrte Chuck Morton. »Deshalb brauchen wir dich im Team. Falls du Zeit hast.«
    »Sicher«, sagte Lee. »Regel das mit unseren großen Tieren, und am Montag komm ich dann zu dir ins Büro.«
    »Super.« Chuck klang erleichtert. »Dann bis Montag.«
    »Hat Chuck dich gerade engagiert?«, erkundigte sich Kathy, die nun aufstand und zu Lee herüberkam.
    »Ja, hat er.«
    »Warum machst du dann so ein langes Gesicht?«
    »Ach, das täuscht«, versicherte Lee, doch er hatte ein komisches Gefühl, eine böse Vorahnung.
    Ohne groß nachzudenken, zog er den Zettel mit Anas Handynummer aus der Tasche, nahm den Telefonhörer ab und wählte. Sofort sprang die Mailbox an. Stirnrunzelnd versuchte er es noch einmal – mit demselben Ergebnis. Er faltete den Zettel wieder zusammen und legte ihn auf den Kaminsims. Vielleicht war das reiner Zufall – möglicherweise hatte sie schlicht das Handy ausgestellt. Aber Lee konnte sich einfach nicht helfen, ihm kam es wirklich so vor, als würde sich schon sehr bald eine Tragödie ereignen.
    »Was hast du denn?«, fragte Kathy und legte den Arm um ihn.
    »Alles in Ordnung«, sagte er.
    Doch er glaubte selbst nicht daran.

KAPITEL 6
    Und jetzt hinein ins kühle Nass. Ganz genau so, lass dich einfach ins Wasser gleiten. Nur keine Angst. Nein, wehr dich doch nicht – es hat eh keinen Sinn. Von dem Mittel bist du ohnehin müde und halb betäubt, und es tut gar nicht weh. Wenn du ein liebes Mädchen wärst, hätte das hier alles nicht sein müssen, nein, wirklich nicht, aber es gibt ein paar Frauen, die eben von Natur aus böse sind. Traurig, aber wahr.
    Caleb stand am Ufer und beobachtete, wie sie davongespült wurde. Sie
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