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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut
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einer Klappe geschlagen. Er hatte gewusst, dass Polidoris Schläger ihn im Orion suchen würden. Sophia, die Nutte, war der Köder, und Zach war noch unschuldig gewesen. Dass er zudem verdächtigt wurde, an der Entführung Londons beteiligt gewesen zu sein, war ein Glücksfall. Zumindest für Eunice. Die Polizei hatte ihr das Alibi abgenommen, Zachs hingegen war so fadenscheinig, dass er sich als Hauptverdächtiger geradezu anbot. Jason dachte an seine Mutter im Krankenhaus. Womöglich auf dem Sterbebett. Gab es eine Möglichkeit, ihr die Schuld an Zachs und Adrias Tod in die Schuhe zu schieben? Nein, natürlich nicht. Sie wurde rund um die Uhr von der Polizei bewacht. Nicht einmal Jack Logan kam an sie heran.
    Jason wischte sich die Regentropfen aus dem Gesicht und suchte die brodelnden Wasser des Columbia nach Lebenszeichen ab.
    Er entdeckte keine.
    Vielleicht waren sie bereits tot. Das würde alles sehr viel einfacher machen. Als Adria in Portland auftauchte, war Jason in Panik geraten. Sweenys Nachricht, dass sie tatsächlich London war, traf ihn hart, doch er hatte instinktiv gewusst, was zu tun war. Zu seiner Überraschung war ihm das Töten bedeutend leichter gefallen, als er angenommen hatte. Nachdem er sich ein Alibi erkauft hatte, war er Adria und Zach nach San Francisco vorausgeeilt in der Hoffnung, Ginny umbringen zu können, bevor die beiden die Polizei verständigten oder mit ihr sprachen. Das war ihm zwar nicht gelungen, doch immerhin war er nach dem Mord unbemerkt entkommen.
    Er hatte viel von seiner Mutter gelernt.
    Eunice würde nie erfahren, was sie ihm beigebracht hatte. Er hatte sie jahrelang beobachtet und erst kürzlich erkannt, wozu sie fähig war. Bisher hatte er immer geglaubt, es sei das Erbe seines Vaters, dass er bereit war, den Namen und das Vermögen der Danvers' skrupellos und mit allen Mitteln zu verteidigen. Doch da hatte er sich getäuscht. Eunice war die Stärkste in der Familie.
    Er sah auf die Uhr und ließ den Blick ein letztes Mal übers Wasser schweifen. Fast eine halbe Stunde war vergangen, seit Zach und London über Bord gegangen waren. Zeit genug – der Fluss würde sein Werk inzwischen vollendet haben.
    Jetzt war es Zeit für die Show.
    »Hilfe!«, brüllte er in die Richtung des Torhauses, wobei er mit den Händen einen Trichter vor dem Mund formte. »Mann über Bord! Hört mich jemand? Um Gottes willen, ich brauche Hilfe! Steg achtzehn! Hilfe!« Er lief die Treppe hinunter zum Telefon und wählte die Notrufnummer. Anschließend wartete er, bis der erste Mensch auf einem benachbarten Boot erschien und in der Ferne Sirenen ertönten. Dann erst zog er Schuhe und Jacke aus und sprang ins Wasser. Bis die Polizei eintraf, würde die Strömung die sterblichen Überreste der gerade erst wiedergefundenen London Danvers und ihres Liebhabers – ihres Halbbruders – ins Meer hinausgetragen haben. Mochte die Polizei ihn auch verdächtigen, beweisen konnten sie ihm nichts … Der Fluss hatte eben wieder einmal zwei Opfer gefordert.

    Zach hustete und schluckte Wasser, hustete erneut. Herrgott, ihm war kalt. So verdammt kalt. Sein Kopf fühlte sich an, als habe er einen Schlag mit einem Vorschlaghammer bekommen. Instinktiv strebte er aufwärts. Dabei spürte er, wie die Strömung ihn davontrug. Er brach durch die Wasseroberfläche, rang keuchend nach Luft und wurde wieder hinabgezogen.
    Seine Muskeln waren verkrampft, ein Bein konnte er kaum bewegen, doch er kämpfte sich erneut an die Oberfläche und atmete tief ein. Etwas stimmte nicht – ganz und gar nicht, doch er erinnerte sich nicht, was es war. Er rang nach Luft, verschluckte sich, dann sah er nicht allzu weit entfernt Licht. Mühsam begann er zu schwimmen, hustete immer noch, kämpfte sich durchs Wasser und spürte, wie der Fluss ihn mit eisigen Fingern wieder in die Tiefe ziehen wollte.
    Allmählich kehrte die Erinnerung zurück, ein paar Puzzleteile dieser Nacht fügten sich zusammen. Zach trieb sich zur Eile an, pflügte durchs Wasser, verwünschte die Schwere in seinem rechten Bein, kämpfte gegen die Strömung.
    Adria! Sie war noch bei Jason auf der Jacht. O Gott, wenn sie nicht schon tot war. Ein Adrenalinstoß gab ihm die Kraft, schneller zu schwimmen, die Kälte zu ignorieren, den drohenden Muskelkrämpfen zu trotzen. Er konnte nur hoffen, dass es noch nicht zu spät war. Bitte, lieber Gott! Gib, dass ich noch rechtzeitig komme!
    Mehrere hundert Meter flussabwärts erreichte er endlich ein Geländer, an dem er
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